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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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hatten es ausgezeichnet verstanden, kundige Berater und Spezialisten zu verpflichten und durch unüberbietbar günstige Konditionen im Land zu halten. So war aus dem vormals schmutzigen Landstädtchen eine Perle und aus dem kleinen Schlösschen ein Hort des Reichtums geworden, der seit einem halben Jahrhundert den Neid sämtlicher direkter Nachbarn, aber auch den des entfernteren Brandenburgs erregte.
    Ein verschnörkelter Druck auf fast vollständig zerbröseltem Papier gab Einzelheiten eines Vertrages zwischen Brandenburg und Hohenfließ bekannt, doch Langustier konnte das Dokument nur überfliegen, da er Angst hatte, die seichte Brise, die vom See her wehte, würde es in sämtliche Fasern zerlegen. Was es beinhaltete, war eine komplizierte Regelung der Erbfolge »in allen Occasiones, die ein Absterben der Gräfflich Hochfließer Linea bedeuteten«, was Langustier im Detail keine sehr erbauliche Lektüre verhieß. Immerhin war es ihm eine Beruhigung zu lesen, dass die Markgrafen von Brandenburg nach dieser Übereinkunft ein Anrecht auf diese blühenden Ländereien hatten, wenn die Landgrafen dereinst nicht mehr wären.
    Mit einem flüchtigen Blick auf den weit verzweigten, sich aber imobersten Ast immer mehr verjüngenden und schließlich im Namen des jetzigen Regenten zu einem ultimativen Finale auslaufenden Stammbaum derer zu Hohenfließ zog Langustier das letzte Schriftstück hervor.
    Es enthielt Exzerpte aus den »Akta Syburgiana«, in denen die Karriere eines betrügerischen Wunderdoktors und Goldmachers regstens resümiert war, der sich Baron von Syburg genannt und verschiedentlich seit Antritt des Soldatenkönigs, zuletzt jedoch 1728 in Berlin sein Unwesen getrieben hatte. Langustier überflog das Blatt und beschränkte sich darauf, zwei kurze Passagen ausführlicher zu lesen:
    »Am 4. hujus hatte er die Gnade gehabt, Se. Königliche Majestät eine ziemliche Zeit alleine zu sprechen, und damals hatten Se. Königliche Majestät, des Cron-Printzens Hoheit, wie auch die Hertzoge von Bevern und Hollstein, dann Se. Excellenz, der Herr von Grumbkau und viele andere Generals-Personen in hoher Person zu Wusterhausen ihn in seinem Quartier besuchet, da er denn durch Ihro Königliche Majestät eigene hohe Hände (wobey der Holländische Gesandte gegenwärtig gewesen) zwey Loth Mercurii vivi in Gold verwandelt, so zwey Kurat besser als das Ungarische Gold auf der Probe befunden worden. Jedoch rühmete gemeldeter Baron sich nicht vor allem dieses Geheimniß zu wissen, sondern hielte seine vortreffliche Medicin für sein höchstes Secretum, worüber ihn denn Se. Königliche Majestät, des Cron-Printzens Hoheit, auf das Ausführlichste befraget und geflissentlichst mit großer Neubegierde examiniret.«
    »Er ist in den Hospitälern Maison du Sainté und Lazareth herumgeführet worden, und wird man nun sehen, ob die Wunder-Curen erfolgen werden, so eigentlich sein Werck, nicht aber das Goldmachen seyn soll. Es hat derselbe stets zwey Officiers zur Gesellschaft, und ist mit Königlicher Equipage hin und wieder gefahren worden. Es ist sonst dieser von Syburg eine bekannte Person, da er wegen einer Liebes-Aventure als ein Student in Halle vor ungefähr15 Jahren in einer Schlägerei die eine Hand verloren. Es wird die Zeit lehren, in was besondere Grace er sich insinuiren wird.«
    Langustier war erschöpft von diesem schwer zu lesenden Kanzleideutsch. Er hatte bislang nicht das Gefühl, viel schlauer zu sein. Als er bereits gar nicht mehr damit rechnete, erschien Jordans spargelartige Gestalt zwischen den leer geräumten Blumenbeeten. Seine Rockschöße flatterten wie kleine Wimpel an einer Diplomatenkutsche.
    Jordan konnte Langustier von zwei überraschenden Wendungen im Falle von Marquards berichten: Das Fräulein, das sich getötet hatte, war in einem Abschiedsbriefe geständig geworden und hatte bekannt, aus heimlicher, unsterblicher Liebe zu Falckenberg einen skrupellosen Menschen mit Geld gedungen zu haben, Marquard, den sie für den Mörder Falckenbergs gehalten, ums Leben zu bringen.
    Langustier brauchte einen Moment, diese Konstellation bei sich zu verarbeiten, was er sich mit gegenläufig geführten Hand- und Zeigefingergesten zu erleichtern suchte. Der Mann, der die Verfolgung Marquards durch den ominösen Grafen beobachtet hatte, fiel ihm wieder ein. Gerade wollte er die Figur des geknebelten Grafen neben der Leiche als verhinderten Auftragsmörder bezeichnen:
    »So ist denn der seltsame Geknebelte …«
    »…

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