Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
Vom Netzwerk:
gehörte nicht zu den Höflichkeitsbesuchern der Königin. Vom König war ihm die Aufgabe zugewiesen worden, die gröbsten baulichen Veränderungen in Park und Schloss zu überwachen, um den auswärtigen Gästen künftig das Bild des Elends zu ersparen, das man bisher dort vorgefunden hatte.
    Se. Königliche Majestät wollten sich für die abgeschobene Gattin nicht schämen. Die schönsten der vorhandenen Kastanien, Akazien, Buchen und Linden wurden durch das Entfernen des sie erdrückenden restlichen Gehölzes gebührend zur Geltung gebracht. Außerdem sollte ein neues Geflecht von Wegen den kleinen Park mit dem umliegenden Wald verbinden und auf diese Weise bedeutend vergrößern. Dazu war zunächst die hohe Mauer, die das Schloss umgab, durch niedrige Staketen zu ersetzen. Dito waren einige alte Gebäude, die in Schlossnähe allen Grund zu optischem Verdruss boten, schnellstens aus dem Wege zu räumen.
    Von Schlütern galt aufgrund seiner raschen Karriere in Friedrichs Umkreis als ein geachteter und gefürchteter Mann. Ein untrüglicher Geschäftssinn, der ihn seine öffentlichen Ämter mit seinem Privatnutzen trefflich verbinden ließ, war allgemein bekannt. Doch der König übersah diese privaten Geschäfte mit einer schier unglaublichen Nonchalance, da ihm Gewinnstreben als ein Wert an sich galt. In den Augen der einfachen Bürger waren Schlüterns Privatunternehmungen zweifellos eher geeignet, dem Ansehen des Staates zu schaden als zu nützen. Vetternwirtschaft und Korruption haben, wenn sie so ungeschminkt sichtbar wurden, selten Anlass zu Vivat!-Rufen gegeben.
    Die öffentlich ausgeschriebenen Holz- und Abbrucharbeiten am Schloss der Königin waren nur ein kleiner Farbtupfer auf der reichhaltigen Palette von Schlüterns Nebeneinkünften. Die Handwerker honorierten ihm die vergebenen Arbeiten nicht schlecht. Angesichts der allgemeinen Not blieb ihnen nichts anderes übrig. Sie konnten diese Aufträge nicht ablehnen. Arbeit war rar und die Tätigkeit für das Königshaus verschaffte ihnen immerhin ein gutes Renommee. Was galt ihnen somit der Viertteil, den sie an den Baron abführen? Sie grüßten den einflussreichen Mann mit Herzklopfen, indem sie kurz die Mütze lupften. Das edle Holz, das sie schlugen, brachte der Hausherrin eine ganze Menge Dukaten ein. Aber der Erlös, der damit auf den städtischen Holzmärkten erzielt wurde, minderte sich für die Königin beträchtlich durch den Abzug etlicher Steuern und Zölle, die auf den von Schlütern’schen Auflistungen vermerkt waren, im Gegenzug für kleinere Aufmerksamkeiten jedoch von den betreffenden Beamten nicht eingetrieben wurden.
    Von Schlüterns verzweigte Interessen machten es unabdingbar, dass er Augen und Ohren überall hatte. Die sonnengebräunten Männer, von ihren rasch wechselnden Arbeitsplätzen und Tätigkeiten weit herum geführt, gaben ihm gerne Auskunft. Denn dies wiederum kostete sie einmal nichts, sondern wurde vom Baron im Gegenteil nicht schlecht vergolten. Er wusste, wo er zu fragen hatte, wenn er ein Geschäft witterte, das möglicherweise einträglich sein konnte. Nicht immer waren seine Informanten und Handlanger ehrbare Leute, aber konnte ihn das kümmern?
    Die Dinge lagen in geschickten Händen, kamen zügig voran. Nicht diesen belanglosen Arbeiten, so laut und schmutzig sie sich auch ausnahmen, galt an diesem Oktobermorgen sein Augenmerk. Von Schlütern war vielmehr auf der Suche nach einem Hinweisgeber, einer Quelle, einem Mann namens Kallmorgen, der ihm schon so manche Dienste geleistet hatte. An einer hohen Eiche stand er und trieb seine Holzknechte an.
    Von Schlütern trat in die kleine Hütte auf Rädern, die den Waldarbeitern bei Unwettern Unterschlupf bot, und wartete, bis der hagere, sehnige Mann ihm folgte. Er legte einen Beutel Dukaten in seine abgearbeiteten Hände und beobachtete das Auflodern in dem verkniffenen Gesicht.
    »Hier habt Ihr eine Kleinigkeit. Was Ihr mir dafür leisten sollt, sind zunächst einige Spähdienste. Später mußt ihr wahrscheinlich noch einen Baum fällen – freilich einen jüngeren als den da draußen.«
    Er dämpfte die Stimme, als hätten die Bretter des Karrenschuppens Ohren bekommen, und niemand konnte vernehmen, wonach ihn genau verlangte.
    Für Kallmorgen indes, das spürten seine Arbeiter, als er ihnen kurz darauf mit Ungeduld wieder beisprang, um die letzten Zentimeter bis zur Kerbe zu bewältigen, hatten sich ungeahnte Perspektiven aufgetan. Dies wäre kein Auftrag wie die

Weitere Kostenlose Bücher