Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
entging.
„Du hast jemanden kennengelernt?“, mutmaßte ich, woraufhin sich Lorenz Wangen noch eine Nuance röter färbten.
„Ja, habe ich. Aber das ist noch nichts Offizielles. Also behalte es für dich“, knurrte er.
„Ich schweige, so wie du schweigst“, antwortete ich leise und ernst.
Wir standen auf und passierten die Tür zu Professor Hengstenbergs Amphitheater. Sie wartete bereits auf uns. Ihr langes Haar fiel weich um ihre schöne Statur und die gerade aufgehende Sonne färbte es golden. Alle Jungen saßen ruhig in den Bänken und betrachteten sie entzückt, obwohl der Unterricht noch nicht begonnen hatte. Ich nutzte die Zeit für ein paar Atemübungen, um meine Konzentration zu erhöhen. Ich hatte keine Lust, heute unter den Tisch zu rutschen.
„Wehe, du kotzt mir in den Ausschnitt“, raunzte mich Skara an, die vor uns saß. Dorina neben ihr kicherte.
„Wenn ich kotze, dann direkt auf deinen Kopf“, antwortete ich und genoss ihre Empörung. Zwischen uns hatte sich offene Abneigung entwickelt, seitdem Baltasar die Wahl verloren hatte und Skara nicht müde wurde, jedem ihre übergeordnete Gesellschaftsposition zu demonstrieren.
„Ich sorge schon noch dafür, dass sie dich hier rausschmeißen. Der Pöbel sollte nicht studieren“, giftete sie mich an.
„Wenn der Pöbel hier nicht studieren würde, hättest du doch niemanden, der dir die Antworten vorsagt. Deine kleinen Freundinnen haben ihre Köpfe doch auch nur voller Stroh.“ Ich erntete empörtes Geschnatter und lächelte zufrieden.
„Das wirst du noch büßen.“ Skaras hasserfüllter Blick traf mich, doch bevor sie zu einer Erwiderung ausholen konnte, kündigte Professor Hengstenberg den Beginn des Unterrichts an. Ich wandte mich ihr zu, denn nun brauchte ich meine gesamte Konzentration.
„Willkommen.“ Ich schluckte und sah, wie ihre durchscheinenden Flügel sanft ihren eleganten Bewegungen folgten. „Heute beschäftigen wir uns mit den verschiedenen Möglichkeiten, die magischen Kräfte, die jeder in sich trägt, in Zauber zu verwandeln.“ Ich spürte, wie ich langsam weg glitt und sich in meinen Blick ein Regenbogen und zwitschernde Vögel mischten, die eigentlich nicht hier sein sollten. Heute war kein guter Tag. Schnell kramte ich meine Ohrstöpsel aus der Tasche und drückte sie in meine Ohren. Wahrscheinlich hatte ich meine Konzentrationsfähigkeit beim Versenden von Botschaften schon aufgebraucht.
„Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Kraft der Gedanken zu kanalisieren. Wir unterscheiden sie in Worte, Gesten oder die magischen Hilfsmittel.“ Ich vernahm Professor Hengstenbergs Stimme nun gedämpft durch meinen Hörschutz und konnte mich endlich besser konzentrieren. Wie lange würde es noch dauern, bis ich das endlich in den Griff bekam?
„Bei der Verwendung von Worten wiederum unterscheidet man die kurzen Kraftzauber und die gewobenen Wortzauber, die mehrere Strophen umfassen können und sehr mächtige Magie enthalten. Zu Beginn ihres Studiums werden sie sich vorerst nur mit den kurzen Kraftzaubern befassen, die nochmals in gesagte und ungesagte Wortzauber unterschieden werden. Die gewobenen Wortzauber werden erst im fünften Studienjahr gelehrt, da sie ein umfangreiches Vorwissen erfordern und meist in der alten Sprache gesprochen werden.“ Professor Hengstenberg unterbrach kurz ihren Vortrag, da Skara sich vor uns ungehemmt mit ihren Freundinnen unterhielt.
„Fräulein Ende, ich bitte sie, nicht den Unterricht zu stören“, ermahnte sie mit ihrer schönen Stimme. Skara wandte sich mit einem Funkeln in den Augen um. Ich ahnte schon, dass sie wieder einmal erwähnen wollte, wer ihr Vater war, aber offenbar schaffte es Skara im letzten Moment, sich zu beherrschen und nickte nur langsam, als wenn ihr diese Bewegung zutiefst zuwider war. Sie sah aus wie ein Wasserkessel kurz vor dem Explodieren.
„Bei den magischen Gesten wird die magische Kraft primär über die oberen Gliedmaßen ausgesandt. Es gibt hier die kleinen Gesten, bei denen nur die Finger benutzt werden und auch die großen Gesten, bei denen die Arme komplett zum Einsatz kommen.“ Professor Hengstenberg unterstrich ihre Worte, indem sie mit den Fingerspitzen schnipste und einen Funkenregen zu Boden fallen ließ. Dann breitete sie die Arme aus und löste einen böigen Wind aus, der uns beinahe die Haare vom Kopf riss.
„Wow“, stöhnte Lorenz neben mir. Er hatte sich an seine Bank geklammert, um nicht fortgerissen zu werden.
„Und schließlich
Weitere Kostenlose Bücher