Königsfreunde (German Edition)
wir wenigstens darüber reden und Pläne schmieden. Aber wenn Clara etwas passiert wäre, hätten wir davon gehört.«
»Das weiß man nicht«, sagte Nesa. »Ich habe ein sehr schlechtes Gefühl.«
»Wenn ich ehrlich bin, ich auch«, sagte Bela.
»Aber ich hatte auch das Gefühl, wir müssen hier hinkommen. War das falsch, Bela? Habe ich falsch gefühlt?« Sie drehte sich zu ihm um. Jakob nahm seine Frau in die Arme.
»Es war sicher für etwas gut«, sagte Jakob. »Vielleicht wäre Robin tödlich getroffen worden, wenn Clara nicht bei ihm gewesen wäre. Es kann sein, es klärt sich doch noch alles und die durchsuchen nur das Schloss.«
Nesa sah ihren Mann mit Tränen in den Augen an.
»Du bist ein unglaublich schlechter Lügner. Schon immer gewesen«, sagte sie.
Die Tür öffnete sich und mehrere bewaffnete Soldaten traten ins Zimmer. Nesas Herz versetzte sich sofort in Alarmbereitschaft.
»Was ist mit meiner Tochter?«, rief sie den Männern entgegen.
»Ihr seid alle verhaftet«, sagte der Mann, der ganz vorne stand. »Verdacht der Verschwörung gegen den König und Mithilfe zu einem Attentat.«
»Was? Das ist verrückt!«, rief Jakob. »Das ist eine Verwechslung.«
»Fragt den König selbst, ob er das angeordnet hat!«, sagte Bela. »Wir sind Freunde des Königs.«
»Seine Majestät hat Eure Festnahme selbst unterzeichnet und besiegelt. Ihr seid verhaftet«, wiederholte der Mann.
Clara stürzte zur Tür, als ihre Zelle geöffnet wurde, aber jemand gab ihr einen Stoß, dass sie wieder zurücktaumelte. Ihre Mutter wurde von zwei Männern in die Zelle geführt und dann losgelassen. Nesa stürzte sofort zu ihr und schloss sie fest in die Arme. Clara sah Bela, der leicht benommen hereingeschleift wurde und ihren Vater, der sich gegen seine Wächter zur Wehr setzte. Dann fiel die Tür wieder zu.
»Mein Kind, ich hab mir unendliche Sorgen gemacht«, sagte Nesa und streichelte und drückte Clara immer wieder. Jakob kümmerte sich um Bela, der am Boden lag.
»Was ist mit ihm?«, fragte Clara.
»Er hat sich gegen die Verhaftung gewehrt, da haben sie ihn niedergeschlagen«, sagte Jakob.
»Das war Ludwig! Ich wusste es! Er konnte euch nicht in Freiheit lassen.« Clara lief zu ihrem Vater und nahm ihn in den Arm. Bela rieb sich den Kopf.
»Ich bin in Ordnung. War ein gemeiner Hieb. Clara, du musst uns alles erzählen. Wir wissen fast nichts. Was hast du inzwischen gemacht?« Bela setzte sich auf und lehnte sich an die Wand. In seinem Gesicht sah man deutlich, dass er Schmerzen hatte.
Clara berichtete alles so genau wie möglich. Manchmal unterbrach Bela sie für eine Frage oder Nesa gab einen erschreckten Laut von sich, wenn sie von den Gefahren hörte, denen Clara sich ausgesetzt hatte.
Als Clara geendet hatte, sahen sich die Erwachsenen geschockt an. Jakob warf Nesa einen langen Blick zu, dann sah er zur Erde.
»Ich weiß, was ihr denkt«, sagte Clara. »Ludwig wird uns hängen lassen und ihr wollt es mir nicht sagen.«
»Das geschieht nicht, mein Kind. Ganz bestimmt nicht.« Nesa zog sie wieder in ihre Arme. Clara spürte, wie ihre Beherrschung nachließ. Tränen liefen aus ihren Augen und über ihr Gesicht. Sie würden sterben! Sie und ihre Eltern, einfach so. Weil ein verrückter Mann das so wollte, und sie konnten nichts dagegen tun! Das war mehr, als sie ertragen konnte. Clara war noch zu jung, um ans Sterben zu denken, es war eine Sache, die außerhalb ihrer Vorstellungskraft lag und doch mit aller Brutalität auf ihre Seele drückte.
»Wir müssen Robin zu Hilfe holen«, sagte Bela. »Er kann uns hier rausholen, man muss ihm nur eine Nachricht bringen.«
»Ludwig wird dafür sorgen, dass Robin die Nacht nicht überlebt«, schluchzte Clara. »Oder er wird niemanden zu ihm lassen. Er hat ihm was in seinen Becher getan. Er hat mir den Becher gegeben und danach ist Robin viel zu schnell eingeschlafen. Ich konnte ihn nachts auch nicht wecken, nicht mal der Kampf hat ihn geweckt. Bis er aufwacht, ist es zu spät.«
Nesa hielt sie fest im Arm. Clara wusste, ihre Mutter konnte nichts anderes tun, als sie zu halten. Aber das war irgendwie noch schrecklicher. Wie musste es für sie sein, ihr Kind und ihren Mann in Todesgefahr zu wissen?
Sie konnten nichts tun als in der Dunkelheit der Nacht zu warten.
Clara weinte lautlos. Nesa hatte sich auf den Boden gesetzt, lehnte an der Wand und hielt ihre Tochter im Arm. Bela und Jakob diskutierten miteinander, aber das Gespräch und alle Spekulationen
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