Königsfreunde (German Edition)
Salentin.
»Ihr könnt jetzt gehen. Ich übernehme wieder die Wache für Euch«, sagte Ludwig.
Salentin erhob sich zögernd. Robin sah, wie er kurz seinen Blick auf Ludwig ruhen ließ. Etwas war merkwürdig am Verhalten der beiden, aber vielleicht lag dieser Eindruck nur an seiner eigenen Benommenheit.
»Das Frühstück für seine Majestät.«
Robin sah auf, als er die Stimme des Mädchens hörte. Sie stand in der Tür, trug ein Tablett auf dem Arm und knickste einmal, bevor sie das Zimmer betrat. Während sie langsam näher kam, sah sie Robin direkt in die Augen. Etwas verwirrt starrte Robin sie an. Er hatte dieses Mädchen noch nie zuvor gesehen und keine gewöhnliche Dienerin hätte es gewagt, ihn anzustarren. Aber das tat sie.
»Stell es hin und dann scher dich hinaus«, sagte Ludwig. »Und Ihr könnt auch gehen, Salentin. Ich danke Euch für Euren Einsatz.«
Das Mädchen hatte seinen Schritt verlangsamt in dem Moment, als Ludwig sagte, dass sie verschwinden sollte. Robin wünschte sich, dass sein Kopf besser funktionieren würde. Er fühlte sich leicht benommen, das Denken fiel ihm schwerer als sonst. Er entschied, das zu tun, was Clara ihm geraten hätte. Er hörte auf sein Gefühl.
»Ich möchte, dass alle hinausgehen«, sagte Robin. »Nur das Mädchen kann bleiben. Ich brauche vielleicht Hilfe beim Frühstücken. Die Wunde schmerzt noch.«
»Ich rate Euch davon ab, dass Ihr ...«, fing Ludwig an.
»Ich kann mich nicht erinnern, Euch um Rat gefragt zu haben«, unterbrach ihn Robin.
In Ludwigs Gesicht arbeitete es.
»Wie Ihr wünscht.« Er verbeugte sich knapp und verließ mit Salentin das Zimmer. Er warf Robin einen letzten Blick zu, bevor er die Tür schloss. Robin sah zu der ihm unbekannten Dienerin, die immer noch mit dem Tablett vor ihm stand. Sie stellte es auf einem kleinen Tisch ab.
»Wer bist du?«, fragte Robin. Das Mädchen zuckte zusammen.
»Du kannst frei sprechen. Es ist niemand da. Du hast mich so angesehen. Warum?«
»Majestät«, hauchte das Mädchen. »Vergebt mir, dass ich so formlos eingedrungen bin und Euch angeschaut habe. Das tat ich, um Euch allein zu sprechen. Mein Name ist Tess.« Sie holte tief Luft.
»Dann sprich.« Robin sah sie freundlich an, um sie zu beruhigen. Ihm fiel auf, dass er sie noch vor Monaten nicht angehört hätte. Bevor er sich durch seine Erlebnisse im Tal so verändert hatte, war die Dienerschaft für ihn kaum vorhanden. Das waren keine Leute, mit denen er Gespräche führte.
»Ich habe Clara kennengelernt. Ich war gestern mit ihr zusammen, weil sie von den Wachen verfolgt wurde«, berichtete Tess.
»Wie?« Robin richtete sich noch weiter auf.
»Majestät, sie wurde zum Tode verurteilt. Und ihre Eltern auch. Ich glaube, sie werden gerade schon zum Galgen geführt.«
»Das ist unmöglich!«, rief Robin. Er schlug die Decke zurück und rutschte aus dem Bett. »Ich habe das nicht verfügt! Das ist ausgeschlossen!«
»Und doch ist es so, Majestät. Etwas ist im Gange gegen Euch. Ich bitte Euch, handelt schnell! Ich weiß es vom Wärter. Er hat nach seiner Dienstablösung meine Herrin informiert und sie schickte mich zu Euch. Der Wärter hat Clara und ihre Eltern selbst im Kerker gesehen.« Tess blickte Robin mit rotem Gesicht an. Robin zog den Vorhang an der Wand zurück und dahinter kamen die Kleider zum Vorschein, die Friedrich ihm ordentlich für den heutigen Tag auf Kleiderstangen drapiert hatte. Robin riss die Hose an sich und zog sie so schnell er konnte über. Er schlüpfte in die Schuhe und behielt das Hemd an, das er bereits trug.
»Du kannst gehen, Tess. Ich kümmere mich darum«, sagte Robin.
Tess knickste und lief zur Tür. Sie schien froh zu sein, dass sie hinausdurfte. Sie schlüpfte nach draußen. Robin wollte ihr folgen und öffnete die Tür weit genug, dass er hindurchpasste. Er hatte keine Sekunde mehr zu verlieren. Ludwig stand plötzlich vor ihm und schaute auf ihn herab.
»Begleitet mich, Ludwig!«, rief Robin. »Es gibt eine Intrige. Meine Freunde sind in Gefahr.«
Ludwig rührte sich nicht.
»Worauf wartet Ihr?«, fuhr Robin ihn an.
Ludwig stieß Robin vor die Brust, sodass er zurück ins Zimmer taumelte. Robin fiel zu Boden. Fassungslos starrte er seinen Hauptmann an.
»Seid Ihr verrückt geworden?«, schrie Robin und rappelte sich wieder auf. Ludwig trat vor, packte Robin am Hemd und schleuderte ihn quer durch den Raum. Robin prallte gegen einen Stuhl und fiel darüber. Ein scharfer Schmerz schoss in seine Brust. Die
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