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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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und traf genau den Ton, den sie wollte. Nicht zu unterwürfig. Man konnte auch glauben, dass sie es nicht ernst meinte.
    »Robin?«, fragte Jakob auffordernd. Robin schwieg und musterte Clara mit ruhiger Miene.
    »In anbetracht der Umstände bin ich einmalig dazu bereit, Gnade walten zu lassen. Ein zweites Mal könnt ihr das nicht von mir erwarten.«
    »Das gilt nicht!«, rief Clara. »Das war keine Entschuldigung!«
    »Deins war auch keine. Du hast nicht gemeint, was du sagst. Ihr werdet morgen beide zusammen alle Pferde bürsten und pflegen, bis sie glänzen. Solltet ihr euch noch mal dabei streiten, werdet ihr den ganzen Hof kehren. Das ist mein letztes Wort.« Jakob drehte sich herum und ließ die beiden einfach stehen.
    »So, ich werde mich jetzt waschen«, sagte Robin und machte Anstalten, Jakob zu folgen.
    »Nein! Ich wasche mich zuerst! Das könnte dir so passen!« Clara überholte ihn und rannte auf die Tür zu. Sie würde Robin auf keinen Fall den Vortritt lassen. Sie klebte von oben bis unten.
    Fast hatte sie das Haus erreicht, als Robin an ihr vorbeisauste. Er schoss in die Stube und Clara hörte noch, wie er die Tür zum Waschraum hinter sich zuschlug.
    Als Clara am Waschraum eintraf, hatte Robin die Tür von innen verriegelt. Wütend schlug sie dagegen. Dieser verdammte Bursche!
    »Clara!«, rief die Stimme ihrer Mutter. »Komm mal zu mir!«
    »Das wirst du bereuen«, zischte sie durch die Tür und hoffte, dass Robin es hörte.
    Dann trottete sie in die Küche zu ihrer Mutter, die ihr bestimmt eine Strafpredigt halten wollte.
    »Was habt ihr denn schon wieder gemacht da draußen?«, fragte Nesa, als Clara dreckverschmiert im Türrahmen stand.
    »Robin behandelt mich wie eine Dienerin. Und ich wehre mich, das ist alles«, sagte Clara.
    »Er hat es halt nicht anders gelernt. Setz dich, bis der Waschraum frei ist.«
    »Wieder die alte Leier«, sagte Clara und ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Wie lange soll ich denn noch warten, bis er sich mal zusammenreißt?«
    »Er ist doch erst kurze Zeit bei uns. Was erwartest du?«
    »Ich erwarte, dass er sich ein bisschen Mühe gibt. Ist das vielleicht zuviel verlangt?«
    »Er gibt sich schon Mühe«, sagte Nesa und goss Milch in einen Topf.
    »Das seh ich nicht«, erwiderte Clara. »Er ist faul.«
    »Er hat einen Riesenberg Holz gespalten.«
    »Das zählt nicht, das hat ihm Spaß gemacht!«
    »Ist es deshalb keine Arbeit?«
    »Du verteidigst ihn immer!«, beklagte sich Clara. »Warum machst du das?«
    »Weil er ein sehr armer Junge ist.«
    Clara stöhnte. »Von wegen. Er ist total arrogant und stinkreich. Arm geht anders!«
    »Du wirst immer reicher sein als er«, sagte Nesa. Sie befeuchtete ein Tuch und wischte ihrer Tochter den Schmutz aus dem Gesicht.
    »Klar. Das sieht man an meinen Kleidern«, sagte Clara.
    »Du hast deine Eltern noch«, sagte Nesa. Clara sah zu ihrer Mutter hoch und Scham überkam sie. Ja, sie hatte ihre Eltern noch. Robins Eltern waren tot. Er würde sie nie wieder sehen.
    »Hast du mal in seine Augen gesehen?«, fragte Nesa sanft. »Es liegt sehr viel Trauer darin. Robin ist schrecklich einsam. Er will Nähe. Er will geliebt werden, das will jedes Menschenkind. Aber man hat ihm beigebracht, dass er niemandem trauen darf, dass er ein Mensch ist, der nicht berührt werden darf. Also lässt er das nicht zu. Aber wenn er diesen Punkt überwindet, wird er bestimmt ein wunderbarer Junge sein. Wer mit sich zufrieden ist, der will auch anderen Gutes tun. Hab noch etwas länger Geduld, dann wirst du schon sehen. Und versuch mal was Neues: sei einfach freundlich zu ihm. Vielleicht reagiert er ganz anders, als du denkst.«
    Clara schwieg. Sie wollte in diesem Moment nichts dazu sagen.
    »Ich geh mich am Bach waschen. Das dauert ja ewig«, sagte sie schließlich, um ihre Verlegenheit zu überbrücken.
    »Tu das«, sagte Nesa und lächelte wissend.
     
    Clara brachte ihre schmutzigen Kleider in die Wäschekammer, nachdem sie sich gesäubert und umgezogen hatte. Sie hoffte, dass man die Flecken ohne Rückstände auswaschen konnte. Wenn sie sich nicht die Kette gekauft hätte, dann hätte ihr Geld bald für Stoff oder gar für ein fertiges Kleid gereicht. Aber so musste sie weiter in ihren alten Sachen rumlaufen und schuldete Robin sogar Geld. Furchtbar. Sie legte das Wäschebündel in eine Holzwanne und sah sich um. Auf dem Tisch mit der sauberen Wäsche lagen Robins Kleider, die er am Ankunftstag getragen hatte. Ihre Mutter musste sie schon gewaschen

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