Königsfreunde (German Edition)
befreien. Robin beobachtete sie und Clara bemerkte, dass er in Adelas Nähe längst nicht so abweisend tat, wie bei ihr. Auf eine Art ärgerte sie sich darüber und konnte nicht mal sagen, warum.
»Hier, versuch du mal! Immer in Fellrichtung, das mag er«, sagte Adela und Robin griff tatsächlich zur Bürste und begann, sie über das Fell des Pferdes zu führen.
»Ich geh kurz was Trinken«, sagte Clara. Sie warf ihre Bürste in den Eimer und ging hinüber zum Haus. Hinter sich hörte sie Adela laut auflachen.
Clara stand in der Küche und beobachtete die beiden durchs Fenster. Das Trinken hatte sie ganz vergessen.
»Na, was gibt es da zu sehen?«, fragte Nesa und schaute Clara über die Schulter.
»Ich begreife das einfach nicht. Bei Adela ist er so anders! Sieh nur, er bürstet, ganz ohne zu schmollen!«
»Wundert dich das? Überleg doch mal. Adela weiß nichts von seiner Herkunft und behandelt ihn wie einen gewöhnlichen Jungen. Sie ist unbedarft. Und freundlich«, sagte Nesa.
Clara sagte nichts dazu und ärgerte sich im Stillen, dass Adela es einfach so schaffte, Robin für sich zu gewinnen. Vielleicht hätte es tatsächlich nicht geklappt, wenn sie über ihn Bescheid gewusst hätte. Und Adela hatte Übung darin, arrogante Leute zu umschmeicheln. Kristina hatte sie bestimmt bestens geschult.
»Sei doch froh, dass Adela ihn günstig beeinflusst. Das hilft dir doch bestimmt weiter«, sagte Nesa und ging wieder zurück zu ihrer Arbeit. Clara machte sich auf den Weg zu Wiesel. Ewig konnte sie nicht fortbleiben, ohne dass es auffiel. Adela war gerade damit beschäftigt, die Beine von Jakobs Pferd zu bearbeiten. Sie striegelte schnell und gründlich, und Clara sah, dass Robin sie dabei beobachtete und nachahmte. Wieder kam dieses lästige Gefühl in ihr hoch. Sicher, es war gut, dass Adela so auf Robin wirkte und trotzdem wollte sie das Mädchen jetzt am liebsten nach Hause schicken.
»Langsam bekomme ich auch Durst«, sagte Adela und wischte sich über die Stirn. Sie warf ihre vollen, braunen Locken zurück.
»Ich kann dir zeigen, wo das Wasser steht«, bot Robin an, und Clara hob die Brauen vor Verwunderung.
»Das wäre nett. Ich bin wirklich durstig«, sagte Adela. Ihre Wangen leuchteten rosa von der Anstrengung.
»Dann folge mir einfach«, sagte Robin und ging voran. Adela holte ihn ein und ging neben ihm zum Haus. Clara blieb allein zurück und fühlte sich elend.
Gegen Mittag musste Adela nach Hause, nachdem sie Clara noch geholfen hatte, alle Arbeitsgeräte wegzuräumen. Sie verabschiedete sich lächelnd von Robin, der ihr noch nachsah, bis sie an der Wegbiegung verschwunden war. Beim Mittagessen schien Robin blendende Laune zu haben und bildete damit einen starken Kontrast zu Clara, die ihren Eintopf lustlos in sich hineinlöffelte.
»Die Pferde glänzen, dass es eine Freude ist. Das habt ihr gut gemacht«, lobte Jakob.
»Kommt Adela morgen wieder?«, fragte Robin. Clara sah auf.
»Ja, aber wir kämmen Wolle. Das ist nichts für dich«, sagte sie.
»Wieso nicht? Sie hat mir auch gezeigt, wie man die Pferde striegelt«, sagte Robin.
»Das hätte dir absolut jeder zeigen können. Das ist das Einfachste von der Welt. Du willst es nur nicht machen, das ist alles«, sagte Clara und ihre Stimme gewann deutlich an Schärfe während sie sprach.
»Ich habe es aber gemacht, falls dir das aufgefallen ist«, sagte Robin.
»Nicht streiten, sonst wird der Hof gekehrt«, sagte Jakob. »Außerdem möchte ich mit euch noch über was anderes reden. Ich denke, wir sollten Bela einweihen und ihm sagen, wer Robin wirklich ist.«
Robin sah auf. »Warum?«
»Weil wir ihm stets unser Vertrauen schenken. Und wir müssen über deine Zukunft entscheiden. Du sagst, du willst zurück und wieder auf den Thron. Aber wie willst du das anstellen?«, fragte Jakob.
»Ich weiß nicht«, sagte Robin.
»Eben. Wir müssen mit Bela reden. Du brauchst keine Angst zu haben, er wird dich nicht verraten. Er ist der vernünftigste Mann, den ich kenne.«
»Marquard war der auch der vernünftigste Mann, den ich kannte. Und er wollte mich umbringen«, wandte Robin ein.
»Hat er aber nicht. Er hat dich gerettet«, sagte Jakob. »Wir beide reiten nach dem Essen zu Bela und regeln das.«
Robins Augen wurden groß.
»Was ist?«, fragte Jakob. »Vertrau mir. Es ist das Beste, was wir tun können.«
»Robin kann nicht reiten«, sagte Clara und erntete einen giftigen Blick aus braunen Augen dafür.
»Das stimmt nicht. Ich bin
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