Königsfreunde (German Edition)
schon öfters geritten«, sagte er.
»Du kannst nicht reiten«, wiederholte Clara, und die Suppe schien ihr plötzlich besser zu schmecken als vorher.
»Robin, ich möchte dich draußen sprechen. Jetzt sofort«, sagte Jakob. Er stand auf.
»Ihr habt noch nicht aufgegessen«, sagte Nesa.
»Das holen wir nach. Komm, Robin.« Jakob ging hinaus und Robin folgte ihm.
»Musste das unbedingt sein?«, fragte Nesa.
»Was denn? Ein König, der nicht reiten kann. Das ist doch wirklich unglaublich. Warum sollte ich das verschweigen?« Clara löffelte ihren Teller leer und Nesa schob ihren Stuhl zurück. Clara bemerkte, dass ihrer Mutter anscheinend auch der Appetit vergangen war.
»Weißt du, ich bin ganz froh, dass Jakob zu Bela geht. Wahrscheinlich wird Robin uns bald wieder verlassen und hört auch dieses ewige Streiten auf«, sagte Nesa. Sie stellte ihren Teller beiseite und verließ die Stube. Die Tür schloss sie lauter als nötig und Clara zuckte zusammen.
»Kannst du wirklich nicht reiten?«, fragte Jakob. Robin stand etwas verlegen vor ihm. Es war ihm peinlich, dass Clara seine Schwäche vor Jakob ausgebreitet hatte.
»Ich habe nicht viel geübt. Ich hatte kein eigenes Pferd. Meine Eltern mochten Pferde nicht.«
Jakob legte Robin den Arm um die Schultern.
»Wahrscheinlich haben sie sich nie mit Pferden befasst. Wir werden zusammen zu Bela reiten. Ich nehme dein Pferd an die Leine. Dann kannst du dich daran gewöhnen«, sagte Jakob.
»Ich habe keine Angst«, sagte Robin.
»Das glaube ich. Aber es ist sicherer so. Komm, wir satteln sie. Ich müsste noch einen Sattel haben, der dem Braunen passt.«
Jakob sattelte die Pferde und erklärte Robin, was er tat. Robin sah ihm zu, aber seine Gedanken wanderten zu Bela und dem Gespräch, das vor ihnen lag. Er war erst so kurze Zeit hier und schon gab es Momente, in denen er vergaß, dass er sein Reich zurückerobern musste. Das Leben bei Jakob und Nesa war so einfach. Er konnte die Verantwortung abgeben, sie fällten Entscheidungen. Das war entlastender, als er es je vermutet hätte. Aber im Schatten lag die Verantwortung, die er eigentlich trug, immer noch auf der Lauer und überfiel seine Gedanken in den ungünstigsten Momenten. Ja, er war der König, er musste die Verräter stellen. Und wenn er zu lange wartete, konnte es zu spät sein.
»Komm, steig auf«, sagte Jakob. »Ich helfe dir.«
Robin warf einen Blick über die Schulter und glaubte, ein Gesicht am Fenster des Hauses zu sehen. Clara beobachtete ihn.
»Ich kann das allein«, sagte Robin. Er stellte seinen Fuß in den Steigbügel und zog sich dann nach oben. Das Pferd war riesig, aber er schaffte es beim ersten Versuch.
»Gut«, lobte Jakob und schwang sich ebenfalls in den Sattel. »Dann wollen wir mal.«
Robin erinnerte sich an die wenigen Lektionen, die er von Marquard erhalten hatte und nahm die Zügel auf. Er drückte dem Pferd die Beine an den Bauch, aber es lief nicht los.
»Es bewegt sich nicht«, sagte Robin.
»Vielleicht ist es ein Kutschpferd«, sagte Jakob. »Es kennt das nicht. Versuch es noch mal.«
Robin trieb das Pferd wieder an und spürte, wie er rot anlief. Clara sollte ihn nicht bei seinen jämmerlichen Reitversuchen beobachten.
»Bitte lauf los«, flüsterte er und drückte dem Pferd wieder die Beine an den Bauch. Erleichterung durchströmte ihn, als das große braune Tier sich in Bewegung setzte.
»Das sieht doch schon ganz gut aus«, sagte Jakob. Robin wollte lächeln, aber er war zu angespannt. Gemeinsam ritten sie vom Hof in den Wald, und Robin vermied es, sich noch mal herumzudrehen.
Jakob hielt sein Pferd an und stieg ab. Robin schaffte es ebenfalls, seinen Braunen anzuhalten, was ihn mit einem gewissen Stolz erfüllte, den er aber nicht nach außen trug. Vielmehr tat er selbstverständlich und bemühte sich, Jakob unauffällig alles nachzumachen, was gar nicht so leicht war. Robin dachte daran, dass Jakob früher Soldat gewesen war und reiten für ihn eine Selbstverständlichkeit darstellte. Sie hatten mit den Holzschwertern ein wenig geübt und Jakobs Erfahrung mit Waffen war unverkennbar. Robin hatte Mühe, sich gegen ihn zu verteidigen, obwohl er selbst ein recht geschickter Schwertkämpfer war.
Du kämpfst Johanns Stil, hatte Jakob gesagt. Die Bemerkung hatte Robin empfindlich getroffen. Ja, Marquard hatte ihm viel beigebracht. Der Verrat schmerzte so vielfältig.
»Jetzt geht es los«, sagte Jakob. Sie gingen auf Belas Haus zu und Jakob klopfte.
Weitere Kostenlose Bücher