Königsfreunde (German Edition)
heraus. Dann fiel ihr etwas ein. Robins Kleider, die er bei seiner Ankunft getragen hatte! Vielleicht wollte er sie wieder anziehen, wenn er zurückkehrte. Sie würde sie ihm mitbringen. Robin verbrachte die Nacht bei Bela, der mit ihm noch das genaue Vorgehen besprechen wollte. Ob es wohl möglich war, dass sie auch bei Bela übernachtete? Sie dachte daran, wie sie Robin im Arm gehalten hatte, als es ihm schlecht ging. Und wie er sie heute geküsst hatte.
Ich habe den König geküsst!
Der Gedanke kam ganz plötzlich in ihr Bewusstsein. Ja! Sie hatte ihn geküsst! Unvorstellbar eigentlich. Und sehr aufregend. Welches Mädchen im Land konnte das schon von sich behaupten? Clara überlegte. Dass Robin womöglich öfters andere Mädchen küsste, das wollte sie nicht denken. Es konnte auch sein erstes Mal gewesen sein.
Clara fand Robins Kleiderbündel und nahm es aus der Ablage. Das kostbare Hemd lag in ihren Händen und sie drückte es an sich. Dann schloss sie die Augen und stellte sich vor, dass Robin es trug, wenn er sie wieder küsste und in seine Arme zog. Von dem Kuss ahnten ihre Eltern noch nichts und dabei sollte es erst mal bleiben. Sonst verboten sie ihr noch, mit ihm in einem Bett zu schlafen ... Clara schlug die Augen wieder auf. Daran hatte sie nicht gedacht!
Wenn ihre Eltern jetzt glaubten, dass sie verliebt war, trennten sie Robin bestimmt von ihr. Wenn sie verliebt war, glaubten Jakob und Nesa sicher nicht, dass sie wie Geschwister waren und mussten in verschiedenen Zimmern übernachten. Kurz ärgerte sie sich darüber, dann kam ihr in den Sinn, dass sie bestimmt nachts zu Robin schleichen konnte, wenn sie sich absprachen. Ja, das sollte doch kein Problem sein.
Sie war von sich selbst überrascht, wie schnell sie ihre Einstellung diesem Jungen gegenüber verändert hatte. Und noch verrückter war es, dass sie regelmäßig vergaß, wer Robin war. Wenn sie zusammen im Bett lagen oder redeten, dann dachte sie nicht daran, dass er der König war. Das bekam sie einfach nicht in ihrem Kopf zusammengestückelt.
Heute, als er mit gewählten Worten mit Heinrich verhandelt hatte oder auch während seiner Ansprache, da drang es in ihr Bewusstsein. Aber im normalen Alltag war er einfach Robin, den man auch mal tüchtig durch den Dreck reiben konnte, wenn es Streit gab.
Wenn du hierbleibst, habe ich niemanden, der mich tröstet oder verprügelt, je nachdem, was ich grad brauche.
Was dachte Robin wohl darüber? Vergaß er auch manchmal, wer er war? Wollte er dann einfach ein Bauernjunge sein, der Beeren pflückte oder war er immer der Prinz, der gnädigerweise mit ein paar Bauern zusammenlebte, weil es nicht anders ging?
Clara seufzte und strich über den feinen Stoff des Hemdes. Was würde geschehen, wenn sie im Schloss ankamen? Was war sie dann für ihn? War sie ihm wichtig oder dachte er das nur, weil er den Trubel aus Dienern und feinen Damen nicht mehr gewöhnt war? Clara stellte sich vor, wie sie zwischen all diesen vornehmen Leuten umherging. Würden sie mit dem Finger auf sie zeigen? Würden andere gut gekleidete Mädchen über sie lachen? Welche Frisuren trugen sie? Würden sie über Claras lange blonde Haare spotten, wenn sie sie offen trug? Zöpfe waren sicher nicht üblich am Königshof. Fragen über Fragen.
Aufhören!, schalt sie sich. Es ging nicht um sie bei dieser Angelegenheit, nicht in erster Linie. Robin musste erst einmal unbeschadet seine Position wieder einnehmen.
Und sie konnte das Kleid mitnehmen, das Robin ihr gekauft hatte. Sicher war das angemessen und teuer genug für einen Besuch am Hof ... sie dachte schon wieder an sich. Schrecklich. Clara kam sich wie eine selbstsüchtige, verwöhnte Göre vor. Diese Gedanken musste sie dringend ändern.
Innerhalb von zwei Stunden waren sie bereit. Nesa hatte die nächsten Nachbarn damit beauftragt, sich in ihrer Abwesenheit um die Tiere zu kümmern. Ihr Sohn wohnte zu weit entfernt, am anderen Ende des Tals und seine Frau war schwanger. Manchmal sah sie ihn zwei Monate lang nicht. Ihm konnte man nicht zumuten, diese Aufgabe zu übernehmen. Überhaupt wollten sie Michael nichts davon sagen, was sie vorhatten. Nesa kannte ihren Sohn. Er würde sie vor Sorge begleiten wollen und das konnte sie nicht zulassen. Er musste seiner Frau beistehen. Wenn sie heil wieder zurückkamen, würde sie ihn besuchen und ihm alles erzählen. Es war nur seinem abgeschiedenen Hof zu verdanken, dass ihn die Neuigkeiten wohl noch nicht erreicht hatten. Sonst
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