Königsfreunde (German Edition)
größten Herd und starrte in einen Topf. Dann knallte sie den Deckel wieder drauf und wischte sich über die Stirn. Sie war Clara sofort sympathisch.
»Magdalena«, rief Tess. Die Frau sah auf.
»Hallo, meine Täubchen. Wen habt ihr denn da? Ein neues Küchenmädchen?«, fragte Magdalena.
»Nicht ganz«, sagte Tess. »Können wir irgendwo ungestört reden?«
»Kind, was denkst du dir? Ich habe zu tun!« Magdalena stemmte die Hände in die Seite.
»Bitte«, sagte Tess eindringlich. Die Köchin kniff die Augen zusammen.
»Aber nur kurz.«
Kurze Zeit später standen sie alle in der Vorratskammer, die den Namen Kammer, nicht verdiente, denn sie war größer als Claras Haus im Kamm-Tal und bis zur Decke mit Lebensmitteln gefüllt. Schinken hing in riesigen Stücken von der Decke herab. Die Regale barsten von Fässern und tönernen Gefäßen, die man mit Wachs versiegelt hatte. Hier konnte man eine Armee wochenlang durchfüttern, vermutete Clara.
Schnell hatten sie Magdalena das Problem dargelegt, vielmehr erledigten Tess und Clara dies, während Sophie sich darauf beschränkte, aufgeregt zu gucken. Jetzt saß Magdalena auf einem Fass mit saurem Kraut und Tess fächelte ihr Luft zu.
»Kinder ... mein Herz! So was könnt ihr mit mir doch nicht machen! Seine Majestät ... der arme Junge ...« Magdalena schnaufte. »Gib mir meine Medizin, Tess. Schnell. Ich bin zu schwach dafür.«
Mit geübtem Griff fuhr Tess’ Hand in Magdalenas Schürzentasche und förderte ein kleines Fläschchen mit braunem Inhalt zu Tage. Tess entkorkte es und der Duft nach Alkohol zog in Claras Nase.
»Danke, mein Kind.« Magdalena nahm einen Schluck. »Jetzt wird es mir gleich besser gehen. Was tun wir denn jetzt mit Euch?«
»Ihr alle solltet mich formlos ansprechen. Ich muss mich verbergen. Nennt mich Clara. Und ihr müsst mir helfen, mit Marquard zu sprechen«, sagte Clara.
»Da können wir nicht mehr tun, als dich mit der Mahlzeit für die Gefangenen zu ihm gehen zu lassen«, sagte Magdalena. »Das gibt dir hier jeder gern ab. Keiner geht mit Freude dort hinunter.«
»Gut. Aber ihr müsst mir den Weg zeigen«, sagte Clara.
Ein Junge riss die Tür zur Vorratskammer auf und schaute zwei Sekunden auf die kleine Versammlung.
»Die Wachen wollen die Küche durchsuchen«, sagte er.
»Wo sind sie?«, fragte Magdalena scharf.
»Sie sind schon da.«
Magdalena stand schnell auf und packte Claras Hand. »Kein Wort«, zischte sie. »Tu nur, was ich dir sage.« Sie zog Clara mit sich in den Gang, der die Küche mit der Vorratskammer verband. Die Eimer mit Abfällen und abgekühlter Asche standen dort herum und warteten, dass sie hinausgebracht und geleert wurden. Magdalena griff in den Ascheeimer und nahm sich eine Handvoll des grauschwarzen Pulvers heraus. Flink rieb sie Claras Hände und ihr Gesicht ein, streute ihr Asche aufs Haar und Clara sah an ihrem über die Schulter hängenden Zopf, wie der glänzende Blondton ihrer Haare im Grau verschwand. Dann packte die Köchin erneut ihre Hand und schleifte sie hinter sich her.
»Dass ich so was nicht noch mal erleben muss, du törichtes Kind!«, schimpfte Magdalena lautstark und zog Clara in die Küche hinein. Die Wachen sahen auf. Es waren sechs Männer und sie hatten sich auf die ganze Küche verteilt. Der Mann, der ihnen am nächsten stand, musterte Magdalena und Clara misstrauisch.
»Nun geh und mach den Herd endlich sauber! Ich will dich nie wieder bei den Vorräten sehen!« Sie schleppte Clara zu einer Kochstelle und knallte ihr einen Eimer vor die Füße. Clara sah einen Lappen in der Seifenlauge schwimmen. Sie bückte sich und zog den Lappen heraus. Geschickt wrang sie ihn aus und fing schnell an, den Herd von Soßenspritzern zu befreien. Der Blick des Wachmanns ruhte auf ihr und Clara schaute nach unten, als ob es für sie nichts als ihre Arbeit gäbe.
»Und Ihr, meine Herren? Was tut Ihr in meiner Küche«, fragte Magdalena scharf.
»Wir suchen eine junge Dame. Sie gehört zu den Gästen seiner Majestät«, sagte einer der Wachleute. Magdalena schnaufte.
»Und ich suche ein paar Goldstücke unter meinem Kopfkissen! Und finde sie nicht! Raus aus meiner Küche!«
»Verzeiht, aber wir haben Anweisung, alles zu durchsuchen«, sagte ein anderer Mann.
»Seht ihr hier jemanden der aussieht, als wäre er ein Gast seiner Majestät?«, fragte Magdalena. »Verschwindet. Ihr haltet meine Kinder hier von der Arbeit ab. Hinaus!«
Clara putzte weiter, ohne aufzusehen. Ihre
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