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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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geübten Bewegungen hatten den Wachmann davon abgebracht, sie zu verdächtigen. Sicher glaubten sie auch, dass Clara edler Herkunft war und noch nie einen Herd geschrubbt hatte. Die Männer standen noch etwas unschlüssig umher, dann gab einer das Zeichen, wieder nach oben zu gehen. Einer nach dem anderen verließ die Küche. Clara atmete auf.
    »Sie sind fort«, flüsterte Magdalena neben ihr. »Und falls es dir mal da oben nicht mehr gefällt, mein Kind ... ich könnte dich hier brauchen. Du putzt dreimal schneller als meine Küchenbengel hier. Alle Achtung!« Sie lächelte Clara an. »Ich mache dir jetzt ein Tablett zurecht und du bringst es zu Marquard. Ist sowieso bald Zeit dafür. Wir ziehen es einfach etwas vor.«
    »Danke«, sagte Clara. Magdalena legte ihr die Hand auf die Schulter.
    »Nur Mut, mein Kind. Wir werden dir helfen, wo wir können. Ich glaube, da geht schon lange etwas vor sich, da oben. Ich habe auch nie geglaubt, dass mein Junge ... dass der König tot ist. Ich spürte, dass er lebt.« Sie küsste Clara auf die Stirn und diese mütterliche Geste gab Clara neue Kraft. Sie vermisste ihre Mutter, ihren Vater, den elterlichen Schutz. Ganz allein hatte sie sich auf dieses verrückte Abenteuer eingelassen.
    Weil ich Robin liebe.
    Ja, nur deshalb. Und für ihn würde sie alles geben, was sie konnte.
     

 
    Clara balancierte das Tablett und die darauf stehende abgedeckte Schale eine steinerne Treppe hinunter. Fackeln steckten an den Wänden und sie versuchte im flackernden Licht nicht zu stolpern, da sie die Stufen kaum sehen konnte. Der Geruch nach Feuchtigkeit, Moder und Schweiß stieg ihr in die Nase und sie atmete flach, konzentrierte sich auf den Kräuterduft der Suppe, die sie trug. Das Gesicht hatte sie sich notdürftig gewaschen, aber ihre matten Haare behielt sie, um nicht aufzufallen. Magdalena hatte ihr genau erklärt, was sie tun und wohin sie gehen musste. Ihr Herz schlug hart in ihrer Brust vor Aufregung. Wenn man sie entdeckte, was würde man mit ihr tun? Konnte Robin sie dann noch retten?
    Hoffentlich tun sie meinen Eltern nichts, dachte Clara und die Sorge zog schmerzhaft durch ihre Brust.
    Ich bin verrückt. Was ich hier tue, ist verrückt. Ich hätte in mein Zimmer gehen sollen. Es hätte doch noch alles gut werden können.
    Nein! Sie wusste, dass es nicht so war und machte sich in ihrer Angst etwas vor. Sollte sie von Marquard nichts erfahren, konnte sie immer noch zurück ...
    Clara dachte an die Wachen, wie sie nach ihr gesucht hatten. Das war nicht normal. Sie trauten ihr zu, dass sie sich versteckte, dass sie etwas Heimliches vorhatte. Und dann fiel ihr noch etwas auf. Die Wachen hatten nach ihr gesucht. Dabei hatte Ludwig angekündigt, das ganze Schloss nach Attentätern zu durchkämmen. Warum suchten die Wachleute dann nur nach ihr? Clara fühlte, wie ihre Hände feucht wurden. Sie hatte das vergitterte Tor erreicht, von dem Magdalena gesprochen hatte. Der gelangweilt wirkende Mann, der an dem kleinen Tisch saß und an einem Stück Holz herumschnitzte, sah auf.
    »Ich bringe das Essen für Johann Marquard«, sagte Clara.
    »Jetzt schon?«, fragte der Mann.
    »Ja. Magdalena sagt, er soll die Reste von gestern haben. Das Essen für die anderen kommt in einer Stunde. Sie kocht nicht frisch für Attentäter, sagte sie.« Clara bemühte sich, nicht zu zittern, als der Mann aufstand und einen großen Schlüsselbund vom Gürtel nahm. Aus der Nähe betrachtet wirkte er recht gepflegt und seine Kleidung sah sauber aus. So hatte sie sich einen Gefängniswärter nicht vorgestellt.
    »Komm herein, Mädchen«, sagte er. Clara trat durch die Tür.
    »Und hast du da auch was für mich?«, fragte er und grinste.
    »Es liegt unter dem Tuch«, sagte Clara. Magdalena hatte sie wirklich bestens vorbereitet. Der Mann zog das helle Stückchen Leinen vom Tablett und nahm die kleine Flasche an sich. Er steckte den Schnaps in seinen Gürtel und schien es auf einmal eilig zu haben. Sicher wollte er Clara loswerden, um sich einen Schluck von Magdalenas »Medizin« zu genehmigen. Er führte Clara durch schummrige Gänge mit sehr niedrigen Decken. Der Geruch hier unten war schier unerträglich. Schweiß, Moder, Schimmel und Nässe vermischten sich zu einer schauderhaften Komposition. Clara sah nicht hin, wenn sie an den Zellen vorbeigingen. Versuchte, die verlumpten Gestalten nicht zu sehen. Heute Morgen hatte sie all das noch unwissend als Paradies bezeichnet. Sie bogen in einen anderen Gang ein und

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