Königsklingen (First Law - Band 3)
Grenze dazwischen und drang in die ungezeichnete Hälfte vor, bohrte sich in seine Eingeweide und spießte ihn auf wie Fleisch, das über dem Feuer geröstet werden soll.
Der Riese gab einen lauten, hohen Schrei von sich, und die letzte Kraft floss aus seinen Händen. Der Blutige Neuner öffnete sein Maul und ließ ihn frei, nur den einen Arm hielt er weiterhin gegen den Rücken gedrückt, während der andere das Schwert in seinen Gegner trieb. Gelächter zischte durch seine zusammengebissenen Zähne und blubberte durch das zerfurchte Loch in seinem Gesicht. Er rammte die Klinge so weit hinein, wie es ging, bis sie zwischen den Platten der Rüstung direkt unter der Achsel des Riesen wieder herausglitt und rot in der Sonne schimmerte.
Fenris der Gefürchtete taumelte zurück, wobei er immer noch seinen langgezogenen Schrei ausstieß. Der Mund stand ihm offen, und ein roter Speichelfaden troff von seiner Lippe, deren blaue Hälfte schon wieder verheilt war, während die andere noch in Fetzen hing. Die Männer im Kreis sahen ihm erstarrt zu, glotzten ihn über die Ränder ihrer Schilde an. Seine Füße schlurften über die Erde, eine Hand fasste nach dem roten Griff von Kanedias’ Schwert, das bis zur Parierstange in seiner Seite steckte, und Blut rann vom Knauf und hinterließ rote Flecken auf dem Boden. Sein Schrei verwandelte sich in ein rasselndes Stöhnen, ein Fuß blieb hinter dem anderen hängen, und dann stürzte er wie ein gefällter Baum und krachte auf den Rücken, in der Mitte des Kreises, die langen Arme und Beine von sich gestreckt. Das Zucken in seinem Gesicht hatte endlich aufgehört, und nun folgte langes Schweigen.
»Bei den Toten.« Die Worte wurden sanft gesprochen, nachdenklich. Logen blinzelte in die Morgensonne und sah den dunklen Schatten eines Mannes, der von einem hohen Torhaus auf ihn herunterblickte. »Bei den Toten, ich hätte nie gedacht, dass du es schaffen würdest.« Die Welt schwankte von einer Seite zur anderen, als Logen erste Schritte machte, während ihm der Atem kalt durch die Wunde auf seiner Wange zischte und in seiner rauen Kehle kratzte. Die Männer, die den Kreis gebildet hatten, machten ihm nun Platz; ihre Stimmen schwiegen, die Schilde hingen in ihren Händen.
»Nie hätte ich gedacht, dass es dir gelingen würde, aber wenn es ums Töten gibt, dann gibt es keinen besseren Mann als dich! Und keinen schlimmeren! Das habe ich immer schon gesagt!«
Logen stolperte durch das geöffnete Tor, fand einen Aufgang und mühte sich die zuckenden Treppenstufen hinauf, ging immer weiter in die Runde, während seine Stiefel über den Stein scharrten und dunkle Schlieren hinterließen. Das Blut rann von den herabhängenden Fingern seiner linken Hand. Tropf, tropf, tropf. Jeder Muskel schmerzte. Bethods Stimme nagte an ihm.
»Aber ich bin es dennoch, der zuletzt lacht, was, Blutiger Neuner? Du bist nichts weiter als ein Blatt auf dem Wasser! Der kleinste Regen spült dich davon!«
Logen stolperte mit zusammengebissenen Zähnen weiter, die Rippen brannten, die Schulter scheuerte an der ausgebuchteten Wand. Weiter, höher, immer in die Runde, und sein rasselnder Atem hallte ihm nach.
»Du wirst nie etwas besitzen! Du wirst nie jemand sein! Du wirst niemals etwas anderes als Leichen hinterlassen!«
Hinauf aufs Dach, blinzelnd in der morgendlichen Helligkeit. Logen spuckte einen Mund voll Blut über die Schulter. Bethod stand an den Zinnen. Die Namhaften Männer wichen hastig zurück, als der alte Kämpe auf den König der Nordmänner zuging.
»Du bist aus Tod gemacht, Blutiger Neuner! Du bist aus ...«
Logens Faust krachte gegen Bethods Kiefer, und er stolperte einen Schritt zurück. Dann traf Logens andere Hand seine Wange, und er taumelte gegen die Zinnen; ein langer Faden blutiger Spucke rann aus seinem aufgeplatzten Mund. Logen packte ihn nun am Hinterkopf und rammte das Knie gegen Bethods Gesicht, fühlte dabei, wie die Nase flach gegen seine Knochen knirschte. Er krallte die Finger in Bethods Haar, packte ihn ganz fest, zog ihm den Kopf hoch und schlug ihn dann mit aller Macht gegen die Steine.
»Stirb!«, zischte er.
Bethod zuckte, gurgelte, und Logen hob seinen Kopf und rammte ihn wieder nach unten, wieder und wieder. Der goldene Reif flog von dem gebrochenen Schädel und rollte mit hellem Klingen über den Wehrgang.
»Stirb!«
Knochen knackten, und Blut lief in dicken Tropfen und dünnen Spritzern über die Steine. Schneebleich und seine Namhaften Männer glotzten mit
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