Königsklingen (First Law - Band 3)
Stücke, ließen Glieder einzeln durch die Gegend wirbeln und Blut und Staub hervorsprudeln und spritzen.
Ferros Hand schimmerte, ebenso die Hälfte ihres Unterarms. Sie atmete hastig, als sich die Kälte durch ihre Adern in jeden Körperteil ausbreitete und in ihrem Inneren brannte. Der Samen verschwamm und bebte, als ob sie ihn durch schnell fließendes Wasser betrachtete. Der Wind riss an ihren Augen, während weiße Gestalten wie Spielzeug emporgeschleudert wurden und in einem Sturm zersprungener Fensterscheiben, gesplitterten Holzes oder geborstenen Steins zuckten. Höchstens noch ein Dutzend stand auf den Beinen, taumelte, krallte sich am Boden fest, während die schimmernden Haare ihre Köpfe umwehten und sie sich gegen den Sturmwind stemmten.
Einer von ihnen griff nach Ferro, das verzerrte Gesicht gegen den Wind gereckt. Eine Frau, deren glänzender Kettenpanzer scheppernd hin und her schlug. Ihre Hände krallten sich in die schreiende Luft. Sie rückte näher und näher. Ein glattes, stolzes Gesicht, von Verachtung gezeichnet.
Wie die Gesichter der Verzehrer, die sie in der Nähe von Dagoska angegriffen hatten. Wie die Gesichter der Sklavenhalter, die ihr das Leben gestohlen hatten. Wie das Gesicht von Uthman-ul-Dosht, als er über ihren Zorn und ihre Hilflosigkeit gelächelt hatte.
Ferros Wutschrei verschmolz mit dem Kreischen des Windes. Sie hatte nicht gewusst, dass sie ihren Säbel mit so viel Kraft schwingen konnte. Das Entsetzen hatte nur einen winzigen Augenblick Zeit, um sich über das vollkommene Gesicht der Verzehrerin zu legen, bevor die gekrümmte Klinge durch ihren ausgestreckten Arm zuckte und ihr den Kopf von den Schultern schlug. Der Leichnam wurde davongerissen, und Staub quoll aus seinen klaffenden Wunden.
Die Luft war voller blitzender Formen. Ferro stand wie gebannt da, während die Trümmer um sie herumflogen. Ein Balken traf einen kämpfenden Verzehrer gegen die Brust und trug ihn schreiend davon, hoch in die Luft, wie eine Heuschrecke an einem Spieß.
Ein anderer zerbarst plötzlich in eine Wolke aus Blut und Fleisch, und die Überbleibsel wurden wirbelnd in den bebenden Himmel hinaufgesogen.
Der große Verzehrer mit dem Bart kämpfte sich voran, hob die schwere Keule über den Kopf und brüllte Worte, die niemand hören konnte. Durch die pulsierende, zuckende Luft beobachtete Ferro, wie Bayaz ihn ansah, eine Augenbraue hob und mit den Lippen ein einziges Wort formte.
»Brenne.«
Einen kurzen Augenblick flammte er auf wie ein heller Stern, und seine Umrisse brannten sich weiß in Ferros Augen ein. Dann wurden seine geschwärzten Knochen vom Sturm davongetragen.
Nur Mamun war noch geblieben. Er mühte sich verzweifelt nach vorn, schob die Füße über den Stein, über das Eisen, Zoll für Zoll Bayaz entgegen. Ein Beinschützer löste sich von seiner Rüstung und flog kreiselnd durch die tosende Luft, dann folgte ein Teil seines Schulterpanzers. Zerfetzter Stoff flatterte im Sturm. Die Haut über seinem verzerrten Gesicht begann sich zu falten und zu dehnen.
»Nein!« Ein suchender, greifender Arm drängte sich verzweifelt dem Ersten der Magi entgegen, die Fingerspitzen weit ausgestreckt.
»Ja«, sagte Bayaz, und die Luft um sein lächelndes Gesicht flimmerte wie die Luft über der Wüste. Die Nägel lösten sich von Mamuns Fingern, sein ausgestreckter Arm federte zurück, brach, wurde von der Schulter gerissen. Makellose Haut wellte sich von den Knochen, flatterte wie Segeltuch in einer Bö, und brauner Staub flog aus seinem aufgebrochenen Körper wie ein Sandsturm über die Dünen.
Ganz plötzlich wurde er hinweggefegt und schlug durch eine Mauer weit oben in einem der hohen Gebäude. Steinblöcke wurden von den Kanten des zerklüfteten Lochs, das er hinterlassen hatte, nach außen und nach oben geschleudert. Sie gesellten sich zum tanzenden Papier, den schlingenden Steinen, kreiselnden Bohlen, schlaffen Leichen, die in der Luft über dem Rand des Platzes herumwirbelten, schneller und schneller, ein Rund der Zerstörung, das den eisernen Kreisen auf dem Boden folgte. Es hatte nun die Höhe der großen Gebäude erreicht und trieb weiter nach oben. Alles auf seinem Wege saugte es ein, noch mehr Stein, Glas, Holz, Metall, Fleisch, und wurde mit jedem Augenblick dunkler, schneller, lauter und mächtiger.
Über den ungerichteten Zorn des Windes konnte Ferro nur Bayaz’ Stimme hören.
»Gott lächelt angesichts der Ergebnisse.«
Hundsmann stand auf und schüttelte seinen
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