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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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in Agnes’ neuem Auto übergeben, schwor ich mir, während ich mich auf das kalte Glas an meiner Wange konzentrierte. Ich werde mich nicht in Agnes’ neuem Auto übergeben. » Gleich um die Ecke klingt gut«, sagte ich.
    Wir ließen Joe bei leicht geöffneten Fensterscheiben im Auto zurück. Agnes suchte einen Tisch, während ich zur Toilette rannte. Zwar versuchte ich, mich diskret zu verhalten, scheiterte aber jämmerlich. Fast wäre ich mit einer Kellnerin zusammengeprallt, die ein Tablett mit Reispudding in Metallschalen trug. Wir starrten uns entsetzt an, bevor wir unserer Wege gingen.
    Die Sprünge in den Fliesen waren mit Schmutz und Toilettenpapierfetzen verklebt. Es roch nach schalem Zigarettenrauch, und der Rauchmelder hing an einem Draht von der Decke herab. Ungefähr eine Minute lang betrachtete ich die Toilette. Ich fühlte mich hohl und leer. Mein Magen krampfte sich zusammen, aber es kam nichts hoch. Trotzdem betätigte ich die Spülung und war froh, dass ich mein Gesicht nicht allzu nah an die Schüssel heranbringen musste.
    Dann hielt ich meine verbrannte Hand unter kaltes Wasser. Es tat weh, und ich hätte am liebsten laut geweint; hätte einen Wutanfall inszeniert, wie es Kinder tun, wenn sie vom Fahrrad fallen, sich den Ellbogen aufschürfen und ihrer Mom die Spiderman-Pflaster ausgegangen sind. Ich wollte kreischen und schluchzen, dann sollte mich jemand nach Hause bringen, ins Bett stecken, mir eine kühle Hand auf die Stirn legen und mir versichern, dass alles wieder gut werden würde.
    Stattdessen trocknete ich mir die Hände ab und überprüfte im Spiegel, ob ich mein Mascara verschmiert hatte. Meine Augen blickten matt und glanzlos und ließen mich an Mom nach ihrer Chemo denken. Den Rest meines Gesichts ignorierte ich; ich konnte den Gesamteindruck nicht ertragen. Ich fuhr mir mit dem Finger unter den Augen entlang und schwor mir im Stillen, mit dem Trinken aufzuhören oder zumindest eine längere Pause einzulegen. Diane und meine Mom hatten immer gewitzelt, dass ein kleiner Bourbon alles wieder in Ordnung brachte und eine Menge davon einen vergessen ließ, dass irgendetwas nicht in Ordnung gewesen war. Bei mir wirkte dieses Rezept eindeutig nicht.
    » Ich habe dir Tee bestellt«, sagte Agnes, als ich zum Tisch kam. » Ich wollte Kamille, aber den gab es nicht.« Sie zupfte an dem Lipton-Schild herum, das aus der kleinen silbernen Teekanne heraushing.
    » Danke.« Ich setzte mich ihr gegenüber in die kleine Nische und lehnte mich gegen die Wand. Vielleicht hatte ich meinen Wutanfall vorhin im Haus schon gehabt, und Agnes wollte sich um mich kümmern, aber es war nicht dasselbe. Sie war nicht meine Mom.
    » Ich komme nicht oft zur Westside. Und keine meiner Freundinnen mag ausländisches Essen.« Sie flüsterte so leise, als wäre das ein Skandal. Dann leerte sie zwei Zuckertütchen in meine Tasse, goss Tee dazu, rührte um und schob mir die Tasse hin. » Hier. Der Zucker wird dir guttun.«
    Ich trank einen Schluck und verbrannte mir die Zunge. Die Tasse war klein und der Tee sirupartig.
    Ehe ich eine Speisekarte hinter der Zuckerdose hervorziehen konnte, brachte die Kellnerin schon das Essen. Sie stellte vor Agnes einen Teller Souflaki und vor mich eine Schale Hühnersuppe und einen Teller Pommes frites hin.
    » Katerfutter«, erklärte Agnes. » Genau das Richtige für dich.«
    Ich hätte ihr gern erklärt, dass ich keinen Kater hatte, sondern immer noch betrunken war, murmelte aber nur: » Danke.«
    Die Suppe brannte auf meiner bereits vom Tee verbrannten Zunge. Meine Hand pochte immer noch. Ich schloss sie um mein Wasserglas und trank einen großen Schluck. Das Wasser schmeckte nach Chlor. Ich dachte an Joe, der allein im Auto saß, und wünschte, ich hätte mich einfach in mein Schlafzimmer verkrochen. Wir hätten die Tür abschließen und vom Bett aus fernsehen können, bis alle ungeladenen Gäste weg waren. Wir hätten die Cops rufen und sie die Unordnung beseitigen lassen können. Genüsslich malte ich mir aus, wie Diane die Helfer ankeifte.
    » Weshalb grinst du, Lady?« Agnes schnitt ihr Souflaki und ihr Pitabrot in quadratische Stücke. Nach jedem Bissen zog sie ihre Serviette vom Schoß und betupfte sich die Lippen. » Denkst du an deinen großen blonden Cowboy?«
    Im selben Moment, in dem sie das sagte, sah ich Alex’ Gesicht vor mir. Er stand mit dem Weihnachtsbaum in der Küche und wirkte entsetzlich traurig. Ich hatte mich nicht als der Mensch entpuppt, für den er mich

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