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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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das ist Gloria. Die perfekte Kombination aus Farbe und Weiß«, murmelte Louis, und ich bemerkte, dass seine Wimpern feucht wurden.
    Er streckte eine Hand aus und ergriff die meine, dabei betrachtete er mich im Waschbeckenspiegel, statt mir ins Gesicht zu sehen.
    » Brich diesem Jungen nicht das Herz, Vannah«, beschwor er mich. » Ich hatte es verdient, das gebe ich zu. Aber Alex– er ist mir zu schade dafür.«
    Ich verfolgte im Spiegel, wie ich langsam rot anlief.
    » Haben wir denn überhaupt alle Herzen, die gebrochen werden können?«, fragte ich leise.
    Louis nahm meine Hand zwischen seine beiden und drehte die Handfläche nach oben.
    » Hier drin.« Er spähte in meine Hand, als säße ein Küken darin. » Du siehst es vielleicht nicht, aber es ist da.«
    Ich sah ihn an. Unsere Blicke kreuzten sich. Er lächelte, dann begann er zu lachen.
    » O je«, prustete er, ließ meine Hand fallen und wischte sich über die Augen. » O je. Das war zu viel. Sogar für mich war das zu viel.« Er fuchtelte mit den Händen durch die Luft und lachte wie ein kleiner Junge.
    Das Schlafzimmer war überraschend schlicht gehalten. Der Teppich war zwar grün, die Wände jedoch weiß und die Bettdecke und die Vorhänge hellblau.
    Auf der anderen Seite des Flurs gab es ein kleines Gästezimmer mit einer Tapete mit Segelbootmuster, einem roten Läufer und einem Doppelbett, auf dem eine rot, weiß und blau gemusterte Steppdecke lag.
    » Das gäbe ein hübsches Nähzimmer ab«, meinte Louis.
    » Ich nähe nicht«, erwiderte ich. » Ich meine, ich kann nicht nähen.«
    » Alex schon.«
    » Wirklich?«
    » O ja. Er musste es für sein Studium lernen. Hat immer geübt, wenn er in den Ferien zu Hause war.« Louis vollführte eine entsprechende Pantomime.
    » Er hat geübt?«, wunderte ich mich.
    » Na klar«, rief Alex vom Flur aus, dann gesellte er sich zu uns. » Ich musste ja lernen, saubere Stiche zu machen.«
    » Er und Gloria haben dann hier gesessen und fleißig vor sich hingestichelt«, grinste Louis.
    » Sie hat Steppdecken angefertigt«, warf Alex ein. » Und ich habe Bananenschalen zusammengenäht. Aber nur einmal während der Weihnachtsferien. Glaub nicht, dass das regelmäßig vorkam.«
    Louis starrte in den Raum, als sähe er die beiden nähend beieinandersitzen. Seine Augen umwölkten sich erneut.
    » Okay, lasst uns jetzt in die Bibliothek gehen«, schlug er vor, nachdem er tief durchgeatmet hatte, um die Fassung zurückzugewinnen.
    Die Bibliothek war ein umfunktioniertes Schlafzimmer am Ende des Flurs.
    Louis öffnete mit großer Geste die Tür. » Tata!«
    Der Raum war mit hohen Bücherregalen vollgestopft, die aussahen wie selbst gezimmert. Sie waren mit brauner, hier und da Blasen werfender Farbe gestrichen. Auf jedem Regal stapelten sich Zeitschriften. Da lagen Popular Mechanics, National Geographic und TV Guide, daneben Zeitschriften über verschiedene Hobbys wie Angeln und Zigarren, wie das blau beschriftete Klebeband an den Regalkanten verriet. Ich sah kein einziges Buch, nur Zeitschriften vom Boden bis zur Decke.
    In der Mitte des Raums stand ein großer alter Ledersessel neben einem kleinen Tisch, auf dem sich Untersetzer stapelten. Dennoch war die Tischplatte mit Ringen übersät, die unzählige Gläser darauf hinterlassen hatten.
    » Was meinst du?«, fragte Louis. » Wenn du das Haus haben willst, werfe ich den ganzen Kram weg.« Er strahlte über das ganze Gesicht. » Es wäre ein gutes Geschäft für dich.«
    » Ich bin sicher, Van gefällt das Haus«, bewahrte mich Alex vor einer Antwort. » Aber wir müssen ihr Zeit geben, um über alles nachzudenken.«
    » Ja, ja, natürlich. Ich muss mich in Geduld fassen.« Wie um sich selbst zu ermahnen, hob Louis einen Finger.
    Nachdem wir den Kuchen bis auf den letzten Krümel verputzt hatten, schob mir Louis über den Tisch hinweg einen Umschlag zu. » Wenn dir das Haus gefällt– das ist mein Angebot.«
    Ich machte Anstalten, ihn zu öffnen.
    » Nein, nein«, wehrte Louis hastig ab. » Mach ihn später auf, sonst werde ich verlegen.«
    Also faltete ich den Umschlag zusammen und schob ihn in die Tasche meiner Jeans.
    Alex schenkte mir noch einmal Kaffee nach und reichte mir die Milch, ich registrierte überrascht, dass das Unbehagen, das ich am Tag zuvor empfunden hatte, verflogen war. Jetzt gehörte ich dazu, daran bestand kein Zweifel mehr.

17
    Ich hatte so viel Spaß daran, mich mit Louis und Alex zu unterhalten, dass ich den Umschlag darüber völlig vergaß,

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