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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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doch sobald wir losgefahren waren, meinte Alex: » Worauf wartest du? Mach ihn auf.«
    Ich wand mich auf dem Sitz, um an meine hintere Hosentasche zu kommen.
    » Was weißt du über diese Sache?«, fragte ich dann argwöhnisch.
    » Wie meinst du das?« Alex täuschte Verwunderung vor. » Mach ihn doch einfach auf.«
    Meine Nägel blieben an der Naht der Jeans hängen, als ich den Umschlag herauszog. Ich öffnete ihn und entnahm ihm einen Zettel, auf dem mit Bleistift die Zahl vierzigtausend geschrieben stand.
    » Ist das dein Ernst?«
    » Nicht meiner. Louis’ Ernst.« Alex schüttelte den Kopf.
    » Was denkt er sich dabei?«, entfuhr es mir, dann ging mir auf, dass das vermutlich ziemlich grob klang. » Ich meine– weiß er, dass das Haus vermutlich doppelt so viel wert ist?«
    » Und ob er das weiß.« Alex’ Lippen verzogen sich zu einem leisen Lächeln. In seinen Augenwinkeln bildeten sich kleine Fältchen.
    » Aber warum…«
    » Er sieht es so– er hat das Haus für zwanzigtausend gekauft, also hat er sein Geld verdoppelt.«
    » Was ist mit der Inflation? Wann hat er das Haus gekauft?«
    » Mitte der fünfziger Jahre schätze ich.«
    » Also zu einer Zeit, als ein Brot zehn oder fünfzehn Cent gekostet hat. Von Geld verdoppeln kann da wohl kaum die Rede sein.«
    » So ist Louis eben. Du musst dich nicht verpflichtet fühlen, es zu kaufen. Denk in Ruhe darüber nach, okay?« Wieder tätschelte er meinen Oberschenkel, diesmal schien eine Absicht dahinterzustecken.
    » Was gibt es da nachzudenken? Ein Haus für vierzigtausend Dollar– wer da nicht zugreift, ist selber schuld.«
    » Stimmt.«
    » Joe hätte einen Hof für sich. Und der Raum mit den ganzen Bücherregalen würde ein gutes Büro abgeben.«
    » Wo wir gerade beim Thema sind– du bist selbstständig, nicht wahr?«
    » Woher weißt du das?« Wir hatten zwar über Gott und die Welt gesprochen, aber ich war ziemlich sicher, dass mein Job nicht erwähnt worden war.
    » Ich habe deine Akte gelesen«, bekannte er.
    » Meine Akte?«
    » Die Fragebögen, die du ausgefüllt hast, als du mit Joe zum ersten Mal in der Praxis warst.«
    » Du hast also Nachforschungen über mich angestellt?«
    » Ich bekenne mich schuldig.« Er krümmte sich so übertrieben, als bereite ihm dieses Eingeständnis Schmerzen oder als wappne er sich für ein Donnerwetter.
    » Das ist nicht fair. Wann bekomme ich deinen ausgefüllten Fragebogen?«
    » Ms Leone, weigern Sie sich grundsätzlich, Fragen bezüglich Ihrer Person zu beantworten?«
    » Dr. Brandt, ich bin Subventionsberaterin.«
    » Subventionsberaterin?«
    » Genau.«
    » Und was genau soll das sein?«, fragte er in bester Reportermanier.
    » Ich beantrage für bestimmte Projekte staatliche oder kommunale Zuschüsse.«
    » Aha. Und wie funktioniert das, mein Schlauköpfchen?«
    » Ich werde dafür bezahlt, Nachforschungen anzustellen und für Organisationen die Anträge zu stellen.«
    » Also bezahlen dich die Leute dafür, dass du Geld für sie beschaffst?«
    » Im Grunde genommen ja.«
    » Wie bist du dazu gekommen?«
    » Eine meiner Professorinnen hat das nebenbei gemacht, sie hat mir ein paar Kunden vermittelt. Es war eigentlich nur als Übergang gedacht, bis ich einen richtigen Job finde, aber dann bin ich dabei geblieben.«
    » Unglaublich.« Alex legte sein Reportergehabe mit einem Schlag ab.
    » Ich habe einen Anschlag auf dich vor.«
    » Nur zu.«
    » Ich arbeite an einem Antrag für die Bezuschussung des Ausbaus einer Rehaklinik für Pferde in North Carolina, dabei könnte ich dein Fachwissen brauchen. All diese medizinischen Ausdrücke… ich komme mir vor, als würden sie eine fremde Sprache sprechen. Ich muss jedes zweite Wort nachschlagen.«
    » Ich hätte jetzt etwas Zeit, wenn du etwas übersetzt haben willst.«
    » Wirklich?«
    » Können diese Augen lügen?« Er bedachte mich mit seinem umwerfenden Lächeln. Dann richtete er den Blick wieder auf die Straße, und ich schob Louis’ Zettel in den Umschlag zurück.
    » Wer genau ist denn nun Louis?«, erkundigte ich mich nach einem Moment.
    Alex sah mich gespielt verständnislos an. » Dieser Typ in dem grauen Anzug?«
    » Ich möchte wissen, wer er für dich ist. Wie habt ihr euch kennengelernt?«
    Alex grinste jetzt ganz offen.
    » Du wusstest ganz genau, was ich meine.«
    » Yeah«, gab er zu. » Louis war der beste Freund meines Großvaters. Und er hat meinen Dad großgezogen.« Er sagte das, als wäre es das Ende der Geschichte.
    » Wie kam das?« Ich

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