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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Mittagessen ein paar Fragen dazu. Ihm kam es vor, als wiese das Bankensystem gewisse Lücken und systematische Ungereimtheiten auf, was aber sicher nur heißen konnte, dass er etwas nicht richtig verstanden hatte.
    »Oh my dear«, meinte Dad, der nach wie vor nur englisch mit ihm sprach. »Du hast das doch nicht etwa alles gelesen?«
    »Doch«, sagte Christopher.
    »Ich kenne niemanden, der das je gemacht hätte«, gab Dad zu. »Die Dinger sind nur zum Nachschlagen gedacht.«
    Christopher verstand diese Antwort nicht ganz – schließlich hatte er auch das Konversationslexikon, das im Wohnzimmerregal stand, von vorne bis hinten durchgelesen –, aber jedenfalls sah Dad die Lücken nicht, die Christopher gefunden zu haben meinte.
    Bildete er sie sich nur ein? Das hätte er zu gerne gewusst.
    Er fragte seine Mutter, ob er sie mal ins Büro begleiten dürfe, um an ihrem mit dem Bankennetz verbundenen Rechner etwas nachzugucken.
    »Vergiss es«, erwiderte sie. »Die reißen mir den Kopf ab, wenn ich einen Hacker wie dich meinen Computer auch nur anschauen lasse.«

 
    26 | »Alles aufwachen«, sagte Kyle. »Wir sind da. Erst mal jedenfalls.«
    Christopher schreckte hoch. Er war eingeschlafen!
    Draußen war es schon dunkel. Sie standen in einer stillen Straße vor einem Haus, in dessen Fenstern kein Licht brannte. Der Motor knackte beim Abkühlen. Über der Eingangstür glomm eine von innen beleuchtete Hausnummer: 820.
    »Kommt«, sagte Kyle.
    Die Haustür war mit einem dieser Codeschlösser ausgestattet, wie sie seit einiger Zeit in Mode gekommen waren. Sie funktionierten berührungslos über Codekarten oder aber über einen Zahlencode zum Eintippen. Die Mitglieder der Familie trugen einfach ihre Karte bei sich und konnten das Haus jederzeit betreten, ohne sie auch nur aus der Tasche nehmen zu müssen. Jedem, der sonst Zugang zum Haus haben sollte – Putzhilfen, Lieferanten, Handwerker und so weiter –, gab man den jeweils gültigen Code.
    Kyle gehörte offenbar zu letzterem Kreis, denn er tippte, ohne zu zögern, die Zahlenfolge 5-2-1-0 ein, und die Tür entriegelte sich mit einem leisen Klicken.
    »Macht überall Licht«, sagte Kyle beim Hineingehen.
    »Dann werden die Nachbarn aber merken, dass jemand da ist«, wandte Serenity ein.
    Kyle nickte nur. »Das ist der Sinn der Sache.«
    Also gingen sie durch alle Zimmer und schalteten das Licht an. Es war ein kleines Haus, bei dessen Konstruktion einiges schiefgegangen zu sein schien: Zwei Zimmertüren kamen einander in die Quere, und in der Küche hatte man für die ungeschickt installierte Wasseruhr ein Stück aus der Arbeitsplatte sägen müssen. Die Bewohner des Hauses waren wohl in Urlaub gefahren, so aufgeräumt, wie alles aussah, aber sie schienen mit Gästen während ihrer Abwesenheit gerechnet zu haben: Auf frisch bezogenen Betten lagen sorgsam gebügelte Handtücher bereit.
    »Was tun wir hier eigentlich?«, wollte Serenity wissen.
    »Wir warten, bis man mit uns Kontakt aufnimmt«, erklärte ihr Bruder. »Was vermutlich morgen passieren wird.«
    Serenity furchte die Stirn. »Ein bisschen umständlich, oder?«
    »Umständlich, aber sicherer als über Netzwerke, die man bis zu eurem Vater zurückverfolgen könnte«, sagte Christopher. »Das Telefonnetz kann abgehört werden, E-Mails waren sowieso noch nie vertraulich … Man muss etwas dazwischenschalten.«
    Kyle nickte. »Du durchschaust das Prinzip.«
    »Ich nehme an, irgendjemand wird sehen, dass jetzt im Haus Licht ist«, mutmaßte Christopher. »Das ist das Signal, dass wir da sind. Man kann beobachten, ob uns jemand gefolgt ist, ob wir uns verdächtig benehmen und so weiter.«
    »Aber heißt das nicht«, warf Serenity ein, »dass Dad immer jemanden braucht, der sein Haus zur Verfügung stellt?«
    »Ja«, sagte Kyle und bugsierte seine Reisetasche in eines der Schlafzimmer. »Aber das ist kein Problem für ihn.«
    Nachdem die Zimmer verteilt und die Reihenfolge, in der sie die Dusche benutzen würden, abgesprochen war, machten sie sich über die Vorräte her. Die Gefrierfächer waren gut gefüllt. Kyle nahm tiefgefrorene Putenschnitzel heraus, eine Gemüsemischung und Pommes frites, die man im Backofen zubereiten konnte, und begann, mit Pfannen und Töpfen zu hantieren.
    Serenity öffnete derweil eine Schranktür nach der anderen. »Geschirr«, stellte sie fest. »Frühstücksflocken. Wieder Geschirr. Noch mehr Geschirr. Und zur Abwechslung – Geschirr!« Sie hielt inne. »Ach nee. Schaut euch das mal

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