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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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sich die Waldluft auf einmal leichter atmen. Gut, dass er seine Zweifel für sich behalten hatte!
    »Die Kohärenz ist unendlich viel intelligenter als wir«, fuhr Dad fort. Je länger er sprach, desto deutlicher kam der Mann wieder zum Vorschein, der er früher gewesen war. Auf einmal war der scharfe Verstand von James Kidd wieder zu spüren, merkte man wieder, dass es Dad immer um die Wahrheit ging. »Wenn Sie ihr ab und zu ein bisschen auf die Zehen treten konnten, dann nur deshalb, weil sie gerade Wichtigeres zu tun hat und sich nur nebenbei um Sie kümmert.«
    »Ah ja? Und dieses Wichtigere – was ist das?«
    »Etwas relativ Banales: der Ausbau des Mobilfunknetzes.«
    »Wie bitte?«
    Dad sah sich nach Christopher um, warf ihm diesen Blick zu, mit dem er ihn schon als Kind aufgefordert hatte, sich in eine Diskussion einzuschalten. »Upgrader können nur dorthin gehen, wo das Feld genügend stark ist«, sagte Christopher also. »Die Chips müssen senden und empfangen können, und beides mit genügend hohem Datendurchsatz. Das ist technisch anspruchsvoll. Der Datenverkehr über die Biochips der Kohärenz ist wie eine zweite, verborgene Ebene innerhalb des Mobilfunknetzes, die zudem wesentlich mehr Energie verbraucht als der normale Telefondienst, weil die Chips mit der körpereigenen Elektrizität auskommen müssen.«
    »Das ist alles teuer«, ergänzte Dad. »Viel Geld fließt, vieles davon im Geheimen. Eine Menge Upgrader, darunter meine Frau – Christophers Mutter – sitzen in Banken und sind schlicht und einfach damit beschäftigt, Geld zu stehlen. Diese Finanzkrisen, um die es in den Nachrichten ständig geht, die Haushaltslöcher, die sich überall auftun, all die Milliarden und Abermilliarden, die da verschwinden – das sind die Auswirkungen dieser Manöver. Dahinter steckt die Kohärenz.«
    Jeremiah Jones kniff die Augen zusammen. Dann nickte er. »Ich verstehe. Deshalb wird in den Zeitungen nie die Frage gestellt, wohin all die Milliarden eigentlich verschwunden sind.«
    »Natürlich nicht. Darüber soll man nicht nachdenken.«
    »Dabei wäre es so eine logische Frage. Dauernd ist nur von Schulden die Rede, von Verlusten… Aber wo Schulden sind, muss ja auch ein Guthaben sein. Wo einer Verlust gemacht hat, hat ein anderer Gewinn gemacht.« Er schüttelte den Kopf. »Ehrlich gesagt bin ich auch nie auf die Idee gekommen, mich das zu fragen. Seltsam. Und das ganze Geld hat die Kohärenz?«
    »Ja. Sie baut die Infrastruktur aus, ohne die sie nicht existieren kann. Das ist ihr wichtigstes Ziel: dass das Feld den gesamten Planeten umspannt. Es soll bis in die tiefsten Täler und auf die höchsten Berge reichen. Es soll keine weißen Zonen mehr auf der Landkarte geben.«
    Dr. Connery, der dem Gespräch bis jetzt nur gelauscht hatte, hob den Arm. »Wäre das ein Ansatz, die Kohärenz auszuschalten?«, fragte er. »Indem man das Mobilfunknetz sabotiert?«
    Christopher schüttelte den Kopf und sah, dass sein Vater es ihm gleichtat, fast im Takt, so, wie es Upgrader manchmal taten.
    »Wie stellen Sie sich das vor? Mobilfunkmasten sprengen? So schnell könnten Sie die gar nicht sprengen, wie sie wieder aufgebaut würden. Das ist eine riesige Industrie, die überall auf der Welt daran arbeitet, mit Millionen von Mitarbeitern.«
    »Ich dachte eher an die Computer, die dahinterstehen. Dass man die Rechenzentren der Netze – « Dr. Connery hielt inne. Da waren sie wieder bei dem wunden Punkt. Deswegen wurden Jeremiah Jones und seine Freunde schließlich verfolgt: Weil man ihnen vorwarf, sie hätten mehrere Rechenzentren in die Luft gesprengt und dabei Menschen schwer verletzt. »Na ja«, schloss er lahm. »War nur so eine Idee.«
    »Nein, nein. Warte.« In Jones’ Augen funkelte es plötzlich unternehmungslustig. »Es steckt eine Idee darin, Bob. Vielleicht nicht die originellste Idee aller Zeiten, aber eine Idee.«
    Er begann, auf und ab zu gehen. »Was wissen wir über die Kohärenz? Nicht viel, aber eines ganz bestimmt: dass sie sich viel Mühe gibt, ihre Existenz geheim zu halten. Nicht wahr?« Er zählte es an den Fingern ab. »Die Upgrader leben nach außen hin alle ein normales Leben. Sie tun so, als sei alles normal. Sie beeinflussen die Medien. Sie inszenieren makabre Theaterstücke wie das, uns zu Terroristen zu erklären. Lauter Ablenkungsmanöver, damit der Rest der Welt nichts über die Aktivitäten der Kohärenz erfährt. Und vor allem nichts von ihrer Existenz.«
    »Mit anderen Worten«, meinte Dr.

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