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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Baumästen, Markierungen mit Farbspray, Striche auf Steinen. Sie zeigen an, wo ein Behälter mit genaueren Informationen vergraben ist.«
    »Gut«, sagte Madonna hörbar erleichtert. »Dann brauchen wir ja einfach nur zu warten, bis sie wieder abziehen.«
    Irgendwas stimmte mit diesem Argument nicht, aber Serenity wusste einen Moment lang nicht, was. Dann wechselte sie einen Blick mit Christopher und begriff.
    »Wir haben noch Netz hier, oder?«, fragte sie beklommen.
    Christopher nickte nur.
    »Ehrlich?« Kyle sah ihn bestürzt an. »Wir sind nur ein paar Meilen vor dem Treffpunkt und der liegt in einer weißen Zone. Ganz sicher.«
    Christopher massierte sich eine Schläfe. »Kann ja sein. Aber hier haben wir jedenfalls Netz.«
    »Shit.« Kyle zog die große Übersichtskarte heraus, breitete sie auf der Motorhaube aus. »Ich hab keine Ahnung, wo hier eine andere weiße Zone sein könnte.«
    In Christophers Augen flackerte Panik. »Wir können doch nicht die ganze Strecke wieder zurück fahren!?«
    Kyle presste die Kiefer zusammen, während er die Karte studierte. Serenity sah die Narbe auf seiner Stirn rot werden. Das war immer ein schlechtes Zeichen.
    »George«, stieß er hervor. »Wenn wir nach Norden fahren, in Richtung des Blackfeet-Reservats? Wie sieht es dort aus mit Mobilfunk?«
    George trat näher. »Gibt es dort natürlich nur stellenweise; Indianer sind keine guten Kunden. Aber in Browning und Umgebung funktioniert es.« Er starrte reglosen Gesichts auf die Karte. »Nein. Ich glaub nicht, dass wir heute noch bis in die Bereiche des Reservats kommen, in denen es kein Netz mehr gibt. Das ist einfach zu weit.«
    Serenity beugte sich über die Karte, versuchte zu verstehen, was die beiden besprachen. Aber mit Karten hatte sie noch nie viel anfangen können. »Wieso denn? Wie groß ist das Reservat?«
    »Etwas über zweitausend Quadratmeilen«, sagte George und deutete auf ein großes, grau unterlegtes Areal im nördlichen Montana, das bis an die Grenze zu Kanada reichte. »Nicht viel, verglichen mit den alten Zeiten. Aber für unser momentanes Problem zu groß.«
    Kyle klatschte mit der Hand auf die Karte, an einer Stelle, die vorwiegend braun gefärbt war. »Dann müssen wir wieder in Richtung der Rockies. Es geht nicht anders.«
    Er warf einen kurzen Blick in Richtung Christopher, einen eigentümlichen Blick, den dieser nicht bemerkte, Serenity dagegen durchaus: Es wäre nämlich schon anders gegangen. Sie hätten sich einfach von Christopher und seinem gefährlich verräterischen Chip trennen können.

53 | Sie fuhren und sie fuhren und sie fuhren. Es nahm kein Ende. Sie fuhren und es dämmerte. Sie fuhren und es wurde dunkel. »Komm, setz dich zu mir nach vorn«, sagte Kyle irgendwann und Christopher setzte sich nach vorn. »He, nicht einschlafen«, sagte er später und Christopher bemühte sich, nicht einzuschlafen.
    »Es wäre wirklich gut, wenn wir bald da wären«, erklärte er, als das Gefühl, mitten in seinem Gehirn stecke ein glühender Eisenklumpen, unerträglich wurde.
    »Tja…«, konnte Kyle nur sagen und: »Kommt, Leute. Unterhalten wir uns. Reden hilft gegen Einschlafen. Oder soll ich Musik anmachen? Irgendwas Hartes? Metal?«
    »Oh, bitte nicht«, bat Christopher entsetzt.
    Sie waren zu viert im Wagen – Kyle, Serenity, Madonna und er. George fuhr allein hinterher.
    Ihm. Dem weißen Mann. Dem Musterbeispiel. Dem mit der Intelligenzkrankheit, dem Hirnfieber, der Pseudo-Klugheit. Der über alles nachdenken musste, ja – aber nachdenken, das konnte Christopher nicht mehr. Er war zu sehr damit beschäftigt, die Augen offen zu halten.
    Madonna erzählte, wie schwierig es gewesen war, Gitarre zu lernen, weil jeder nur gesagt habe: »He, du bist doch ein Indianermädchen, warum spielst du keine indianischen Instrumente? Spiel doch Flöte! Spiel doch Trommel! Hauptsache, nicht das Instrument der Cowboys!«
    »Und? Wie hast du dich durchgesetzt?«, wollte Serenity wissen.
    »Meine Mutter arbeitet für das Amt für indianische Angelegenheiten, als Übersetzerin und Sachbearbeiterin. Sie hat mir einen Musiklehrer besorgt. War immer eine halbe Weltreise zu den Unterrichtsstunden.«
    Irgendwann hörte Christopher nur noch mit halbem Ohr zu. Wie man Songs schrieb. Wie es war, sie erst genial zu finden und nach einer Weile langweilig, blöde, einfallslos… schlecht eben. Dass Madonna sich deswegen nie getraut hatte, ihre Lieder jemandem vorzusingen. Dass sie schon überlegt hatte, das Video wieder aus

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