Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
Oder?« Er sah Serenity an. Einfach, weil er sie gern ansah.
    Sie grinste. »Ja, die Parks waren auch super.«
    Guy rangierte sein riesiges Gefährt mit lässiger Nonchalance durch den dichten Verkehr. »Stimmt, diese bretonischen Städte können reizvoll sein. Wobei die kleinen Orte an der Küste noch hübscher sind. Das werdet ihr ja sehen. Dorthin fahren wir nämlich – an die Küste. Unterwegs können wir schon mal klären, wie wir vorgehen wollen.«
    Sie bogen in eine Schleife ein, die auf eine vierspurige Schnellstraße führte.
    »Ich würde vorher gerne was anderes klären«, sagte Christopher.
    »Okay. Was denn?«
    »Ob du ein Upgrader bist.«
    Er hörte Serenity erschrocken einatmen. Guy dagegen lachte amüsiert. »Sehe ich etwa so aus?«
    »Nein. Aber das sieht man den Leuten nicht an. Das ist ja das Problem.«
    »Schon klar.« Guy legte die prächtige Stirn in tiefe Denkerfalten. »Ich nehme an, du spielst auf diesen Test an, der in der Rundmail beschrieben wurde. Mit dem Kupfernetz.«
    »Genau.«
    »Tja. So was hab ich leider nicht da.«
    »Kein Problem«, sagte Christopher. »Ich hab eins mitgebracht.«

63

    Deshalb also war Christophers Umhängesack so prall gewesen, erkannte Serenity: weil er unter all seiner Wäsche ein Kupfernetz eingepackt hatte, das groß genug war, um einen ausgewachsenen Mann einzuhüllen, wenn er sich hinkauerte.
    Serenity merkte, dass sie es beruhigend fand, wie Christopher immer an alles dachte.
    Sie vollführten die Prozedur auf einem einsamen Parkplatz, der durch eine Reihe hochgewachsener Büsche gegen Blicke von der Schnellstraße geschützt war. Der PentaByte-Man – Guy – hatte wohl schon zu lange am Steuer gesessen, jedenfalls stellte er sich ziemlich steifbeinig an, wie er sich mitten auf das Netz setzte. Christopher hob die Enden hoch und schloss das dunkelrote, feinmaschige Gespinst über seinem Kopf. Es sah etwas albern aus, aber Guy wurde nicht ohnmächtig, sondern riss Witze von wegen, so sehe er in Geschenkpackung aus.
    Überzeugt von sich war er, das musste man ihm lassen.
    »Okay.« Christopher öffnete das Netz wieder. »Du bist kein Upgrader.«
    »Ich bin selber ganz beruhigt«, meinte Guy. Es klang spöttisch.
    »Jetzt wir.«, sagte Christopher.
    »Oh, macht euch meinetwegen keine Umstände«, wehrte Guy ab und stemmte sich mühsam wieder hoch. »Ich glaub euch auch so.«
    Serenity trat kurz entschlossen vor. »Doch. Ich will wissen, wie sich das anfühlt.«
    Nun, es fühlte sich an, als sei man ein in Klarsichtfolie eingepacktes Bonbon. Nur dass das Netz nicht süß roch, sondern ... hmm, roch Kupfer so? Nein, es war wohl eher die Ummantelung der Drähte, die diesen chemischen Beigeschmack ausdünstete.
    Jedenfalls spürte sie keinen Unterschied zu ihrem normalen geistigen Zustand. Falls ihr geistiger Zustand gerade normal war – sie verging immer noch vor Sorge um ihre Eltern. Es half auch nichts, sich zu sagen, dass sie ohnehin nichts machen konnte und dass es ihren Eltern kein bisschen half, wenn sie sich sorgte.
    Anschließend wickelte sie Christopher ein, genau so, wie er es mit ihr gemacht hatte.
    Christopher spürte einen Unterschied, als er eingehüllt vor ihr saß. »Gut, sehr gut. Ich spüre das Feld tatsächlich nicht mehr«, meinte er mit nach innen gewendetem Blick. »Am liebsten würde ich so sitzen bleiben.«
    »Nichts da«, erwiderte sie und ließ das Netz wieder los, das daraufhin um ihn herum zu Boden sank.
    Da fiel ihr etwas ein. »Christopher hat mir erzählt, Sie würden Ihr ganzes Leben auf Video aufnehmen«, wandte sie sich an den PentaByte-Man. »Stimmt das?«
    Er nickte. »Ja, das stimmt. Seit zwanzig Jahren.«
    »Jeden Tag?«
    »Jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde.«
    Sie wies auf Christopher, der immer noch am Boden saß und keine Anstalten machte, wieder aufzustehen. »Und das hier? Jetzt? Nehmen Sie das auch auf?«
    »Natürlich. Alles.« Er tippte an seine Brille mit der breiten Fassung. »Das ist Fensterglas, ich brauche eigentlich keine Brille. Aber da oben« – er deutete auf den rechten Bügel – »ist die Kamera eingebaut, und da« – er zeigte auf den linken Bügel – »das Mikrofon. Spezialanfertigung. Ich hatte noch drei weitere Exemplare. Leider sind die mitsamt meinem Haus in Genf explodiert.«
    »Und die Daten?«, fragte Christopher. Er schaute sich um, als erwarte er, Daten in großen Haufen herumliegen zu sehen. »Du hast gesagt, du hättest dein letztes Datenset bei dir.«
    »Hab ich auch. Wir fahren

Weitere Kostenlose Bücher