Kohärenz 03 - Time*Out
sozusagen darin herum.«, sagte der PentaByte-Man.
»Zweihundert Terabyte?« Christopher wirkte aufrichtig erstaunt. »Wie geht das?«
»Oh, das geht heutzutage.« Guy stand auf und stampfte an ihm vorbei in den hinteren Teil des Wohnmobils, das unter seinen Schritten spürbar schwankte. Als er einen der Wandschränke öffnete, sah Serenity, dass dessen Inneres in lauter schmale, waagrechte Fächer unterteilt war. In jedem davon ruhte auf einem Schaumstoffpolster ein schwarzer, flacher Kasten, der aussah wie ein dünner DVD-Player.
Guy zog eines der Geräte heraus. »Eine Vier-Terabyte-Platte. Die gab's vor ein paar Jahren relativ erschwinglich, da hab ich zugeschlagen. Zum Glück. Nicht der letzte Schrei, aber eine höhere Packungsdichte als DVDs und technisch ausgereift. Jedenfalls hatte ich noch keinen Versager.« Er klopfte auf das Holz der Schranktür, eine abergläubische Geste, die Serenity albern vorkam. »Ja, und davon hab ich sechzig Stück. Hier zwanzig, in dem Schrank daneben zehn und die restlichen unter dem Bett.« Er schob das Gerät zurück in sein Schaumstofflager, das sicher als Schutz gegen Erschütterungen beim Fahren gedacht war, und schloss die Schranktür sorgfältig wieder. »Aber die Platten unterm Bett enthalten meine frühen Jahre, die werden wir nicht benötigen.«
»Ich hab versucht, mir vorzustellen, wie viel Platz sechzigtausend DVDs brauchen würden«, bekannte Christopher.
»Ziemlich viel. Selbst wenn man die Dinger eng stapelt. Da hätte ich einen Anhänger gebraucht«, sagte Guy. »Mein Backup zu Hause waren DVDs. Der ganze Keller voll. Alles nur noch Schrott. Zum Heulen.«
Christopher stand auf, rollte sein Netz wieder zusammen und musterte dabei die Inneneinrichtung. »Und wo hast du dein Gepäck? Vorräte und so?«
»Ist alles aufs Nötigste beschränkt.« Guy kam zurück nach vorn, zog den Vorhang vor dem oberhalb der Fahrerkabine gelegenen Hochbett beiseite. Die Matratze dahinter lag voller Kleidung, Handtücher, Konserven, Wasserflaschen und dergleichen. »Da oben werdet ihr schlafen. Das heißt, wir müssen das Zeug heute noch anderswo verstauen. Ist aber das kleinste Problem, würde ich sagen.«
»Haben Sie sich verletzt?«, fragte Serenity, ohne zu überlegen. »Sie humpeln.«
Guy warf ihr einen Blick zu, bei dem sie fast erschrak. »Ich bin okay«, knurrte er unwillig.
Das Thema war offenbar heikel. Serenity schalt sich insgeheim eine taktlose, dumme Nuss. Es war ihr aufgefallen, ja. Aber man musste nicht alles herausposaunen, was einem an Leuten, die man gerade kennenlernte, auffiel!
Sie setzten die Fahrt fort, und eine Weile herrschte eine angespannte Atmosphäre, die erst wich, als Serenity fragte, wohin sie eigentlich unterwegs waren.
»Das wird euch gefallen«, meinte Guy. »Ein kleiner Ort am Meer, rund um die mittelalterliche Kirche lauter malerische alte Häuser, ein schlichter Hafen ... idyllisch. Am Ende der Welt. Es gibt zwei Campingplätze, von beiden aus kommt man bequem zu Fuß ins Dorf. Dort gibt es einen hübschen kleinen Supermarkt, keinen von diesen hässlichen großen Klötzen. Dazu eine echte Boulangerie, einen Bäcker, für die täglich frischen Baguettes, mit denen wir uns den Bauch vollschlagen werden ... alles, was man braucht.«
»Klingt wirklich gut«, gab Serenity zu, obwohl sie bezweifelte, dass das, was vor ihnen lag, viel Ähnlichkeit mit einem Urlaub haben würde.
»Ja, das wird großartig«, erklärte Guy schwärmerisch und fügte hinzu: »Aber das Beste ist: Dort wird gerade ein Film gedreht!«
»Ein Film?«, echote Christopher verdutzt.
»Ja, genau«, rief der PentaByte-Man begeistert. »Grandiose Sache. Spielt im siebzehnten Jahrhundert, es geht um Piraten und die ewigen Streitigkeiten zwischen der französischen und der englischen Flotte. Und Regisseur ist kein Geringerer als François Le Gall!« Er sagte das in einem Tonfall, als sei das jemand wie Alfred Hitchcock oder Steven Spielberg. Serenity hatte den Namen aber noch nie gehört. »Die Hauptrolle spielt ein gewisser Jérôme Wagner, ein unbeschriebenes Blatt bisher. Könnte sich nach dem Film ändern, mal sehen. Ja, und Sophie Lanier spielt mit! Die ist zwar noch nicht da, aber die Leute im Dorf reden natürlich von nichts anderem.« Er warf ihnen beiden einen kurzen Blick zu. »Sagt euch alles nichts, hmm?«
»Ähm«, machte Christopher, »nein.«
Guy seufzte. »Ihr müsst mich einfach bremsen, wenn ich davon anfange, okay? Ich bin nun mal ein Kinofreak, ein
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