Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
machen, um sicher zu sein, dass die Chips unverändert sind«, erklärte Christopher.
    »Kann das passieren? Dass sich da was verändert?«
    »Es ist mir einmal passiert«, sagte Christopher düster. »Und einmal reicht fürs Leben.«
    Die Chips schienen okay zu sein. Die Registerinhalte waren unverändert, was hieß, dass die Tarnfunktion weiterhin aktiv sein musste. Nach allem, was er wusste, würde die Kohärenz nicht imstande sein, ihn zu identifizieren.
    Er legte den Laptop auf den Rücksitz. »Okay«, sagte er. »Haben Sie eine Armbanduhr mit Sekundenzeiger?«
    »Ja«, sagte Clive Tucker und strich den linken Ärmel seines Overalls zurück. Der Overall war heute dunkelblau, was ihn schon fast zivil aussehen ließ.
    »Behalten Sie sie im Auge. Von dem Moment an, in dem ich jetzt« sage, warten Sie genau drei Minuten. Wenn ich bis dahin nicht wieder zurück bin, müssen Sie mich holen.«
    Clive musterte ihn stirnrunzelnd. »Und wie mach ich das?«
    »Sie rütteln mich, schütteln mich, geben mir eine Ohrfeige, wenn es sein muss. Hauptsache, Sie wecken mich wieder auf.«
    »Okay. Das mit der Ohrfeige hast du gesagt.«
    »Wichtig ist«, sagte Christopher eindringlich, »dass Sie auf die Zeit achten. Drei Minuten. Keine Sekunde länger.«
    »Hab ich verstanden.«
    »Gut«, sagte Christopher.
    Er atmete ein paar Mal tief durch, ruckelte sich bequem im Sitz zurecht. Als ob es darauf ankäme! Das tat es natürlich nicht.
    Wenn alles klappte, wie er sich das vorstellte, würde er sowieso keine drei Minuten brauchen. Im Feld lief alles viel, viel schneller ab. Er würde die Welt einmal umrundet haben, ehe der Sekundenzeiger eine Stelle weitergerückt war.
    Bloß hatte es bisher noch nie so geklappt, wie er es sich vorgestellt hatte.
    Er spürte, dass er Angst hatte. Bislang hatte er jedes Mal, wenn er mit der Kohärenz in Kontakt getreten war, eine unangenehme Überraschung erlebt. Es war durchaus angebracht, sich zu fragen, was diesmal auf ihn wartete.
    Aber das wollte sich Christopher nicht anmerken lassen. Außerdem war es zu spät, es sich noch einmal anders zu überlegen.
    »Okay«, sagte er und schloss die Augen. »Jetzt.«
    Im gleichen Moment aktivierte er die beiden Chips in seinem Kopf. Ein Gedanke genügte und er spürte, wie sie aktiv wurden.
    Ins Feld zu gehen, war bisher immer gewesen, als beträte er ein Land, das sich jedem Versuch, es zu beschreiben, entzog. Ein Land, dessen Landschaften aus Daten bestanden und in dem es keine Wege gab, weil man seinen Ort gedankenschnell und ohne Mühe wechseln konnte, ja weil es gar keinen Sinn machte, überhaupt von einem Aufenthaltsort zu sprechen. Man bewegte sich durch Licht, das aus Informationen bestand, überwand unsichtbare Schutzwälle, musste Fallen entgehen, die sich zugleich überall und nirgendwo befanden, hörte Stimmen, die man nicht hören konnte, aber dennoch verstand, Stimmen, die die Stimmen vieler und trotzdem eins waren ... Und letztendlich waren all diese Beschreibungen falsch, weil es schlicht und einfach keine Worte für das gab, was das Feld war.
    Diesmal jedoch – passierte gar nichts. Christopher aktivierte die Chips, aber das Feld ließ ihn nicht ein.

15

    »Es war, als würde ich gegen eine Wand rennen«, erklärte Christopher am nächsten Tag, als sie wieder zurück waren.
    Sie saßen in der Werkstatt zusammen, im hinteren Teil, wo sich Jeremiah Jones eine Art Büro eingerichtet hatte. Eine große Karte der USA hing an der Wand, bestückt mit bunten Nadeln und Haftnotizen. Daneben reihten sich Ausdrucke seines Artikels, an dem er bis zuletzt gefeilt hatte.
    »Und du bist sicher, dass es nicht einfach an einem fehlerhaften Mobilfunkmast oder so etwas lag?«, fragte Jones.
    Das war natürlich das Erste, was Christopher überprüft hatte. »Wir haben ein Dutzend Standorte durchprobiert. Das hat die halbe Nacht gedauert. Überall das Gleiche.«
    »Deswegen haben wir auch die blinde Zeit um zwei Uhr früh verpasst«, warf Clive Tucker ein.
    Christopher war müde bis auf die Knochen. Es hatte schon gedämmert, als sie endlich nach Hide-Out hatten einfahren können. Er hatte drei Stunden geschlafen, aber er fühlte sich, als seien es nur drei Minuten gewesen.
    Jones rieb sich das Kinn. »Hmm. Und was bedeutet das?«
    Christopher hob die Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Ach, komm. Erzähl mir nicht, dass du nicht wenigstens eine Theorie hast, ComputerKid.«
    Ja, die hatte er natürlich. Das Problem war, sie so zu formulieren, dass jemand anders

Weitere Kostenlose Bücher