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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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Waffenbesitzkarte sehen. Der Mann sagte, er habe keine, woraufhin der Verkäufer ihm erklärte, dass er ihm keine Waffe verkaufen dürfe. Der Mann wurde ausfällig, der Verkäufer hat ihn schließlich aus dem Geschäft geworfen.“
    Widmaier seufzte. „Komm auf den Punkt, mir ist heiß.“ Er fuhr sich mit seiner Pranke übers Gesicht und trocknete diese an seinem bereits feuchten Overall ab.
    Harry rang sich ein gekünsteltes Grinsen ab und hob die Arme in gespielter Resignation. „He, ich erzähl euch nur, was mir der Verkäufer auch erzählt hat.“
    â€žMach’s kurz“, sagte Drechsler, dem Harry auf die Nerven ging. Die meisten SKOs waren in Ordnung, aber es gab immer welche, die diesen Job nur annahmen, weil sie sich dabei gut vorkamen undsich wichtig machen konnten. Als Drechsler beim Entschärfungsdienst angefangen hatte, hatte er sich schon damit abgefunden, dass bei der Polizei jede Menge Abkürzungen verwendet wurden, aber SKO, kurz für
Sachkundiges Organ
, entlockte ihm immer wieder ein Lächeln.
    Harry trat einen Schritt zurück und sprach etwas schneller. Er war beleidigt. „Der Mann kam nach einer halben Stunde zurück, zückte eine Handgranate, zog den Stift und schleuderte sie ins Geschäft.“
    â€žSie ist nicht explodiert?“, fragte Widmaier und warf einen skeptischen Blick Richtung Geschäft.
    â€žNein“, sagte Harry. „Das war wirklich großes Glück. Bei all der Munition da drin möchte ich mir gar nicht vorstellen, was …“
    Widmaier hob die Hand. „Hast du sie untersucht?“
    Harry nickte und deutete zum Röntgengerät neben der Tür. „Die ist scharf, ganz eindeutig.“
    Drechsler biss sich auf die Lippen, hob den Kopf und drehte sich um. Die umliegenden Häuser und Geschäfte schienen alle leer zu sein, in den weiter entfernt liegenden Gebäuden lehnten sich einige Leute aus den Fenstern und verfolgten interessiert das Geschehen. Harry hatte Recht: Es war gar nicht auszudenken, was passieren würde, explodierte all diese Munition im Waffengeschäft.
    â€žSag den Leuten, sie sollen weiter zurückgehen. Die Lage ist ernst. Die Streifenbeamten sollen jeden festnehmen, der versucht, hinter das Trassenband zu gelangen. Sorg dafür, dass sich jemand um die Presse kümmert, die sicher jeden Moment antanzt. Nur die Fakten, keine Spekulationen.“
    â€žOkay“, sagte Harry, tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn und trabte zu einem der vielen Uniformierten, die versuchten, die Menge hinter der Absperrung zu halten.
    â€žWenn man dich so reden hört, könnte man denken, du wärst der ranghöhere Beamte“, sagte Widmaier und spielte unbewusst mit seinem Ehering.
    â€žEntschuldigung“, sagte Drechsler, „ich dachte nur …“
    Widmaier lächelte und zwinkerte ihm zu. „Schon in Ordnung“, sagte er. „Und da du so eifrig bist, darfst du auch die Granate rausfischen.“
    Drechsler grinste. „Das ist die Rache, weil ich mit dem Chevy gefahren bin, richtig?“, fragte er.
    Widmaier erschoss ihn mit dem Finger und nickte. „Du lässt mich nur fahren, wenn wir den VW-Kombi zugeteilt bekommen.“
    â€žIch mag den Chevy“, sagte Drechsler und fuhr sich mit der Hand über den Bart, der unangenehm zu jucken begonnen hatte.
    â€žIch weiß“, sagte Widmaier und klopfte Drechsler auf die Schulter. Drechsler ging zum Chevy, öffnete die seitliche Tür und holte den Bombenschutzanzug heraus. Während Widmaier ihm beim Anziehen half, spürte Drechsler, wie er immer ruhiger wurde. Er wusste, was er zu tun hatte, hatte es Hunderte und Tausende Male geübt, beherrschte jeden Handgriff im Schlaf. Sicher, der Job war riskant, aber das akzeptierte er. Mit dem Gedanken an Verletzung, Verstümmelung oder gar Tod hatte er sich mehr oder weniger arrangiert. Manchmal fragte er sich, ob er diesen Aspekt nicht zu sehr auf die leichte Schulter nahm, ob er dem auch so locker gegenüberstünde, hätte er eine Frau, wie Widmaier.
    Er schwitzte unter dem Anzug und als Widmaier ihm den schweren Schutzhelm aufsetzte, hatte er das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein. Er brauchte ein paar Sekunden, um sich an das Gewicht und die Sperrigkeit der Ausrüstung zu gewöhnen. Schließlich zeigte er Widmaier den hochgereckten Daumen und dieser drückte ihm die Manipulierstange in

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