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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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hier?“
    Baumgartner nickte. „Sie wissen, wie leicht so etwas passieren kann, so eine Explosion, und stellen Sie sich vor, da unten lagert etwas Giftiges. Was würde dann geschehen?“
    â€žMein Gott“, flüsterte Berger, „was haben Sie getan?“
    â€žIch?“, fragte Baumgartner und deutete mit dem Daumen auf seine Brust. „Ich bin nur ein harmloser Pflanzenphysiologe, was kannich denn schon tun?“ Traurig lächelnd wankte er zurück zum Sofa, wobei er den Scherben auswich, und ließ sich schwer in die Polster fallen. „Sie haben mich dazu gezwungen, Herr Berger“, murmelte er und schloss die Augen.
    Berger riss die Schreibtischschublade auf, raffte die Berichte über die letzten Versuchsreihen, die Schrempf ihm am frühen Abend vorbeigebracht hatte, an sich und machte, dass er aus dem Büro kam. Auf dem Weg nach unten griff er nach seinem Handy.

DREIZEHN
    Maria Eichinger griff nach dem Fisch und zündete sich eine Zigarette an.
    â€žHübsches Feuerzeug“, sagte Romy und wedelte den Rauch von ihrem Gesicht weg.
    â€žDanke“, sagte Maria, inhalierte tief und legte das seltsam geformte Feuerzeug vor sich auf den Tisch, der aus einer rauen Spanplatte bestand, die auf zwei wackeligen Böcken ruhte. Eigentlich hatte sie ja vor drei Monaten und sechs Tagen mit dem Rauchen aufgehört, aber heute konnte sie getrost eine Ausnahme machen. Schließlich führte man nicht jeden Tag ein Interview mit Hermann Maier, vor allem, wenn man gar keinen Termin hatte. Distel, ihr Chef, war mit dem Ergebnis sehr zufrieden gewesen.
    Sie nahm noch einen Zug von der Zigarette und schaute aus dem Fenster hinaus auf die Grundsteingasse, eine schmale Straße im Sechzehnten Bezirk, die vom Gürtel stadtauswärts führte. Schräg gegenüber befand sich ein kleines Geschäft, dessen knalliges Schild für gebrauchte Elektrogeräte warb, ansonsten, das hatte Maria bei der Herfahrt mitbekommen, gab es in dieser Gegend hauptsächlich türkische und jugoslawische Restaurants und kleine Galerien, wie die, in der sie gerade saß. Romy, die Besitzerin, sprach immer voneinem Ausstellungsraum, da ihr Galerie als zu hochtrabend erschien, und als Maria sich so umschaute, musste sie ihrer Freundin Recht geben. Die beiden Räume waren ziemlich klein, knapp zwanzig Quadratmeter, und durch eine dünne Wand, durch die ein leicht schiefer Rundbogen führte, getrennt. Auf dem Boden lagen Spanplatten, die Wände waren weiß gestrichen, die Fassade bestand aus Glas und einer schmalen Tür mit verzogenen Holzrahmen. Nein, an das Wort Galerie dachte bei dem Anblick bestimmt niemand.
    â€žGefällt’s dir?“, fragte Romy. Sie war vor kurzem dreißig geworden, sah aber aus wie Mitte zwanzig. Sie trug ein enges weißes T-Shirt mit einem roten Delphin auf der Brust und fast weiß gewaschene Jeans. Ihre zierlichen Füße steckten in Flipflops vom Brunnenmarkt.
    Maria schaute sich um. Ihr Blick schweifte über die großformatigen, farbenprächtigen Bilder, die in schlichten Rahmen an den Wänden hingen, und blieb schließlich an den rund dreißig Leuten hängen, die sich vor dem Buffet drängten und sich anscheinend nicht im Geringsten für die Gemälde interessierten. Das Buffet bestand aus Blumentöpfen, die mit Gummibärchen, Rumkugeln, Erdnusssnips und Chips gefüllt waren, alles Markenprodukte aus dem Hause Hofer. Die Yuppies, in schicke Anzüge gekleidet, bedienten sich mit beiden Händen.
    â€žEs ist nett“, sagte Maria schließlich und nahm einen Zug von ihrer Zigarette.
    Romy seufzte und wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum. „Okay, wie heißt er?“
    â€žWer?“, fragte Maria geistesabwesend.
    Romy beugte sich vor. „Der Mann“, sagte sie.
    â€žWelcher Mann?“
    â€žIch kenne dich“, sagte Romy. „Wenn du diesen Blick drauf hast, gibt es einen Mann. Also, wie heißt er?“
    Fritz Drechsler, der Jeans und ein schwarzes T-Shirt trug, spielte mit der Halskette herum, die er auf Bali aus einem Impuls heraus gekaufthatte, und blickte kurz auf den riesigen Fernseher, der über der hinteren Bar angebracht war. Es lief immer noch Werbung.
    â€žJetzt zier dich nicht so“, sagte Widmaier und fummelte am Aschenbecher herum, der in seinen Pranken beinahe verschwand. „Was hat es mit dieser blöden Kette auf sich?“ Er warf einen

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