Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)
Asiaten ihren Platz ein. Einige waren vielleicht schon 1565 nach Mexiko gelangt, als Urdaneta die erste Pazifiküberquerung von West nach Ost glückte. Auf dieser Reise brachte Legazpi asiatische Sklaven für seine Hazienda in Coyuca, nordwestlich von Acapulco, mit. Slack schätzt, dass sechzig bis achtzig Prozent der Mannschaften auf den großen Schiffen und ihren Begleitfahrzeugen Asiaten waren. Viele kehrten nicht nach Manila zurück. Ein Beispiel sind die fünfundsiebzig asiatischen Seeleute, von denen man wusste, dass sie 1618 mit der Galeone
Espiritu Sancto
in Acapulco gelandet waren. Auf der Rückfahrt waren nur noch fünf von ihnen an Bord. Im Laufe der Jahrzehnte musterten in Amerika Tausende von Seeleuten auf diese Art ab und suchten Arbeit im Schiffbau, bei der Errichtung von Forts oder anderen staatlichen Bauprojekten. [43] [623] [624]
Manchmal arbeiteten die asiatischen Seeleute Seite an Seite mit asiatischen Sklaven wie Catarina de San Juan – Sklaven, die trotz Missbilligung der Kolonialverwaltung eingeschmuggelt wurden. Sie kamen auf portugiesischen Sklavenschiffen aus Indien, Malaysia, Birma und Sri Lanka nach Manila; chinesische Dschunken brachten sie aus Vietnam und Borneo. In Manila wurden sie mit der Seide und dem Porzellan in großen Galeonen verschifft. [625] 1672 verbot Manila, Asiaten als Sklaven zu halten. Doch das Verbot hatte wenig Erfolg. Fast hundert Jahre später zwang der Stadtrat von Veracruz eine Reisegesellschaft von Jesuiten aus Manila, die zwanzig asiatischen Diener gehen zu lassen, die sie mit nach Madrid nehmen wollten. Sie sahen allzu sehr nach Sklaven aus. [626]
Kollektiv als
chinos
bezeichnet, fassten die Asiaten allmählich Fuß entlang der Silberstraße von Acapulco nach Mexico City, Puebla und Veracruz. Diese Straße wurde möglicherweise durch japanische Samurai bewacht. Katana schwingende Japaner hatten 1603 und 1609 geholfen, chinesische Aufstände in Manila niederzuschlagen. Als Japan in den 1630 er Jahren seine Grenzen für Fremde schloss, blieben die im Ausland lebenden Japaner, wo sie waren. Viele, vielleicht Hunderte, gingen nach Mexiko. Anfänglich hatte der Vizekönig
mestizos, mulattos, negros, zambaigos
und
chinos
das Tragen von Waffen verboten. Bei den Samurai machten die Spanier eine Ausnahme und erlaubten ihnen, ihre Katanas und Tantos zu führen, um die Silbertransporte gegen entlaufene Sklaven zu schützen, die sich in den Hügeln als Straßenräuber betätigten. Die Ergebnisse waren so ermutigend, dass die Behörden ihre Politik veränderten und multiethnische Milizen aufstellten. Im 18 . Jahrhundert sicherten paramilitärische Einheiten aus Afrikanern, Indianern und Asiaten die mexikanische Pazifikküste, wo sie Postsendungen schützten, gegen Banditen vorgingen und die Angriffe britischer Schiffe abwehrten. Acapulco, Umschlaghafen des Silberhandels, wurde von einer Miliz aus
morenos, pardos,
Spaniern und
chinos
bewacht, wobei Letztere vorwiegend Filipinos und Fujianesen waren. Als der britische Admiral und Seeräuber George Anson 1741 in Westmexiko einmarschierte, trug diese multikulturelle Truppe entscheidend zu seiner Niederlage bei. [627]
Puebla war größer als Acapulco und hatte eine geschlossenere asiatische Gemeinschaft. In der Tat suchte Catarinas Besitzer ihr einen anderen asiatischen Sklaven als Ehemann. Gleichwohl war die Ehe nicht von Dauer. Vermutlich war sie seit der Hochzeitsnacht zum Scheitern verurteilt, als Catarina ihrem frischgebackenen Ehemann erklärte, ihr seien Petrus und Paulus am Bett erschienen, um ihm zu verbieten, seine ehelichen Rechte wahrzunehmen. [628]
Ein sehr wichtiger Wirtschaftszweig der Stadt war die Keramik – Puebla-Ton ist von ausgezeichneter Qualität. Mit außerordentlicher Detailgenauigkeit schufen hervorragende Töpfer Stücke, die dem blauweißen Porzellan der Ming-Dynastie glichen. Die Zunftregeln legten fest, dass «die Farbgebung den chinesischen Erzeugnissen entsprechen muss, sehr blau, im gleichen Stil gearbeitet». Edward Slack, der Historiker der Eastern Washington University, weist darauf hin, dass die Hersteller wohl kaum die erfahrenen asiatischen Handwerker in ihrer Mitte übersehen haben dürften. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass Pueblas gefälschte chinesische Keramik zum Teil von echten chinesischen Töpfern hergestellt wurde. Wenn dem so ist, haben sie großartige Arbeit geleistet: Talavera-Keramik, wie sie heute heißt, wird sehr hoch gehandelt. Als ich Ladenbesitzer in
Weitere Kostenlose Bücher