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Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Titel: Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles C. Mann
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baugleich mit denen, die man in Westafrika verwendet, wie Hecht mir erzählte – fing die Familie Garnelen und hielt sie in Käfigen lebendig, die im Flüsschen trieben. Am Flussrand ließen sie Büsche wachsen, die Fischen als Habitat dienten, und pflanzten Bäume, deren Samen und Früchte sie in den überfluteten Wald lockten. Für einen Außenstehenden wirkte das Ergebnis wie eine natürliche tropische Landschaft. Der Unterschied bestand darin, dass fast jede Art von Dona Rosario und ihrer Familie gepflanzt und kultiviert worden war.

    Am Unterlauf des Amazonas, in einem Labyrinth von Flüssen, die mit den Gezeiten zweimal am Tag über die Ufer treten und anderthalb Kilometer ins Landesinnere vordringen, sind Hunderte von
quilombos
gegründet worden. Da die Flüsse die Haupttransportwege sind, liegen die Dörfer an den Ufern (oben: Anauerapucu im Staat Amapá); die Häuser sind auf Pfählen erbaut (unten, in Mazagão Velho), damit der Gezeitenstrom unter den Dielenbrettern fließen kann.
    Dona Rosario lebt am Rande eines sich nach allen Seiten ausdehnenden
quilombo-
Komplexes, in dessen Zentrum Mazagão Velho (Alt-Mazagão) liegt. 1770 wurde es durch die Umsiedlung der nahezu vollständigen letzten portugiesischen Kolonie in Nordafrika gegründet. Im Jahr zuvor waren deren Bewohner, auf der Flucht vor einem muslimischen Heer, fast geschlossen in Lissabon eingetroffen. Die Niederlage als Chance begreifend, ordnete der portugiesische Hof an, das ganze Gemeinwesen genauso geschlossen nach Amapá umzusiedeln, wo seine Anwesenheit die Franzosen in Französisch-Guayana, Amapás nördlichem Nachbarn, von möglichen Angriffen abhalten sollte. Ein genuesischer Ingenieur entwarf die neue Ortschaft als ansprechende Stadt im Geiste der Aufklärung mit öffentlichen Plätzen und gitterförmig angelegten Straßen. In der Ortschaft, die damals Vila Nova Mazagão (Mazagão-Neustadt) hieß, erbauten Sklaven mehr als zweihundert Häuser, in denen die Portugiesen wohl bis zu 1900 Menschen unterbrachten. Die Ansiedlung wurde durch finanzielle Unterstützung sowie die Bereitstellung von Vieh und mehreren hundert Sklaven erleichtert. Doch schon bald machten die Neuankömmlinge die unangenehme Entdeckung, dass der Unterlauf des Amazonas, anders als die trockene, windige Küste Marokkos, heiß und feucht ist – die Region liegt fast genau auf dem Äquator. Binnen eines Jahrzehnts nach ihrer Ankunft baten die Kolonisten – malariakrank, halb verhungert, in verfallenen Unterkünften hausend, für deren Reparatur ihnen die Mittel fehlten – die Krone um eine erneute Umsiedlung. Am Ende hatten sich fast alle überlebenden Europäer aus dem Staub gemacht. Wer geblieben war, starb rasch. Den Sklaven war die Freiheit ohne ihr Zutun in den Schoß gefallen. Vila Nova Mazagão war ein
quilombo
geworden. [707]
    Sie waren frei, solange sie vorgaben, es nicht zu sein. Die portugiesische Verwaltung wollte dem König melden können, dass seine Untertanen Brasiliens Nordflanke bewachten. Die Sklaven waren bereit zu versichern, dass sie das taten, wenn man sie dafür in Ruhe ließ. Alle waren glücklich: Die Maroons gaben vor, portugiesische Untertanen in einer portugiesischen Kolonie zu sein, und die Portugiesen behaupteten, die Maroons würden die Grenze bewachen. Im Laufe der Jahrzehnte breitete sich die Kolonie der Afrikaner entlang der Flussufer aus, wo sie weitgehend wie ihre indianischen Nachbarn lebten. Der Fluss versorgte sie mit Fischen und Garnelen, in den kleinen Gärten bauten sie Maniok an, die Bäume lieferten ihnen alles andere. Zwei Jahrhunderte ständiger Pflege und Ernte gaben dem Wald seine unverwechselbare Gestalt. Mit einer Mischung aus indigenen und afrikanischen Techniken schufen die Maroons Landschaften von so üppiger Vegetation, dass man sie für ursprüngliche Wildnis halten könnte.
    An dieser Landschaftsgestaltung waren noch viele andere beteiligt. Die Freude der Portugiesen über die Zerstörung von Palmares war nur von kurzer Dauer. Auch weiterhin entliefen Sklaven und lebten in den Wäldern. Aber sie vermieden künftig den Fehler, große, zentralisierte Gemeinschaften wie Palmares zu gründen. Stattdessen entstanden zehntausend oder mehr kleine Dörfer in einem flexiblen, veränderlichen Netz, das sich über weite Teile des östlichen Brasiliens und den Unterlauf des Amazonas erstreckte. Sie schlossen sich mit vorhandenen indigenen Siedlungen zusammen, nahmen entlaufene indianische Sklaven auf, hießen

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