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Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Titel: Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles C. Mann
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Lebensmittelvorräte für ein Jahr an Bord hatten. Sie landeten an der panamaischen Küste und begannen den Wald zu roden, um den Hafen von New Edinburgh anzulegen. Nur acht Monate später traten die verwahrlosten Überlebenden – keine dreihundert Menschen – die hastige Heimreise an, unter ihnen auch Paterson. Sie erreichten die Heimat nur wenige Tage nach der Abreise der zweiten Panama-Expedition – vier Schiffe, 1300 Kolonisten. Neun Monate später ergriffen auch sie die Flucht. Noch nicht einmal hundert schafften es nach Hause. Mit den Toten war auch jeder in das Unternehmen investierte Penny verloren.
    Das Unglück hat gewöhnlich viele Väter, und Patersons Kolonie machte da keine Ausnahme. In der Erwartung, anfangs mit den einheimischen Indianern Handel treiben zu können, hatten die Schotten ihre Schiffe mit den schönsten Erzeugnissen ihres Landes vollgestopft – Wollstrümpfen, Tartandecken, wallenden Perücken und 25 000  Paar Lederschuhen. Leider erwies es sich als schwierig, in der Karibik Wollsocken und kratzige Decken zu verkaufen. Im strömenden Tropenregen verrotteten derweil ihre Läden und schwammen alle landwirtschaftlichen Bemühungen davon. Trotz der verzweifelten Lage New Edinburghs wies Wilhelm  III ., der König von England und Schottland, seine anderen Kolonien an, keine Hilfe zu leisten, da er befürchtete, Spanien zu verärgern. Spanien seinerseits wusste von dem Projekt und griff die Kolonie regelmäßig an.
    Hauptursache der Katastrophe waren jedoch Malaria, Ruhr und Gelbfieber. In den Berichten der Kolonisten ist von Dutzenden Menschen die Rede, die jede Woche an den Krankheiten starben. Beim ersten Angriff auf New Edinburgh fanden die spanischen Soldaten vierhundert frische Gräber vor. Die Kolonie war gut ausgerüstet, mit ausreichend Frischwasser versorgt und nie in Feindseligkeiten mit ihren indianischen Nachbarn verwickelt. Den Friedhof hatten die europäischen und afrikanischen Krankheiten gefüllt.
    Als nach Rückkehr der gescheiterten Kolonisten das Desaster New Edinburghs bekannt wurde, brachen Tumulte aus – es hatte einen Großteil des nationalen Kapitals vernichtet. Trotz eines gemeinsamen Monarchen waren England und Schottland damals noch eigenständige Staaten. England, der größere Partner, drängte seit Jahrzehnten auf eine Vereinigung. Die Schotten weigerten sich, weil sie glaubten, ihnen bliebe in einer von London beherrschten Volkswirtschaft nur noch eine Statistenrolle. Jetzt versprach England, es werde New Edinburghs Investoren im Rahmen eines Unionsvertrags entschädigen. «Selbst einige überzeugte schottische Patrioten wie Paterson unterstützten den Union Act von 1707 », schreibt der Historiker J. R. McNeill in
Mosquito Empires
, einer wegweisenden Geschichte karibischer Epidemiologie, Ökologie und Kriege. «So wurde Großbritannien mit der Unterstützung der Fieberkrankheiten Panamas geboren.» [226]
    Mehr noch, New Edinburgh zeigte, dass Schotten – und andere Europäer – in Malariagebieten zu rasch starben, um als Zwangsarbeiter von Nutzen zu sein. Zwar gingen einzelne Briten mit ihren Familien nach wie vor auf eigene Faust nach Amerika, doch Geschäftsleute weigerten sich zunehmend, größere Gruppen von Europäern hinüberzuschicken. Stattdessen suchten sie nach einer anderen Möglichkeit zur Beschaffung von Arbeitskräften. Leider fanden sie sie.
    «Weder epidemische noch tödliche Leiden»
    Die Kolonie Carolina wurde 1670 gegründet, als zweihundert Kolonisten von Barbados an die Ufer eines Flusses umsiedelten, der sich in den Hafen von Charleston ergießt; ursprünglich hieß die Ortschaft nach dem regierenden König Charles Town. Wie Virginia war Carolina ein kommerzielles Unternehmen, das acht einflussreiche englische Adlige ins Leben gerufen hatten, die hofften, sie könnten sich den inzwischen gut funktionierenden Schiffsverkehr nach Virginia zunutze machen, indem sie ihn teilweise nach Süden umlenkten. Die Eigentümer hatten die Absicht, Land an angehende Pflanzer zu verpachten und auf diese Weise Gewinne zu erzielen, ohne viel Mühe oder Geld zu investieren. Barbados war mit seinen Zuckerplantagen völlig ausgelastet. Einige der englischen Einwohner, die Land erwerben wollten, beschlossen, ihr Geld in Carolina zu investieren. In Kenntnis des Arbeitskräfteproblems in Virginia versprachen die Eigentümer jedem, der Vertragsdiener einführte – sowie den Dienern selbst – zusätzliches Land. [227]
    Während Jamestown sich

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