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Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Titel: Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles C. Mann
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spanische Gouverneur, die Chinesen von den Philippinen zu vertreiben. Nicht bereit, die Insel zu verlassen, verbarrikadierten sich diese im Parián. Wie inzwischen üblich, trieben die spanischen Truppen die Chinesen gewaltsam zusammen, brachten viele um und zwangen die übrigen Manila auf völlig überladenen Schiffen zu verlassen. Die Vorsichtsmaßnahme erwies sich als überflüssig; nur zwei Monate später starb Zheng unerwartet, wahrscheinlich an Malaria. Seine Söhne stritten um das Erbe, und der Manila-Handel kam zum Erliegen. [369]
    Die von den Qing befohlene Küstenevakuierung hatte auch für sie selbst desaströse Folgen. Wie der Finanzbeamte Mu Tianyan beklagte, führte die Einstellung des Silberhandels praktisch zum Versiegen der Geldversorgung. Da ständig Silber vergeudet, verloren und vergraben wurde, schrumpfte das chinesische Geldvolumen ständig. «Täglich steht immer weniger zur Verfügung, um dem Bedarf zu genügen», schrieb Mu dem Kaiser, «ohne eine Möglichkeit, den Vorrat aufzufüllen.» Mit der Verknappung der Geldversorgung gewann jede Geldeinheit an Wert; in einer klassischen Deflationsspirale fielen die Preise. Einerseits die Silbereinfuhr zu unterbinden «und andererseits Wohlstand und reibungslosen Zahlungsverkehr zu wünschen, ist das nicht genauso», fragte Mu, «als staue man eine Wasserquelle und erwarte zugleich, von ihrem Fließen zu profitieren?» [370] Widerstrebend einwilligend, hoben die Qing das Verbot 1681 auf.
    Derweil hatten sich die Küstenbewohner in den Gebirgsregionen von Fujian, Guangdong und Zhejiang ausgebreitet. Leider waren diese Gebiete bereits bewohnt. Die meisten Einheimischen gehörten einer anderen Volksgruppe an, den Hakka, die für ihre Tulou bekannt waren – festungsartige, meist runde Bauwerke, deren äußere, aus Lehm erbauten Mauern eine Vielzahl von Räumen enthalten, deren Türen und Fenster sich alle auf einen zentralen Innenhof öffnen. Heute sind diese erstaunlichen Bauwerke eine Touristenattraktion. Jahrzehnte vor der Vertreibung hatte der fujianesische Gelehrte Xie Zhaozhe geschrieben, die Hakka in den Bergen hätten jedes Stück Grund in Beschlag genommen: «Es gibt keinen Zoll Brachland … Zu Recht hat man einmal gesagt: ‹Nicht ein Tropfen Wasser bleibt ungenutzt, und was irgend möglich ist, selbst die schroffsten Bergregionen, werden bebaut.› Man könnte sagen, da ist kein Fleckchen Land mehr übrig.»
    Außerstande, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, wichen die armen Hakka und andere Bergbewohner schon seit einem Jahrhundert nach Norden und nach Westen aus, wo sie in Nachbarprovinzen unbewohntes Hochland bestellten – Boden, der zu hoch oder zu steil und zu trocken war, um Reis anzubauen: Sie beseitigten den Baumbestand durch Brandrodung und pflanzten Cash Crops an, vor allem Indigo. Nach einigen Jahren war der dünne Gebirgsboden ausgelaugt, und die Hakka zogen weiter. «Wenn sie mit einem Berg fertig sind, suchen sie einfach weiter den nächsten auf», klagte der Geograf Gu Yanwu. In dem Maße, wie die Küstenflüchtlinge in die Berge drängten, beschleunigte sich der Hochlandexodus.
    Die land- und mittellosen Hakka-Migranten wurden herablassend
pengmin –
Hüttenbewohner – genannt. Dabei waren die Hüttenbewohner keine Landstreicher; sie pachteten den Boden im Hochland, den seine Besitzer, die Bauern in den fruchtbaren Tälern, nicht nutzten. Von einer provisorischen Behausung zur nächsten ziehend, besiedelten die
pengmin
schließlich einen gekrümmten, 2400 Kilometer langen Streifen Bergland von den gezackten Hügeln Fujians im Südwesten bis zu den schlammigen Klippen in der Umgebung des Huanghe im Nordwesten. [371]
    Weder Reis noch Weizen, Chinas Hauptnahrungsmittel, wuchsen auf den kargen Feldern der Hüttenbewohner. Das Erdreich war zu mager für Weizen; auf den steilen Hängen hätte man für die Bewässerung von Reisfeldern Terrassen anlegen müssen – ein kostspieliges, äußerst arbeitsintensives Projekt von jener Art, die Pächter aus naheliegenden Gründen scheuen.

    Tausende der Tulous, in denen die Hakka-Sippen lebten, finden sich heute noch in den Bergen von Fujian. Die aus gepresstem Lehm und Reisstielen errichteten Bauwerke waren in den unteren Stockwerken aus Verteidigungsgründen fensterlos.
    Fast zwangsläufig konzentrierten sie sich auf amerikanische Nutzpflanzen: Mais, Süßkartoffeln und Tabak. Mais
(Zea mays)
kann auf erstaunlich bescheidenem Boden gedeihen und wächst so rasch, dass er in

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