Komische Voegel
Und wie muß er gefroren haben, nur an den Ohren hatte er ein paar Haare. Er bellte mich sehr böse an, wobei er den Kopf senkte. Ich tat nichts, blickte ihn nur an, und er machte sich schuldbewußt aus dem Staub, den nackten Schwanz eingezogen, denn immerhin hatte er sich einer Übertretung schuldig gemacht: Es war nicht sein Garten und erst recht nicht sein teures, nahrhaftes dänisches Joghurt-Leckerli. Später brach
sich Hanne die Hand, als sie etwas von dem frisch gehackten Holz in den Ofen schieben wollte und von ihrem Ofenheizhocker fiel. Trotzdem hob sie tapfer etliche Gläschen Aquavit und sagte: »Mange, mange tak.« Im dunklen, kalten Nachbargarten heulte leise der graue Nackthund.
Bäume mit Gefühl
Freitag, 19. Oktober 2007
Koos van Zomeren schreibt schon seit fast einem Jahr schöne Artikel über Bäume für NRC Handelsblad , aber jetzt hat er ein Buch von Colin Tudge in den Himmel gehoben, und da muß ich nun doch Protest anmelden. In The secret life of trees schreibt Tudge über Bäume grundsätzlich so, als wären sie fühlende Wesen, ich meine, fühlende Wesen wie wir. Eichhörnchen oder Giraffen zum Beispiel nennt er »Prädatoren«, gegen die ein Baum sich wehren muß; wenn ein bestimmter afrikanischer Baum von einem gemeinen Raubtier wie der Giraffe angefressen wurde, sondert er angeblich eine Substanz ab, die alle nicht angefressenen Bäumen in seiner Umgebung dazu bringt, sich ungenießbar zu machen! Der eigentlich nüchterne van Zomeren ist von diesem Gedanken offenbar sehr angetan, und er meint, Menschen sollten ruhig mit Bäumen reden, denn »wenn Menschen mit Gott sprechen können, können sie auch mit Bäumen sprechen«.
Ich spreche nie mit Gott, wohl aber mit Hunden und Eseln, und regelmäßig höre ich mich den Fernseher beschimpfen. Obwohl ich mir durchaus darüber im klaren bin, daß zumindest der Fernseher nichts erwidern wird. Hunde oder Esel, ja, die wollen manchmal etwas sagen. »Waf« zum Bei
spiel oder »Ia«. Was ich wiederum nicht verstehen kann. Aber ich weiß: Wenn ich einem Hund einen Tritt geben oder einen Esel am Ohr ziehen würde, dann würde ich dem Tier weh tun. Ratlos machen mich dagegen Sätze wie diese: »Bäume leben nicht nur im Hier und Jetzt. Sie erinnern sich an Vergangenes und sehen Künftiges vorher.«
DNS
44. Woche 2007
Also, mit einem Schaf wie Dolly, einem Stier wie Herman (laut niederländischer Wikipedia »eher ein theoretischer als ein praktischer Erfolg«) oder modifiziertem Mais kann ich mich noch halbwegs abfinden. Ein bißchen DNS -Gemansche raubt mir nicht den Schlaf. Aber nach der Lektüre eines Artikels über Pappeln und Kaninchen ging dann doch die Phantasie mit mir durch. Amerikanern (wem sonst) ist es gelungen, bestimmte Pappeln (die Art wird nicht genannt) mit einen Kaninchengen auszustatten, das wiederum das Enzym P450 2E1 kodiert. Dieses Enzym braucht, um seine Aufgabe richtig erfüllen zu können, eine Reihe von Hilfsenzymen, über die ebenjene Pappeln von Natur aus verfügen. Mit dem zusätzlichen Enzym können die Bäume eine Vielzahl von Bodenschadstoffen hundertmal besser »entsorgen« als ohne.
Der selige Herman war mit einem menschlichen Gen ausgestattet, und Mensch und Rind sind beide Säugetiere. Hermans weibliche Nachkommen sollten Milch mit dem entzündungshemmenden Eiweiß Lactoferrin produzieren, die man für Babynahrung verwenden wollte. Das funktio
nierte offenbar nicht, daher die zitierte feinsinnige Wikipedia-Formulierung.
Aber nun versuchen Sie sich bitte die Sache mit den Pappeln und den Kaninchen plastisch vorzustellen: ein (Säuge-) Tiergen in einer Pflanze! Ist das nicht eigentlich unfaßbar? Angenommen, es wird irgendwann möglich sein, menschliches DNS -Material auf einen Baum zu übertragen. Dann könnte man doch zum Beispiel Menschen mit Bäumen verheiraten, ohne daß die Bäume ernsthafte Bedenken hegen. Natürlich würde man nicht einfach irgendeinen Baum ehelichen, sondern den Baum seiner Wahl. Wer ganz verrückt nach dem Ginkgo biloba ist, kann sich selbst in den Samen dieses Baums hineinmengen lassen und sich nach zehn Jahren mit dem daraus entstandenen Ginkgo vermählen. Mit einem knackigen, jungen (grünen) Exemplar! Zu allem Überfluß hat man dann auch jederzeit seine geisteskraftbewahrenden Blätter zur Verfügung. Wahnsinn. Ich selbst würde allerdings gern eine Buche heiraten. Eine schöne, dicke, kräftige, hohe Rotbuche. Wie glücklich wäre ich dann. Ich könnte den Baum nach Herzenslust
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