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Komische Voegel

Komische Voegel

Titel: Komische Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerbrand Bakker
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(Hühner nicht, glaube ich) machen mit ihren Gasen angeblich unseren eigenen Emissionen Konkurrenz. Durch das Rülpsen und Furzen der Nutztiere auf der ganzen Welt gelangt Tag für Tag eine gigantische Menge an Methan in die Atmosphäre. Was soll man dagegen tun? Man kann ihnen das Rülpsen und Furzen nicht verbieten, es sind nun einmal Tiere. Irgendwo habe ich von dem Vorschlag gelesen, Rindern und Schafen ein Antibiotikum zu verabreichen, das die Methanbildung – beim Wiederkäuen durch Mikroben hervorgerufen – verlangsamen soll. Verlangsamen? Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, oder?
    Gemse
    Sonntag, 26. August 2007
    Ich habe eine junge Gemse gestreichelt. Ihre filzigen kleinen Wangen waren beängstigend weich, ihre Äuglein mitleiderregend groß und braun. Sie fiepte, ein seltsamer Laut bei einer jungen Gemse. Mein Zäpfchen kribbelte ziemlich stark. Vor Liebe. Jemand hatte gesagt: »Schaut mal, die Bäuerin gibt einem Zicklein die Flasche.« Nachdem alle sich das eine Weile angesehen hatten, gingen die anderen weiter, zu einem schmutzigen, häßlichen Vietnamesischen Hängebauchschwein, das mürrisch herumwühlte. Ich sah mir das Zicklein noch einmal genau an und sagte in meinem besten Österreichisch: »Aber das ist ja gar keine Ziege, das ist eine …« »Jawohl«, antwortete die Bäuerin. »Eine Gemse.« Sie ließ mich mit dem Tier allein. Es knabberte an meinen Fingern und meiner Berghose, vielleicht suchte es eine Zitze. In den österreichischen Bergen hat außerdem ein Haflinger meine Ohren beknabbert (er zog dabei die Oberlippe hoch, und im ersten Moment dachte ich: Paß auf, nicht daß er sich mit dir paaren will, wie dieses Kamel, das sich mit seinem neuen Frauchen vereinigen wollte – »Ich liebe exotische Tiere!« – und sich plötzlich auf sie warf, was sie nicht überlebt hat), und im Furtschaglhaus auf 2295 Meter Höhe, in dem wir wegen vierzig Zentimetern Schnee gezwungenermaßen zweimal übernachteten, hatte ich eine schöne Beziehung zu einem »Persischen Stragami«. Der Hüttenwirt veräppelte mich, ich glaubte wirklich, es gäbe eine Hunderasse namens Persischer Stragami, bis die Frau mich darüber aufklärte, daß Stragami für »Straßengassenmischung« steht. »Bei uns in Holland nennt man das ein Mülleimerchen«, erklärte ich.
    Fabulieren
    Samstag, 8. September 2007
    Gerade ein bißchen was dazuverdient, mit einem Schreibkurs. Das Schöne am Geben von Schreibkursen ist – außer dem Nebenverdienst –, daß man selbst soviel dabei lernen kann. Das sollen natürlich vor allem die Teilnehmer, aber schon in ihren Fragen liegt ein Schatz an Erkenntnissen. Für mich selbst.
    Die Gruppe von Schreiblustigen im vorigen Kurs, Anfang Juli, wollte einfach nicht glauben, daß ich nie in einem Wassergraben unter einem Schaf gelegen hatte. »Ja, aber wie kannst du das denn dann beschreiben?!« riefen mehrere.
    »Tut mir leid«, entgegnete ich, »aber ich habe wirklich nie mit einem Schaf auf mir drauf in einem Wassergraben gelegen.«
    »Doch! Nur wer das erlebt hat, kann das so genau schildern!«
    »Also«, begann ich und gab eher fahrlässig als vorsichtig einen Schreibtip: »Also, meiner Ansicht nach sollte jemand, der ein Buch schreibt, schon ein wenig Phantasie besitzen.«
    »Ja, aber woher weiß man denn, wie sich ein Schaf anfühlt?«
    »Das stimmt allerdings.«
    »Und dann auch noch ein nasses Schaf!«
    »Stimmt auch.«
    »Also hast du doch …«
    » ICH HABE NIE IN EINEM WASSERGRABEN UNTER EINEM SCHAF GELEGEN !«
    »Ja, gut.«
    » JA !«
    »Hast du dich denn mal allein, ohne Schaf, in einen Graben gelegt?«
    » NEIN !«
    »Das kann doch gar nicht sein«, meinten unbeirrbar die eifrigsten Schreiblustigen.
    »Ist noch Kaffee da?« fragte ich, um das Thema zu wechseln.
    Ja, es war noch Kaffee da. Und auch reichlich Wasser. Das brauchte ich auch, denn wenn ich in Großbuchstaben spreche, habe ich immer schnell einen Hustenreiz im Hals.
    Nackthund
    Dienstag, 16. Oktober 2007
    In Dänemark war es ziemlich kalt. Wir haben in Hannes Garten im Lundevej geschuftet. Holz gehackt, noch mehr Holz gehackt, Wildwuchs aus dem Boden geholt, aber eine kleine Eibe stehen lassen, weil Hanne sie so »süß« fand. Einmal, als ich aus einem versteckten Winkel des Gartens zu unserem Sägeplatz zurückkehrte, traf ich auf einen sehr häßlichen, grauen Nackthund, der gerade die Freßnäpfe von Hannes Katzen leer schlabberte. Er erschrak heftig vor mir, und ich vor ihm. Wie verunstaltet diese Viecher aussehen.

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