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Komm, dunkle Nacht

Komm, dunkle Nacht

Titel: Komm, dunkle Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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sein. Sie war nur ein Werkzeug für ihn, dessen er sich bediente, um zu kriegen, was er wollte. Und doch hatte sie ihm einen Augenblick lang geglaubt. Bei Katastropheneinsätzen in aller Herren Länder hatte sie sich mit Machthabern und korrupten Bürokraten auseinander setzen müssen, so dass sie gelernt hatte, echte Aufrichtigkeit zu erkennen. Oder doch nicht? Logan hatte in Hunderten von Vorstandszimmern gelernt, Menschen zu manipulieren. Vielleicht war er ihr einfach überlegen.
    Verdammt. Sie musste ihrem Urteilsvermögen trauen. War er durch und durch skrupellos oder gab es doch irgendwo einen Funken Anstand, den sie sich zunutze machen konnte?
    Sie beendete ihre Liste und schloss die Augen. Sie hatte nicht die mindeste Lust, sich irgendetwas oder irgendjemanden zunutze zu machen. Sie wollte nur nach Hause gehen und Logan, Madden und alles, was mit den beiden zusammenhing, vergessen.
    »Kaffee?«
    Sie öffnete die Augen. Logan reichte ihr eine Tasse. Er lächelte schwach. »Nur Kaffee. Das ist nicht, wie am Tisch des Feindes dessen Brot zu essen. Übrigens sollten Sie im Grunde alles mitnehmen, was Sie kriegen können: Essen, Trinken, Geld.« Er sah zu Monty herunter. »Habe ich nicht Recht, Junge?«
    Monty schlug mit dem Schwanz auf den Boden und rollte sich auf den Rücken.
    Logan kraulte ihm den Bauch. Monty ließ ein leises Knurren aus tiefster Kehle hören.
    Gut.
    »Verräter«, murmelte Sarah.
    Nett.
    »Schön wär’s!«
    Logan hob die Brauen. »Mir scheint da irgendwas zu entgehen.«
    »Sie werden mir nicht weismachen können, dass Sie ein toller Typ sind, nur weil Sie meinem Hund den Bauch kraulen.«
    »Aber er mag mich.«
    »Bilden Sie sich darauf nichts ein. Er mag jeden. Er ist ein Golden Retriever, die sind von Natur aus freundlich und anhänglich, selbst Leuten gegenüber, die es nicht verdienen.«
    Nett.
    Sie blickte verächtlich auf Monty hinab. Keine
    Menschenkenntnis.
    »Warum habe ich das Gefühl, hier außen vor zu sein? Die Berichte, die ich über Sie habe erstellen lassen, besagen alle, dass Sie praktisch die Gedanken Ihres Hundes lesen können.
    Jetzt kriege ich langsam das Gefühl, dass er auch Ihre lesen kann. Trinken Sie Ihren Kaffee, während ich für Ihren Liebling eine Schale Wasser hole.«
    Ehe sie Einwände erheben konnte, war er schon auf dem Weg.
    Monty drehte sich wieder auf den Bauch.
    Nett.
    Sie ignorierte ihn und trank einen Schluck Kaffee. Sie war versucht gewesen, ihn abzulehnen, aber sie war so müde, dass sie kaum denken konnte, und was er sagte, leuchtete ihr ein.
    Warum sollte sie ihn nicht genauso ausnutzen, wie er sie ausnutzte? Plötzlich ging ihr ein Gedanke durch den Kopf. Mein Gott, warum nicht? Weshalb sollte sie dasitzen und sich bemitleiden, wenn sie die Chance hatte …
    »Gut. Ich hatte schon Angst, Sie würden den Kaffee auf den Boden kippen.« Logan setzte eine Schale aus chinesischem Porzellan vor Monty auf den Boden. »Ich bin froh, dass Sie vernünftig sind.«
    »Vernünftig ist, wer tut, was Sie wollen, stimmt’s?« Sie nahm  noch einen Schluck Kaffee. »Ich wollte einen Kaffee, also trinke ich ihn. Sinnlose große Gesten sind nicht mein Ding.«
    »Warum trinkt Monty nicht?«
    »Er nimmt Essen und Trinken nur von mir an.« Sie bückte sich, berührte den Rand der Schale und Monty begann, durstig das Wasser zu schlabbern. »Schönes Porzellan. Monty könnte es zerbrechen. Er hat die Angewohnheit, die Schüssel herumzuschubsen, wenn sie leer ist.«
    »Ich hatte keine andere und er verdient das Beste.«
    »Ja, das tut er. Zum Teufel also mit Ihrem Porzellan.«
    Sie betrachtete die luxuriöse Inneneinrichtung des Privatjets.
    »Hübsch haben Sie’s hier. In so einem Flugzeug bin ich noch nie geflogen.«
    »Ich habe es gern bequem. Ich muss viel reisen und es gibt nichts Schlimmeres, als müde und gereizt aus dem Flugzeug zu steigen. Der kleinste Fehler im Auftreten oder bei der Kalkulation kann den Nutzen der ganzen Reise torpedieren.« Er setzte sich neben sie. »Firmen-Jets an sich sind Ihnen aber doch nichts Neues, möchte ich meinen.«
    »Nicht direkt. Die Regierung kommt selten für den Transport der Rettungsmannschaften auf und die jetzige Verwaltung hat uns Nullkommanichts an Mitteln bewilligt.« Sie zog eine Grimasse. »Aber unsere Einsätze sind mit einer Menge Publicity verbunden, da finden sich viele private Firmen, die uns zum Einsatzort und zurück transportieren.«
    »Das überrascht mich. Bei den Milliarden, die für Entwicklungshilfe

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