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Komm, dunkle Nacht

Komm, dunkle Nacht

Titel: Komm, dunkle Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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litt, aber nicht so schlimm wie gewöhnlich. Einzelfälle waren oft schlimmer für ihn. Nicht dass er gegen die Massen von Todesopfern bei großen Katastrophen abgestumpft wäre, aber sie waren so ununterbrochen im Einsatz, dass die Reaktion hinausgezögert wurde. In ein paar Stunden würde er wieder einsatzbereit sein.
    Und sie selbst?
    Sie würde es schaffen. Genau wie sie es Boyd angekündigt hatte. Die letzten Tage waren immer die schlimmsten. Die Hoffnung dämmerte dahin, die Verzweiflung wuchs und Traurigkeit beschwerte Herz und Sinne, bis man glaubte, sie nicht mehr ertragen zu können.
    Aber sie ertrug es jedes Mal. Man musste es ertragen, weil es immer noch die Chance gab, dass da noch jemand auf Hilfe hoffte. Und dieser Jemand würde verloren sein, wenn sie und Monty ihn nicht fänden.
    Monty drehte sich auf die Seite.
    Schlaf.
    »Ja, wir sollten schlafen.« Schlaf, mein Freund, und auch ich werde schlafen. Vergessen wir die Rosenkränze und die ungeborenen Kinder. Vergessen wir den Tod. Lassen wir die Hoffnung zurückkehren. »Nur ein kleines Nickerchen …«

    Santo Camaro, Kolumbien
    12. Juni
    »Wie viele Tote?«, fragte Logan.
    »Vier.« Castleton presste die Lippen zusammen. »Und zwei Männer liegen schwer verletzt im örtlichen Krankenhaus.
    Können wir jetzt abhauen? Bei dem Gestank hier wird mir übel.
    Außerdem habe ich Schuldgefühle. Ich habe Bassett für diesen Job angeworben. Ich mochte ihn.«
    »Noch einen Augenblick.« Logans Blick wanderte durch die geschwärzten Ruinen, die noch vor kurzem eine
    Forschungseinrichtung auf dem neusten Stand der Technik gewesen waren. Das Feuer hatte erst vor drei Tagen gewütet, aber schon meldete der Dschungel seinen Herrschaftsanspruch wieder an. Zwischen den zu Boden gestürzten Deckenbalken wuchs Gras, Schlingpflanzen wanden sich von den
    nächststehenden Bäumen in makaberer Umarmung um die Mauerreste.
    »Haben Sie Bassetts Arbeit retten können?«
    »Nein.«
    Logan sah auf den dunkelroten Skarabäus in seiner Hand.
    »Und den hat mir Rudzak heute morgen geschickt?«
    »Ich nehme an, es war Rudzak. Das Ding lag auf meiner Türschwelle, mit ihrem Namen drauf.«
    »Es war Rudzak.«
    Castletons Blick wanderte von dem Skarabäus zu Logans Gesicht. »Bassett hat Frau und Kind. Was werden Sie denen erzählen?«
    »Gar nichts.«
    »Was soll das heißen, gar nichts? Sie werden denen doch sagen müssen, was Bassett zugestoßen ist.«
    »Und was soll ich ihnen sagen? Wir wissen nicht, was Bassett zugestoßen ist. Noch nicht.« Er wandte sich ab und ging zum Jeep zurück.
    »Rudzak wird ihn töten«, sagte Castleton, der Logan folgte.
    »Vielleicht.«
    »Sie wissen das genau.«
    »Ich glaube, zunächst wird er versuchen, ein Geschäft zu machen.«
    »Lösegeld?«
    »Möglich. Jedenfalls will er etwas, sonst hätte er sich die Mühe gespart, Bassett zu entführen.«
    »Und Sie werden mit diesem Schwein verhandeln? Nach dem, was er Ihren Leuten angetan hat?«
    »Ich würde sogar mit dem Teufel verhandeln, wenn ich damit kriegen kann, was ich will.«
    Es war die Antwort, die Castleton erwartet hatte. John Logan war nicht zu einem der wirtschaftlich mächtigsten Männer der Welt geworden, weil er schwierigen Situationen aus dem Weg gegangen war. Er hatte mit seiner Computerfirma und anderen Unternehmen schon vor seinem vierzigsten Geburtstag Milliarden verdient.
    Und um die gigantischen Gewinne einzustreichen, die das hiesige Projekt abzuwerfen versprach, hatte er das Leben mehrerer Wissenschaftler aufs Spiel gesetzt. Viele Leute waren der Meinung, dass ein Mann mit Gewissen dieses Projekt im Wissen um die Konsequenzen nie fortgeführt hätte.
    »Sagen Sie es.« Logan starrte ihn an. »Nur raus mit der Sprache.«
    »Sie hätten es nicht tun sollen.«
    »Diese Leute waren aus freien Stücken hier. Ich habe über das, was sie hier erwartet, nie gelogen. Sie waren der Ansicht, dass das Risiko sich lohnte.«
    »Ich frage mich, wie ihnen zumute war, als die Kugeln sie trafen. Meinen Sie, dass sie da noch immer glaubten, es habe sich gelohnt?«
    Logan zuckte nicht mit der Wimper. »Wer zum Teufel weiß, wofür es sich zu sterben lohnt? Wollen Sie aussteigen, Castleton?«
    Ja, er wollte aussteigen. Die Sache wurde allmählich zu gefährlich und zu unübersichtlich. Er verstand sich nicht auf solche Situationen und er verfluchte den Tag, an dem er sich auf dieses Projekt eingelassen hatte. »Feuern Sie mich?«
    »Aber nicht doch. Ich brauche Sie. Sie wissen, wie hier unten

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