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Komm, dunkle Nacht

Komm, dunkle Nacht

Titel: Komm, dunkle Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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ihm Schutzgelder kassieren wollten, vielleicht doch mehr Wahres war, als er bisher für möglich gehalten hatte.
    »Na?«
    »Okay.« Castleton befeuchtete sich die Lippen. »Ich bleibe.«
    »Gut.«
    »Aber nicht, weil Sie mich überzeugt haben. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich in der Stadt war und nicht hier an Ort und Stelle, als es passierte. Vielleicht hätte ich etwas tun können, vielleicht hätte ich verhindern können, dass …«
    »Seien Sie kein Idiot. In dem Fall wären auch Sie jetzt nicht mehr am Leben. Aber fällt Ihnen irgendein Kontaktmann von Rudzak ein, den wir anzapfen könnten?«
    »Es heißt, dass ein gewisser Ricardo Sanchez in Bogota zwischen dem Mendez-Kartell und Rudzak vermittelt.«
    »Treiben Sie den auf. Tun Sie alles, was zu tun ist. Ich will wissen, wo Rudzak sein Lager aufgeschlagen hat.«
    »Ich bin kein Schläger, Logan.«
    »Und würde es Ihr ethisches Zartgefühl verletzen, einen Schläger anzuheuern?«
    »Ihren Sarkasmus können Sie sich sparen.«
    »Sie haben Recht«, sagte er müde. »Wenn ich die Zeit hätte, würde ich selbst nach Bogota gehen, um Druck auf Sanchez zu machen. Aber keine Sorge, ich habe jemanden, der rauskriegen kann, was ich wissen muss.«
    »Ich hoffe, Sie haben Erfolg.«
    »Ich auch. Aber selbst wenn Sanchez nichts weiß, werde ich Bassett finden.«
    Castleton schüttelte den Kopf. »Niemand hier wird Ihnen sagen, wo er steckt, oder in den Urwald auf die Suche nach ihm gehen.«
    »Dann werde ich ihn auf eigene Faust finden.«
    »Wie?«
    »Ich kenne da jemanden, der mir vielleicht helfen kann.«
    »Eine Fachkraft für derartige Aufgaben?«
    »Genau.«
    »Dann möge Gott ihm beistehen!«
    »Es ist kein Mann.« Logan blickte über die Schulter zurück auf die Ruinen. »Es ist eine Frau.«
    Logan rief Margaret Wilson, seine Privatsekretärin, an, sobald sein Jet in Santo Camaro gestartet war. »Suchen Sie mir doch bitte die Akte über Sarah Patrick raus.«
    »Patrick?« Logan sah Margaret vor sich, wie sie im Kopf die Akten durchging. »Ach, richtig. Die Frau mit dem Hund. Die Recherche über sie habe ich doch vor ungefähr sechs Monaten gemacht, stimmt’s? Ich dachte, Sie hätten von ihr gekriegt, was Sie brauchten.«
    »Habe ich auch. Aber jetzt liegt etwas anderes an.«
    »Und Sie können nicht noch einmal den gleichen Hebel ansetzen?«
    »Doch, vielleicht. Aber diesmal ist die Lage komplizierter. Ich will die Akte noch einmal durchgehen, wahrscheinlich werde ich alles brauchen, was wir über sie wissen. Es genügt nicht, dass sie springt, wenn ich pfeife.«
    »Ich glaube nicht, dass Sarah Patrick springt, wenn irgendwer pfeift«, sagte Margaret kühl. »Und ich wäre gern dabei, wenn Sie die Lippen spitzen, John. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass Sie das letzte Mal einfach Glück hatten. Geschähe Ihnen recht, wenn …«
    »Bitte keinen Spott jetzt«, sagte er seufzend. »Ich bin nicht in der Stimmung.«
    »Aber warum denn nicht?« Sie hielt inne. »Ist Bassett tot?«
    »Nein. Ich glaube nicht. Jedenfalls war er am Leben, als er entführt wurde.«
    »Scheiße.«
    »Ich brauche diese Akte, Margaret.«
    »Geben Sie mir fünf Minuten. Soll ich sie Ihnen faxen oder die Informationen telefonisch durchgeben?«
    »Rufen Sie mich wieder an.« Logan legte auf, lehnte sich in seinem Sessel zurück und schloss die Augen.
    Sarah Patrick.
    Er sah sie vor sich. Kurzes, schwarzes Haar mit blonden, von der Sonne gebleichten Strähnen, hohe Wangenknochen, gebräunte Haut und ein schlanker, athletischer Körper. Das Gesicht eher interessant als hübsch, der Verstand so scharf wie ihre Zunge.
    Diese Schärfe hatte er während der Zeit in Phoenix unzählige Male zu spüren gekriegt. Sarah war nicht der Typ, der beide Augen zudrückte, vergab und vergaß. Mit Eve Duncan und Joe Quinn hatte sie sich angefreundet, nachdem Logan sie dazu gedrängt hatte, mit Eve zusammenzuarbeiten. Die drei waren noch immer gute Freunde. Erst im vergangenen Monat hatte Eve ihn angerufen und ihm erzählt, dass Sarah sie in Atlanta besucht hatte und …
    Sein Telefon klingelte.
    »Sarah Elizabeth Patrick«, sagte Margaret. »Achtundzwanzig Jahre alt. Halb Apache-Indianerin, halb Irin. In Chicago aufgewachsen, hat einige Sommer mit ihrem Vater im Reservat verbracht. Beide Eltern sind tot. Der Vater starb, als sie noch ein Kind war, die Mutter vor fünf Jahren. Hoher IQ. Studium der Veterinärmedizin an der Arizona State University, später hat sie von ihrem Großvater eine kleine Ranch am

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