Komm fass mich an - Erotischer Roman
Faye lachte.
»Du? Nie im Leben. Sonst wäre ich schon lange nicht
mehr bei euch. Mit dir und Willa kann man prima zusammenarbeiten!«
Kim hatte wenig Familie, und Faye fragte sich manchmal, ob sie sich deshalb so für den Job engagierte. Sie und Willa waren gute Freundinnen.
»Ich kann dir aber nicht viel mehr zahlen als bisher. Erst müssen wir abwarten, ob und wie sich der neue Laden trägt. Du weißt, ich würde gern, aber …«
»Gute Güte, mach dir deswegen mal keinen Kopf«, fiel Kim ihr ins Wort. »Ich möchte bloß diese eine Chance. Wir bekommen das schon hin, ganz bestimmt. Außerdem wollte ich sowieso umziehen. Ein bisschen Abstand gewinnen.«
»Du meinst von Jason? Das klingt verdächtig nach Trennung.«
»Und diesmal endgültig.«
Das hatte Faye doch schon mal irgendwo gehört. Aber vielleicht, mit einer neuen Aufgabe und einer neuen Wohnung, würde Kim das mit der Trennung endlich schaffen. »Dann lass mal knacken. Wenn du willst, kannst du in der Zeit, wo wir die neue Boutique einrichten, bei mir wohnen. Ich könnte sowieso ein bisschen Hilfe bei mir im Haus brauchen.«
»Sobald Willa jemanden als Vertretung für diesen Laden gefunden hat, bin ich dabei! Tausend Dank, Faye. Ich bin so froh, dass du mir diese Chance gibst. Du wirst sehen, ich schaff das schon.«
»Ganz bestimmt sogar.« Sie legte ihre Füße auf die Tischkante und zog die Strickjacke fester um ihren Körper. Die Luft war kühl, und es sah nach Regen aus, trotzdem wollte sie draußen sitzen bleiben und in Ruhe ihren Kaffee austrinken, bevor sie wieder ins Haus ging.
»Perdition House versinkt im Staub. Meine Tante war alt und gebrechlich, als sie starb. Und ich versuche, die Bude wieder im alten Glanz erstrahlen zu lassen.«
»Ich helf dir gern, Faye. Drück mir Schrubber und Putzeimer in die Hand, und ich bin dabei.«
Faye schloss die Augen und schickte ein stummes Dankgebet gen Himmel. »Kim, du weißt gar nicht, wie du mir damit hilfst. Ich bin hier völlig überfordert.«
»Willa erzählte mir schon, dass das Anwesen riesengroß ist. Kein Wunder, dass du Unterstützung brauchst.«
Aus Fayes Kehle kam ein erleichterter Seufzer. Tante Mae hatte den Kampf mit den Wollmäusen schon vor etlichen Jahren verloren.
Faye bedankte sich noch einmal überschwänglich und legte erleichtert lächelnd auf. Schön zu wissen, dass ihre Freundinnen vollkommen hinter ihr standen. Froh über die positiven Neuigkeiten, trank Faye ihren Kaffee aus und blickte mit neuem Elan in den Tag.
Eine kurze Weile später flüsterte Belle ihr ins Ohr: »Ist euer neues Ladenlokal wirklich so ein Glücksgriff?«
»Ja, es ist ideal.« Unvermittelt keimte ein leiser Verdacht in Faye auf. »Willa war in der besagten Immobilie, weil sie sie für unser Vorhaben optimal fand, aber das weißt du vermutlich schon, oder? Die Inhaberin war zufällig gerade dort.«
Auf Belles erstauntes »Ach wirklich?« fuhr Faye fort: »Ja, genau so ist es gelaufen. Willa erzählte, dass die Besitzerin sich zur Ruhe setzen wolle, und da hat sie spontan Nägel mit Köpfen gemacht. Aber davon hattest du natürlich absolut keine Ahnung, hm?«
Belle nestelte verlegen am Saum ihres Kleides herum und tat so, als hätte sie keinen Schimmer. »Natürlich
nicht. Ich wusste bloß, dass sich die Ladenbesitzerin irgendwann zur Ruhe setzen wollte.«
»Wenn du ihr die Idee in den Kopf gesetzt hat, dann bin ich dir echt dankbar für deine Hilfe.« Manchmal war das Leben mit quietschfidelen Geistern gar nicht so übel. Aber nur manchmal.
Belle lächelte geheimnisvoll.
Immerhin war es ein schwacher Trost, dass die Geister niemanden manipulieren konnten. Wenn die Ladenbetreiberin nicht gewollt hätte, hätte Belle sie zu nichts zwingen können.
»Keine Lust, den Speicher mal genauer zu inspizieren?«, wollte Belle wissen. »Da oben findest du bestimmt einen Haufen Zeug, das du für dein neues Geschäft brauchen kannst.«
Die Schuhe! Zehenfreie Slingpumps aus den vierziger Jahren, ihre absoluten Favoriten. »Das hätte ich glatt verschwitzt. Danke, dass du mich daran erinnerst.« Der Tag ließ sich verdammt gut an.
Im Haus schwebte Belle vor ihr die Treppen hinauf. Ihr reizvolles Negligé, das für gewöhnlich in einem funkelnden Grün schimmerte, war auf einmal blass sepiafarben wie auf einer alten Fotografie. Angesichts des grau verhangenen Morgens hatte Faye draußen gar nicht bemerkt, wie blass Belles Erscheinung mit einem Mal anmutete.
Sie war doch sonst nicht so bleich.
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