Komm fass mich an - Erotischer Roman
wurde.
22
Wie durch watteweichen Nebel hindurch bekam Lizzie die Geräuschkulisse mit, die sich im Zimmer erhob. Was war da plötzlich los? Die Stimmen verwirrten sie, während sie versuchte, aus dem Dunkel ihrer Ohnmacht aufzutauchen.
Sie merkte, wie sich die Matratze senkte. Irgendjemand hatte sich zu ihr auf das Bett gesetzt. Etwas Kaltes und Feuchtes wurde ihr aufs Gesicht gelegt, eine Hand streichelte über ihre geschlossenen Lider.
Sie schlug die Augen auf. Belle saß neben ihr, und Bart schaute ihr über die Schulter. Sie starrten zu ihr hinunter, beide erkennbar besorgt.
Als Lizzie Anstalten machte aufzustehen, drückte Belle sie sanft zurück auf das Laken. »Bleib liegen. Du darfst dich jetzt nicht anstrengen. Sie haben dir einen Verband angelegt.«
Stimmt. Jetzt merkte sie es auch. Sie fühlte ihre Rippen. Bandagiert wie die Mumien, die sie dauernd aus Ägypten anschleppten. Sie fasste Belles Hand und zog ihre Freundin zu sich herunter. »Wo ist er?«
»Garth?«
»Ja.«
Belle setzte sich kerzengerade hin. »Auf dem Weg ins Gefängnis. Wo er hingehört. Sie werden ihn wegen Hausfriedensbruchs
und gefährlicher Körperverletzung drankriegen. Dafür bekommt er einige Jährchen aufgebrummt, Lizzie.«
»Keine Sorge, der kommt so schnell nicht wieder raus.« Bart nickte bekräftigend.
»Du hast ihn nicht getötet?«
»Himmel, nein!«
»Aber du hättest es getan«, flüsterte sie. »Wenn man dich nicht gestoppt hätte. Du bist genauso brutal wie er«, setzte sie gepresst hinzu. Sie hatte den maßlosen Zorn in Barts Augen gesehen. Die Mordswut. Sie hasste das.
Sie schauderte und schloss die Augen. Vergrub das Gesicht in den Kissen.
Lizzie bekam nicht mit, was Belle Bart zuraunte. Jedenfalls klappte die Schlafzimmertür auf und zu, dann war sie allein mit Belle.
Sie erkannte ihre Freundin kaum wieder.
»Jetzt hör mir mal gut zu, Miss Naseweis«, schnaubte Belle, ihre Augen sprühten Blitze. »Der Mann hat schon genug gelitten - Bart ist nämlich halb krank vor Sorge um dich gewesen! Und da wendest du dich von ihm ab und zeigst ihm die kalte Schulter, großartig!«
Belle schlug mit der flachen Hand auf die Matratze. »Glaub ja nicht, dass ich diesen Zirkus noch länger mitmache. Bloß weil dein Dickkopf nicht wahrhaben mag, dass zwischen einem Schläger und einem Mann, der die geliebte Frau verteidigt, Welten liegen. Das macht einen Riesenunterschied, das darfst du mir ruhig glauben.«
Sie riss die feuchte Kompresse von Lizzies Stirn.
Damit endete Belles aufopfernde Fürsorglichkeit.
In den nächsten beiden Wochen bekam Lizzie ausschließlich Besuch von den anderen Mädchen im Haus.
Felicity las ihr Abenteuergeschichten vor, und Hope machte Lizzie Apfelpastete mit Rosinen - ihre Leibspeise.
Annie installierte eine Vorrichtung über dem Bett, an der Lizzie sich in Sitzposition hochziehen konnte.
Wann immer sie sich jedoch nach Bart erkundigte, erntete sie Kopfschütteln und Schulterzucken von ihren Freundinnen. Bart hatte sich nicht mehr gemeldet.
Zwei Wochen später - ihre gebrochenen Rippen waren wieder verheilt und die Prellungen zu einem matten Gelbton verblasst - fasste Lizzie sich ein Herz und schrieb einen Brief an Bart, in dem sie ihn zu sich einlud.
Ein Bekannter von Belle hatte sie besucht, und sie wollte Bart von ihrem Gespräch berichten. Sie musste ihm noch eine ganze Menge erzählen.
Sie zog ihr schönstes Kleid an und hielt sich kerzengerade. Ihre Rippen fühlten sich zwar wieder ganz okay an, trotzdem tat es immer noch ein bisschen weh, wenn sie eine ungeschickte Bewegung machte. Belle hatte ihr schließlich verziehen, dass sie sich Bart gegenüber scheußlich verhalten hatte, und die anderen Mädchen angewiesen, Lizzie nur ja nichts Schweres tragen zu lassen.
Sie fand, sie sei genug verwöhnt und verhätschelt worden, um ihren Freundinnen das jedoch klarzumachen, bedurfte es vermutlich drastischer Maßnahmen.
Aber welcher? Sie hatte da auch schon eine Idee, wer sich fabelhaft für diese Maßnahme eignete. Allein bei dem Gedanken an Barts himmlische Küsse und seine großen zärtlichen Hände überkam ein erotisierendes Prickeln ihre Wirbelsäule.
Am Spätnachmittag trudelte Bart schließlich ein. Er
stand im Türrahmen, seinen Hut in der Hand. Sein Bart war wieder zu prächtigem Wildwuchs gediehen, und er hatte ein paar Pfund abgenommen.
Ihr Herz tanzte vor Freude, dass sie ihn endlich wiedersah. Sie setzte sich auf den Bettrand und strahlte wie ein Schulmädchen.
Weitere Kostenlose Bücher