Komm schon
Schlapphut aus Stroh auf der platinblonden Haarpracht. Gefärbt platinblond, wohlgemerkt.
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe mich inzwischen damit abgefunden, dass es so etwas wie Normalität in dieser Familie nicht gibt.«
In dieser Familie, nicht in meiner Familie. Nun, dachte Sophie, ich wüsste nicht, wie ich reagieren würde, wenn sich Rose und Daria als meine lange verschollenen Tanten entpuppen würden. »Ich nehme an, deine Mutter und dein Stiefvater sind keine ...«
»Derart schrägen Vögel, nein. Sie sind konservativ bis dorthinaus. Mom ist Mitglied eines Vereins namens Daughters of the Confederacy, und mein Vater ist persönlich befreundet mit Rush Limbaugh, wenn du weißt, was ich meine.«
Der erzkonservative Radiomoderator. Sophie nickte und beneidete ihn nicht darum, diese beiden so gegensätzlichen Welten miteinander in Einklang bringen zu müssen.
»Ich freue mich sehr, euch kennenzulernen«, sagte Rose und zwinkerte Riley zu. »Meine Tochter Amy hat mir schon von dir erzählt.«
Sophie wünschte, Spencers Schwestern würden Riley genauso offen gegenübertreten, wie Amy es getan hatte. Dieses dämliche Geblinzel musste Riley genauso verletzen wie Darlas Maskerade. Es war fast so, als wollten sie genau wie Spencer nichts mit ihm zu schaffen haben, dachte sie bedrückt.
»Die Freude ist ganz meinerseits.« Riley stützte sich mit dem Ellbogen an der Bar ab und schenkte ihnen sein charmantestes Lächeln. »Also, wie sieht es aus hat eine von euch beiden Hübschen etwas von Spencer gehört?«
»Huch, in natura sieht er ja noch besser aus... äh, als auf den Bildern in der Zeitung«, stotterte Rose.
Da riss Sophie endgültig der Geduldsfaden. Sie wollte nicht länger mit ansehen, wie sich die beiden verstellten, nur weil Spencer es ihnen aus unerfindlichen Gründen aufgetragen hatte. Sie verletzten in einer Tour Rileys Gefühle, nur um den Anweisungen ihres Bruders zu folgen.
Sie würde den Kerl erwürgen, sobald sie ihn zwischen die Finger bekam, und in der Zwischenzeit würde sie seinen Schwestern die Meinung sagen. »Jetzt reicht es mir aber«, sagte sie laut.
Daria wandte sich zu ihr um. »Hast du etwas gesagt, meine Liebe?«
»Ja, das habe ich.« Sophie stemmte die Hände in die Hüften. »Wir haben euch eine Frage gestellt, die ihr jedoch geflissentlich ignoriert. Habt ihr Spencer gesehen?«
Daria blinzelte. Bei dieser Gelegenheit fiel Sophie auf, dass sie sich falsche Wimpern aufgeklebt hatte. »Spencer? Nein, ich kann nicht behaupten, ich hätte ihn heute Abend gesehen, und du, Rose?«
Die Angesprochene schüttelte den Kopf.
Sophie hätte vor Wut platzen können. »Gut. Wir melden uns dann morgen vor der Abreise noch einmal.«
»Aber ihr seid doch gerade erst angekommen. Ich fände es jammerschade, wenn ihr schon so bald wieder abreisen würdet«, rief Daria.
Das war vermutlich das erste Mal an diesem Abend, dass sie die Wahrheit sagte. Sophie schüttelte den Kopf. Sie war seltsam enttäuscht von den beiden. »Ich hoffe doch, ihr gebt uns Bescheid, falls Spencer doch noch auftauchen sollte.«
»Aber natürlich werden sie das«, sagte Riley sarkastisch. »Warum um Himmels willen sollten sie uns diese Information wohl vorenthalten?« Ohne eine Antwort abzuwarten, packte er Sophie an der Hand und zog sie in eine ruhigere Ecke des Poolbereiches, in der sie sich ungestört unterhalten konnten.
»Tut mir leid«, sagte sie, ohne so recht zu wissen, was sie meinte.
Er lächelte grimmig. »Das will etwas heißen, wenn man bedenkt, dass du immer Spencers kleiner Liebling warst.«
Sie starrte auf den Betonboden, unfähig, ihm in die Augen zu sehen. »Auch das tut mir übrigens leid.«
Er hob ihr Kinn an. »Ist ja nicht so, als hättest du von mir gewusst. Im Gegensatz zu Daria und Rose.«
»Das ist es ja. Ich verstehe einfach nicht, weshalb Spencer seinen einzigen Sohn verleugnet hat.« Sie holte tief Luft. »Ich kenne ihn als einen liebenswürdigen, gutherzigen Menschen. Dass er nicht zu dir stehen will, widerspricht einfach dem Bild, das ich von ihm habe. Es widerspricht einfach allem, woran ich glaube.«
Und im Augenblick glaubte sie an Riley und an alles, was er und sie in dieser Nacht noch miteinander erleben konnten. Sie musste nur noch aufhören, um ihre Gefühle herumzutänzeln und sie stattdessen ausleben.
»Ich bin dafür, dass wir zu unserem Bungalow zurückgehen.« Und zwar geradewegs ins Schlafzimmer, aber das brachte sie beim besten Willen nicht über die
Weitere Kostenlose Bücher