Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)
an, nie will sie mit Greg sprechen. Was zum Teufel soll das? Du hast mir immer erzählt, die beiden verstünden sich nicht besonders gut!
Du weißt doch, wie das ist zwischen Mutter und Tochter. Die beiden haben sich früher die Köpfe eingeschlagen. Vielleicht hat ihr Verhältnis sich entspannt, vielleicht wollen sie Versäumtes nachholen?
Sie dringt hier ein, ich fühle mich in meinem eigenen Heim nicht mehr zu Hause.
Wegen ein paar Anrufen? Ach komm, Esther, hab dich nicht so. Du solltest es dir nicht so zu Herzen nehmen.
Es ist an der Zeit, das Ganze zu beenden und sich zu verabschieden. Sie hat getan, was sie sich vorgenommen hatte, sie hat ihn aufgespürt, beobachtet und so viel wie möglich in Erfahrung gebracht. Nicht gerade viel. Sozusagen gar nichts. Vielleicht ist er einfach nie erwachsen geworden und bindungsscheu, was die häufigen Ortswechsel erklären würde. Aber das geht sie nichts an. So wie es aussieht, hat sie eine Reihe von Zufällen falsch gedeutet.
Wie lange kann sie hier herumschleichen und ihn ausspionieren, bevor sie sich lächerlich macht? Sie hat ihr Bestes versucht. Sie wird das Wochenende abwarten, am Donnerstag ein letztes Mal mit zum Kajakfahren gehen. Und dann wird sie abreisen.
Zurück in die Stadt. Zurück an die Arbeit. Zurück nach Kaikoura. Sie hat die Wahl.
Gleich bei der Ankunft sagt sie es ihm ich werde abreisen, heute bin ich zum letzten Mal dabei. Er antwortet gelassen es war schön, dich an Bord zu haben.
Heute ist es kühl, das Wasser ist kabbelig und der Wind beißend. Sie steht bis zu den Knien im Wasser und beobachtet die Kajaks, den Parka geschlossen und die Kapuze auf dem Kopf. Ja, es ist Zeit, sich aufzumachen. Sie hat genug von diesem lächerlichen Katz-und-Maus-Spiel. Außerdem spürt sie, dass sie Esther zunehmend zur Last fällt. Greg hat sich längst an Stephanies Anwesenheit im Haus gewöhnt und ist meist mit seinen Freunden unterwegs. Stephanie fühlt sich wie ein Eindringling. Es ist an der Zeit zu gehen. Gestern Abend hat sie ihnen ihren Entschluss mitgeteilt ich denke, ich werde in den nächsten Tagen nach Hause fahren. Dave hat kurz protestiert ich hatte gehofft, du würdest bis Weihnachten bleiben. Esther bemühte sich um einen bedauernden Gesichtsausdruck. Eine Maske des Bedauerns, um ihre Erleichterung zu verbergen.
Der See ist grau und trüb, das kalte Wasser schlägt ihr an die Unterschenkel. Sie friert, hängt ihren Gedanken nach. Sie sollte in die Stadt zurückfahren. Es wäre das Vernünftigste, sich eine neue Wohnung zu suchen und sich wieder in die Arbeit zu stürzen. Und wenn sie sich ein wenig eingelebt hatte, könnte sie für ein, zwei Wochen nach Kaikoura fahren. Ja, selbstverständlich will sie Dan wiedersehen, aber sie sollte nichts überstürzen und die Sache erst einmal gründlich durchdenken. Sie war so durcheinander, wie hat sie sich nur ausmalen können, dass es mit ihnen beiden klappen könnte, wenn sie an entgegengesetzten Enden der Insel leben und er durch seine Arbeit und seine Tochter gebunden ist?
Sie sieht es erst, als es schon zu spät ist. Stella, das kleine Mädchen, das am ersten Tag nicht abgeholt wurde, wollte aus dem Kajak steigen, hat das Gleichgewicht verloren und ist gestürzt. Sie hat sich den Kopf an der harten Bootskante aufgeschlagen, die Platzwunde blutet. Es blutet stark, und das Kind schreit.
Er kommt angerannt, hebt Stella aus dem Wasser, streicht ihr das Haar aus der Stirn, redet besänftigend auf sie ein. »Lass mal sehen. Das ist nicht so schlimm. Nur ein ganz kleiner Schnitt. Ganz winzig.«
Er dreht sich zu Stephanie um. »In meinem Auto liegt ein Erste-Hilfe-Koffer. Der Wagen ist nicht abgeschlossen. Ein roter Metallkoffer, auf dem Rücksitz.«
Stephanie rennt zum Auto, öffnet die Beifahrertür. Der große, rote Metallkoffer ist zur Hälfte von einem Parka bedeckt. Sie zieht ihn herunter. Zieht ihn herunter und sieht das Päckchen.
Minna steht in der Küche und hält das in Zellophanfolie gewickelte Ding in die Höhe. »Den hast du selbst gemacht?«
»Klar.«
»Das glaube ich dir nicht.«
»Doch, mein Dad war Bäcker. Wir haben die ständig gebacken.«
»Lebkuchenmänner?«
»Ja, aber sieh mal, das hier ist eine Lebkuchendame.«
Ein rosa Lachmund, gelbes Haar, ein grün-weißer Rock.
»Und die Glasur ist auch selbst gemacht? Vier verschiedene Farben?«
»Ja.«
»Nur wegen Gemma hast du dir so viel Arbeit gemacht?«
»Hey, Gemma ist meine kleine Prinzessin, nicht wahr,
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