Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
Zeit für Erklärungen.
»Scheiße! Sam ist grade mit ihm Essen.«
Sein Herz setzte einen Schlag aus. »Sie ist mit Adam Zaleski essen gegangen? Was zum Teufel... Wo?«
»Keine Ahnung. O mein Gott!«
»Rufen Sie sofort Dave und Nick an, ich brauche Zaleskis Adresse. Sofort. Er lebt irgendwo in Ealing. Müsste in der Akte sein. Und schicken Sie da ein Team mit einem Durchsuchungsbefehl hin. Wir müssen ihn finden, bevor …« Er verstummte, als ihm klar wurde, was passieren könnte. Gott sei Dank hatte er sein Motorrad. Er konnte in zwanzig Minuten in Ealing sein. Mit etwas Glück in fünfzehn.
Vierunddreißig
Donovan sah zu, wie Zaleski die Haustür aufschloss, folgte ihm nach drinnen und wartete, bis er im Flur das Licht eingeschaltet hatte. Es roch feucht und leicht modrig, aber nach der Kälte draußen war es angenehm warm. Das erste, was ihr ins Auge fiel, war ein großes Ölgemälde von einem Mann in Militäruniform mit Barett, das neben der Tür im Flur hing. Es sah aus wie die Gemälde, die sie im polnischen Club gesehen hatte.
»Das ist mein Großvater«, sagte er dicht hinter ihr. »Zu seiner Zeit war er ein echter Held.«
Sie drehte sich um. »Er sieht dir überhaupt nicht ähnlich. Ehrlich gesagt, sieht er ziemlich bösartig aus.«
Er lächelte verbittert. »Das war er auch. Aber er ist tot, Gott sei Dank. Genau wie meine Großmutter. Das hier war ihr Haus. Hier bin ich aufgewachsen.«
Er nahm ihr den Mantel ab und hängte ihn an die ziemlich hoch angebrachte Garderobe aus dunklem Holz, deren Haken anscheinend aus kleinen Tierhörnern gemacht waren. In der Mitte hing ein Messingschild mit einer Inschrift, die sie von weitem nicht lesen konnte.
Er führte sie in das kleine Wohnzimmer, das nach vorn hinausging. »Fühl dich wie zu Hause. Ich hole den Wodka, bin in einer Minute wieder da.«
Sie setzte sich aufs Sofa und fühlte sich auf einmal unwohl. Ihr Elternhaus in Twickenham, wo sie ihr ganzes Leben bis zur Uni verbracht hatte, war ganz ähnlich gebaut wie das von Zaleski, aber die Atmosphäre war eine vollkommen andere: laut, chaotisch und fröhlich, bevölkert von Tieren und Menschen, die ein- und ausgingen und dabei ein wildes Durcheinander hinterließen und das Gefühl, dass alles immer im Fluss war. Hier war alles steif und formell, von dem harten Rücken und den geschwungenen Armlehnen des Sofas mit dem teuer aussehenden roten Damastbezug, der bei ihr zu Hause keine zwei Sekunden überdauern würde, bis zu den verblassten Chintzvorhängen mit der dichten Schabracke und dem goldenen Spiegel über dem Kamin, der viel zu wuchtig war für das kleine Zimmer, als gehörte er eigentlich in ein größeres Haus. Auf dem Kartentisch aus Mahagoni in der Ecke tickte leise eine Uhr, und in dem schummrigen Licht hatte sie das Gefühl, in die Vergangenheit gereist zu sein, in eine andere Welt, die nicht ganz englisch war. Das Haus war ein Museum, eher zum Vorzeigen als zum Leben, und sie konnte sich Zaleski weder als kleinen Jungen noch als Mann in diesem Haus vorstellen.
Wenige Minuten später kam er mit einem kleinen Holztablett herein. Eine Flasche Wodka mit knallgelbem Etikett lehnte in einem silbernen Eiskübel, daneben zwei Schnapsgläser, schon gefüllt, die Ränder von der kalten Flüssigkeit beschlagen. Er stellte das Tablett auf einem niedrigen Holzschemel ab, dessen Sitzfläche mit einer Stickerei bezogen war, Blau und Rot die vorherrschenden Farben, eine Art Wappen, das möglicherweise seiner Familie gehörte. Er reichte ihr ein Glas und setzte sich neben sie, dabei legte er den Arm auf die Sofalehne hinter ihr. Seine Nähe machte sie nervös, und sie fragte sich, ob und wann er sie küssen würde.
»Na zdrowie«, sagte er, hob sein Glas und stieß an ihres. »Auf dich, Sam Donovan.«
Sie lächelte und schaffte es, das halbe Glas in einem Zug zu leeren, diesmal war sie auf das Brennen vorbereitet und genoss es. Den Rest nippte sie langsam in kleinen Schlucken und wartete auf die Wärme, die folgen würde.
»Im Grunde sollte ich dich das gar nicht fragen, aber ich hatte darüber nachgedacht, wie es wohl mit dem Fall läuft«, sagte er betont beiläufig. »Der Mann, den ich identifizieren sollte, ist das euer Mörder?«
Er sah sie prüfend an und wartete auf Antwort.
»Ja«, sagte sie nach kurzem Zögern. »Oder zumindest glauben wir das.«
Sie wusste, sie hätte ihm die Frage nicht beantworten dürfen, aber er hatte sie noch nie nach dem Fall gefragt, und sie war so froh über
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