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Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)

Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)

Titel: Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Forbes
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Flasche Trumper’s Limes, die neben Pomade, Mundwasser und Holzbürsten auf einem kleinen Tablett stand. Während er sich das Eau de Cologne auf die Finger träufelte und sich das Gesicht damit abtupfte, ließ er den Blick über die Reihe sepiafarbener Armeefotos wandern, die vor ihm an der Wand hingen. Der alte Knacker. Was hatte er jetzt von dem Ruhm und der Ehre? Tom machte es Spaß, das Aftershave seines Großvaters zu benutzen und zu wissen, wie wütend ihn das machen würde, wäre er noch am Leben. Tom selbst zog modernere und moschuslastigere Düfte vor, etwas exotischer und provokanter. Aber Limes passte perfekt zu der Rolle, die er heute spielte. In dieser Nacht gab er den schmucken jungen Exmajor, und gediegene Zurückhaltung war das Gebot der Stunde. Die Frau, die er im Bridgeclub kennengelernt hatte, führte ihn ins Theater und danach zum Essen aus. Eine schöne Abwechslung, und sie war eine erträgliche Begleiterin. Er hoffte nur, dass sie nicht am Ende des Abends auf Sex spekulierte. Wenn ja, dann würde sie enttäuscht werden.
    Er bürstete sich die Haare, bis sie glänzten, und tauschte seine billigen Manschettenknöpfe gegen zwei goldene mit Monogramm aus, die zusammen mit einer ganzen Palette antiker Knöpfe und Kragenstäbchen in einem kleinen ledernen Schmuckkästchen auf einem Tablett lagen. Dann knöpfte er sich den oberen Hemdknopf zu, öffnete den Kleiderschrank und wählte eine schlichte Regimentskrawatte. Sie stank nach Mottenkugeln, und er benetzte sie mit ein paar Tropfen Limes, bevor er sich sorgfältig einen Knoten band und sich in dem kleinen Becken unter dem Fenster die Hände wusch.
    Auf dem Weg nach unten kam er am Zimmer seiner Großmutter vorbei. Wie von selbst blieb er vor der Tür stehen, vorsichtig darauf bedacht, wo er hintrat, damit die Bodendielen nicht knarrten. Es war schon eine Weile her, dass er in diesem Haus gewohnt hatte, aber es machte ihn immer noch nervös. Er fühlte sich wie ein kleiner Junge, der nachts auf dem Treppenabsatz dabei erwischt wird, wie er die Gespräche der Erwachsenen unten im Wohnzimmer belauscht. Fast rechnete er damit, das herrische Geläut der kleinen Glocke zu hören, mit der sie ihn immer zu sich zitiert hatte, wenn sie etwas wollte. Aber dieses Mal blieb es still, nicht einmal das Tappen ihres Gehstocks war zu hören, wenn sie in ihrem Zimmer umherschlich. Doch die Stille beruhigte ihn nicht. Sie war noch immer da. Er hatte sie oft gesehen, manchmal nur wie einen Schatten, halb durchsichtig und wabernd wie Nebel, manchmal sehr viel greifbarer, sodass er jede Falte und jeden Altersfleck auf ihrer schlaffen Haut erkennen konnte. Sie hatte ihren Spaß daran, ihn zu erschrecken, plötzlich und unerwartet aufzutauchen. Aber er hatte keine Angst mehr vor ihr.
    Einen Moment lang schwebte seine Hand über dem Türknauf. Er fragte sich, ob er einen flüchtigen Blick auf sie würde erhaschen können, wenn er die Tür schnell genug aufstieß. Vielleicht lag sie im Bett und hörte Radio – Rundfunk, wie sie beharrlich sagte -, oder sie saß in ihrem voluminösen Nachthemd am Frisiertisch und betrachtete sich im Spiegel, während sie sich mit der silbernen Bürste durch das lange weiße Haar fuhr. Angeblich hatten Geister kein Spiegelbild, aber sie hatte eines, und im Zimmer stank es noch immer nach ihr, egal, wie oft er schon geputzt und geschrubbt hatte. Zum Teil dünstete der Geruch aus den uralten Kleidern aus, die wie abgeworfene Häute in ihrem Kleiderschrank hingen, aber er hatte sich auch in der Luft festgesetzt, die sie geatmet hatte. Der süßliche Mief, eine Mischung aus süßem Gardenienparfum, Puder und gehässiger alter Frau, hatte sich in allen Ecken und Ritzen eingenistet und sogar die Wände durchtränkt. Ihm wurde übel, wann immer er das Zimmer betrat. Nach ihrem Tod hatte er das Haus verkaufen wollen; er hatte gehofft, dass sie ihn dann vielleicht in Ruhe lassen würde. Das Geld konnte er gut gebrauchen, aber er wusste, dass sie sich nicht so leicht abservieren ließ. Außerdem wollte er nicht, dass die Leute Fragen stellten, dass sie in ihren – in seinen – Sachen herumschnüffelten. Dieses Haus war sein geheimes Versteck.
    Er blieb noch einige Sekunden stehen und lauschte auf ein Geräusch von drinnen. Aber es blieb still, und so ging er weiter nach unten. Das Portrait seines Großvaters in voller Militärmontur, das im Flur hing, starrte ihm grimmig entgegen, und er salutierte spöttisch. Mit seiner Augenklappe und dem

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