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Komm, trau dich

Komm, trau dich

Titel: Komm, trau dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Leigh
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gestrichen, als er Lee für die Hochzeit abgeholt hatte.
    Himmel, wie aufregend sie heute aussah!
    Unauffällig betrachtete er sie. Das Kleid musste neu sein, denn er hatte es vorher noch nie an ihr gesehen. Es war grün und schulterfrei und erinnerte ihn an ein Kleid, das Kim Basinger in einem ihrer Filme getragen hatte. Der lange enge Rock und das perfekt anliegende Oberteil ließen Lee göttlich aussehen, und das Haar, das heute so herrlich lockig war, hatte etwas von Rita Hayworth' Haarpracht.
    Lee gefiel ihm sehr in diesem Kleid, aber er bevorzugte sie ohne. In diesem Moment drehte sie den Kopf und lächelte ihm eine Sekunde zu, bevor sie wieder zum Altar hinübersah. Trevor nahm nicht den Blick von ihr, und seine Gedanken gingen zu der erstaunlichsten Woche, die er je verbracht hatte.
    Die Tage waren sehr angenehm gewesen. Er selbst war absolut auf der Höhe gewesen. Es war ihm unglaublich leicht gefallen, seine Artikel zu schreiben. Sein Verleger hatte ihn gebeten, einen Weinführer zu verfassen. Und während er das dann tat, hatte er sogar die Zeit gefunden, die dunkle Holzverkleidung in seinem Arbeitszimmer herunterzunehmen. Jetzt musste er sich zwar einfallen lassen, was er mit den Wänden anfangen wollte, aber das war nicht der springende Punkt. Der springende Punkt war: er hatte das Gefühl, es mit der ganzen Welt aufnehmen zu können.
    Und all das wegen einer Frau.
    Sie schniefte wieder, und er hatte plötzlich das Bedürfnis, ihr die Tränen wegzuküssen. Was machte sie nur mit ihm?
    Aber was immer es war, er hoffte, es würde nicht allzu bald wieder aufhören. Ihre gemeinsamen Nächte waren einfach unbeschreiblich.
    Jedes Mal, wenn er geglaubt hatte, dass es keine Steigerung mehr gäbe, wurden ihre Liebesnächte noch wilder, heißer und intensiver.
    Lee brauchte ihn nur anzusehen, und schon packte ihn die Lust. Er konnte nicht genug von ihr bekommen.
    Der Rabbi sprach wieder Englisch, und wie es schien, ging die Zeremonie ihrem Ende zu. David sagte seine Schwüre auf und Marilyn ihre. Sie bekam den Ring auf ihren Finger, und dann zerbrach David das Glas unter seinem Absatz und ein Chor von „Mazl Tovs"
    brachte die Synagoge zum Erzittern.
    Lee griff nach Trevors Hand und drückte sie fest. Eine Sekunde lang, gerade als David und Marilyn sich zum ersten Mal als Mann und Frau küssten, sah Trevor sich als Lees Bräutigam. Er sah sich an ihrer Seite alt werden, als ob er durch eine Art Kaleidoskop blickte und sich ein Leben vorstellte, wie er es niemals in Betracht gezogen hatte.
    Unzählige kleine Bilder zogen an seinem inneren Auge vorüber, in denen er und Lee lachten, sich liebten, Babys fütterten und jeden Morgen nebeneinander aufwachten.
    Die Vision war so schnell vorbei, wie sie begonnen hatte. Er war wieder nur ein Mann in der fünften Reihe der Synagoge, der nun mit allen anderen aufstand, um dem Paar nachzusehen. Aber eine ganze Weile lang fiel es ihm schwer, ruhig zu atmen. Er beruhigte sich erst, als ihm klar wurde, dass diese ganze verflixte Atmosphäre mit all den weinenden Frauen ihm doch zugesetzt haben musste. Es war nur einer dieser seltsamen Momente gewesen, die nicht die geringste Bedeutung hatten.
    Lee setzte sich zwischen Susan und Trevor. Sie hatte ihr Gesicht von allen sentimentalen Tränenspuren befreit. Katy und Ben saßen ihr gegenüber. Peters Stuhl am Hochzeitstisch war leer. Sie hatten ihn seit dem Ende der Hochzeitszeremonie nicht mehr gesehen.
    „Ich hasse Hochzeiten", sagte Susan. „Es ist ein fürchterlicher Brauch. Und wisst ihr, worauf er beruht? Vom Drang des Mannes, seinen Besitz zu schützen und seine Nachkommenschaft zu sichern.
    Ursprünglich hatte das überhaupt nichts mit Liebe zu tun. Und damals lebten die Menschen sowieso nur bis zum dreißigsten Lebensjahr oder so. Das heißt, wenn sie heirateten, blieben sie höchsten fünfzehn Jahre zusammen. Sie hätten sich schief gelacht, wenn man ihnen gesagt hätte, dass manche Leute bis zu fünfzig Jähren aneinander kleben bleiben."
    „Susan", erklärte Katy, „du hast dich verständlich gemacht, und was du sagst, mag logisch sein. Aber wenn du nicht endlich die Stimme senkst, werde ich dich erwürgen."
    „Gut", meinte Susan beleidigt und griff nach ihrem Weinglas. „Ich werde kein weiteres Wort sagen."
    Katy holte tief Luft und blickte viel sagend zu Ben. Er nickte, stand auf und ging fort. Katy sah ihre Freunde errötend an.
    „Was ist los?" fragte Lee. Sie wollte Trevor fragen, ob er mehr wüsste. Aber der

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