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Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Titel: Komm und küss mich!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Fehlen eines Vaters positiv zu bewerten. Sie sagte sich, daß sie es sowieso schon mit zu vielen Erwachsenen zu tun hätte. Sie konnte daher niemanden brauchen, der ihr
Vorschriften machen würde, besonders jetzt, da sie die Aufmerksamkeit eines ganzen Schwarms heranwachsender Jungen auf sich zu ziehen begann. In ihrer Nähe stolperten sie über ihre eigenen Füße; bei dem Versuch, sie anzusprechen, überschlugen sich ihre Stimmen.
    Sie schenkte ihnen ihr verführerischstes Lächeln, nur um sie erröten zu sehen, und beim Flirten bediente sie sich aller Tricks, die sie bei Chloe beobachtet hatte – das großzügige Lachen, die anmutige Haltung des Kopfes, die Seitenblicke. Und kein einziger davon verfehlte seine Wirkung.
    Das Zeitalter des Wassermanns hatte seine Prinzessin gefunden. Francescas Mädchenkleider wurden abgelöst durch Bauernröcke mit Fransentüchern, mit Perlen bunt bestickt. Sie kräuselte ihr Haar, ließ sich Ohrlöcher schießen und vergrößerte die Augen durch raffiniertes Make-up, bis sie das ganze Gesicht beherrschten. Zu ihrer größten Enttäuschung hörte sie auf zu wachsen, als sie ihrer Mutter bis zu den Augenbrauen reichte. Doch im Gegensatz zu Chloe, in der immer noch Überreste des pummeligen Kindes schlummerten, sah Francesca keinen Anlaß, ihre Schönheit in Frage zu stellen. Sie war ihr so selbstverständlich wie Luft, Licht und Wasser. Sie existierte nun mal, die Schönheit, ebenso wie Mary Quant! Mit siebzehn war Black Jack Days Tochter bereits eine lebende Legende.
    Evan Varian trat erneut in ihr Leben, in der Disco im Annabel’s. Sie wollte mit ihrem Begleiter zum White Tower, um Bakkarat zu spielen, und kam an der Glaswand vorbei, die den Speisesaal von der Disco trennte. Zwar strahlte Londons beliebtester Club eine hochmodische Atmosphäre aus, aber Francescas Hosenanzug aus scharlachrotem Samt mit den Schulterpolstern machte selbst in dieser Umgebung Furore, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie es unterlassen hatte, unter dem gewagt tiefen V-Ausschnitt der Wespentaillenjacke eine Bluse anzuziehen. Und so wölbten sich die siebzehn Jahre alten
Brüste in aufreizender Weise dort, wo die Revers zusammentrafen. Unterstrichen wurde dieser atemberaubende Effekt durch die Kurzhaarfrisur à la Twiggy. Dadurch wirkte sie wie ein Schuljunge mit der größten erotischen Ausstrahlung.
    »Na, wenn das nicht mein kleines Prinzeßchen ist?« Die sonore Stimme erklang in wohlgesetzten Tönen, dazu geschaffen, auch die letzten Reihen im National Theatre zu erreichen. »Mir scheint, sie ist erwachsen und bereit, die Welt zu erobern.«
    Seit Jahren hatte sie Evan Varian nicht mehr gesehen, nur auf der Leinwand, in seiner Rolle als »Bullett«. Als sie sich zu ihm umdrehte, glaubte sie, seinem Film-Ich gegenüberzustehen – : Er trug den gleichen makellosen Maßanzug aus der Savile Row, das gleiche blaßblaue Seidenhemd und handgefertigte italienische Schuhe. Seit ihrem letzten Zusammentreffen an Bord der Christina hatten sich ein paar Silberfäden in die Schläfen geschmuggelt, sein Haar war gebändigt, er trug es ganz kurz geschoren.
    Ihr Begleiter für diesen Abend, ein Baronet auf Heimaturlaub von Eton, kam ihr plötzlich vor wie ein Wickelkind. »Hallo, Evan«, sagte sie. Dabei schenkte sie ihm ein Lächeln, das Herablassung und Charme hervorragend zu kombinieren verstand.
    Die offenkundige Ungeduld des blonden Fotomodells, das an seinem Arm hing, bewußt ignorierend, musterte er Francescas scharlachroten Samtanzug eingehend. »Kleine Francesca! Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, hattest du weniger an. Wenn ich mich recht erinnere, warst du im Nachthemd.«
    Andere Mädchen wären errötet, aber andere Mädchen besaßen nicht Francescas grenzenloses Selbstvertrauen. »Ach ja? Hab’ ich ganz vergessen. Wie amüsant, daß du das noch weißt …« Und dann, im Geiste fest entschlossen, das Interesse dieses wahrhaften Mannes von Welt zu erregen, des reifen
Evan Varian, nickte sie ihrem Begleiter zu und gestattete ihm, sie zu entführen.
    Varian rief sie am nächsten Tag an und lud sie zum Essen ein. »Nein!« schrie Chloe. Sie sprang sogar aus dem Lotussitz auf. Zweimal täglich saß sie nämlich in dieser Position auf dem Teppich und meditierte, nur jeden zweiten Montag nicht, dann ließ sie sich die Beine enthaaren. »Evian ist mehr als zwanzig Jahre älter als du und ein berüchtigter Playboy. Mein Gott, er war viermal verheiratet! Ich bin strikt dagegen, daß du dich mit ihm

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