Komm und küss mich!: Roman (German Edition)
Terrain. Sein Gesichtsausdruck bestätigte ihr wieder einmal, daß Männer auf der ganzen Welt gleich waren. Mit unschuldigem Augenaufschlag strahlte sie ihn an. »Ist irgendwas?«
»Machst du das immer so?«
»Was denn?« Die Grübchen in ihren Wangen vertieften sich.
»Machst du immer einem Mann Avancen, den du noch keine fünf Minuten kennst?«
»Avancen? Ich?« Sie traute ihren Ohren nicht und fuhr empört auf. »Ich habe Ihnen keine Avancen gemacht!«
»Na, Süße, ich weiß doch genau, was so ein Lächeln bedeutet.
« Mit diesen Worten nahm er ihr Gepäck und brachte es zum Wagen. »Ich habe ja nichts dagegen einzuwenden, aber es ist doch wohl höchst unklug, sich vor zwei wildfremden Männern mitten in der Walachei so zur Schau zu stellen. Wir könnten doch zwei völlig abgefuckte Typen sein, oder?«
»Ich stelle mich nicht zur Schau!« Sie stampfte empört mit dem Fuß auf. »Stellen Sie sofort mein Gepäck wieder hin! Mit Ihnen fahre ich nicht!«
Er ließ seinen Blick über die Krüppelkiefern schweifen, danach über die Straße, die vollkommen verlassen dalag. »Du mußt selbst wissen, was du tust!«
Sie wußte nicht, was sie tun sollte. Sie brauchte unbedingt Hilfe, aber sein Benehmen war unerträglich. In den Wagen zu steigen war eine Zumutung. Er nahm ihr die Entscheidung ab: Er schob das Gepäck zu Skeet auf den Rücksitz.
»Vorsichtig, bitte!« Aufgeregt rannte sie zum Wagen. »Die sind von Louis Vuitton!«
»Na, Dallie, da haste ja ’ne echte Zuckerpuppe aufgelesen«, ließ Skeet sich von hinten vernehmen.
»Wem sagst du das?« Dallie setzte sich ans Steuer, schlug die Tür zu und sah zu ihr hinaus. »So, Süße, wenn dir was an deinem Zeug hier liegt, spring lieber schnell rein. In haargenau zehn Sekunden starte ich nämlich, und dann verschwindet dein Mr. Huuui- tong auf Nimmerwiedersehen!«
Sie humpelte zum Beifahrersitz, kämpfte mit den Tränen. Fühlte sich gedemütigt, verängstigt – hilflos.
Aber die eigentlichen Unannehmlichkeiten sollten erst beginnen. Reifröcke waren nicht fürs Autofahren geschaffen, wie sie sehr schnell feststellen mußte. Schließlich zwängte sie sich mit dem Hinterteil voran in den Wagen, dann raffte sie den unhandlichen Rock, so gut, es ging in ihren Schoß.
Dallie mußte die Gangschaltung von der Krinoline befreien. »Trägst du immer so bequeme Kleidung?«
Sie funkelte ihn böse an und setzte zu einer ihrer gefürchteten
Retourkutschen an, aber es kam ihr absolut nichts in den Sinn. Schweigend fuhren sie weiter, sie sah stur geradeaus, obwohl ihre Augen kaum über den Berg von Stoff reichten. Das Fischbein drückte ihr die Taille zusammen. Zwar war es eine Wohltat, nicht mehr laufen zu müssen, doch es war fast noch unangenehmer, in das Korsett eingezwängt zu sein. Sie wollte tief Luft holen, ließ es aber lieber sein, weil die Brüste sich bedrohlich hoben. Wenn ich nur einmal niese, dachte sie, bin ich das Playgirl des Monats …
»Ich heiße Dallas Beaudine«, stellte sich der Mann am Steuer vor. »Genannt Dallie. Das da hinten ist Skeet Cooper.«
»Francesca Day«, erwiderte sie. Es sollte ganz beiläufig klingen. Schließlich war bekannt, daß Amerikaner ganz locker sind. Was für einen Engländer rüpelhaft war, galt in den Staaten als normales Benehmen. Außerdem konnte sie es nicht lassen, diesen gutaussehenden Bauerntrampel wenigstens ein bißchen in die Knie zu zwingen. Das war schließlich ihre Domäne, da konnte nichts schiefgehen. »Ich bin Ihnen sehr verbunden, daß Sie mir geholfen haben.« Sie lächelte ihn über den Rand ihres Rocks an. »Ich habe nämlich ein paar schreckliche Tage hinter mir.«
»Hast du Lust, uns davon zu erzählen? Skeet und ich sind in letzter Zeit viel auf Achse, und allmählich geht uns der Gesprächsstoff aus.«
»Ach, es ist eigentlich furchtbar lachhaft. Miranda Gwynwyck, dieses elende Weibsstück – aus der bekannten Brauerei-Familie – hat mich beschwatzt, London zu verlassen und eine Rolle in einem Film anzunehmen, hier auf der Wentworth-Plantage.«
Skeets Kopf tauchte hinter ihrer Schulter auf. Er starrte sie an. »Du bist ein Filmstar?« fragte er. »Irgendwie kommst du mir bekannt vor, ich weiß nur nicht, woher …«
»Eigentlich nicht.« Sollte sie Vivien Leigh erwähnen? Nein, lieber nicht.
»Ich hab’s!« schrie Skeet. »Ich wußte doch, daß ich dich schon mal gesehn habe. Dallie, weißt du, wer das ist? Das rätst du nie!«
Francesca sah sich abwartend um.
»Die Type, die
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