Komm und küss mich!: Roman (German Edition)
nicht bremsen. Sorgfältig bemalte sie ihre Wangenpartie. »Was würde ich jetzt nicht für eine wirklich exzellente Gesichtsmaske geben … In Mayfair kenne ich einen himmlischen Salon, wo sie Thermalbehandlung, kombiniert mit Massage und allen möglichen einfach phantastischen Sachen anbieten … Bei Lizzy Arden kann man das auch bekommen.« Rasch zog sie die Konturen ihrer Lippen nach, bestrich sie mit Lipgloss in Rose-Beige und begutachtete das Resultat. Nicht umwerfend, aber sie sah sich selbst schon etwas ähnlicher …
Das anhaltende Schweigen im Auto wurde ihr peinlich, daher versuchte sie, es zu brechen. »In New York kann man sich immer nur sehr schwer zwischen Arden und Janet Sardin entscheiden. Janet Sardin auf der Madison Avenue, meine ich selbstverständlich. Man kann natürlich auch in ihren Salon am Park gehen, aber das ist doch nicht das Wahre, oder?«
Schweigen.
Endlich sagte Skeet: »Dallie?«
»Ha?«
»Glaubst du, daß sie jetzt fertig ist?«
Dallie nahm die Sonnenbrille ab und legte sie auf die Ablage. »Ich habe das ungute Gefühl, die fängt gerade erst an.«
Sie warf ihm einen betroffenen Blick zu. Sie schämte sich sowohl für ihn als auch für sich selbst. Sah er denn nicht, daß dies der schlimmste Tag ihres Lebens war? Warum machte er es ihr nicht ein bißchen leichter? Sie schien überhaupt keinen Eindruck auf ihn zu machen, noch weniger bemühte er sich, Eindruck auf sie zu machen. Das ging ihr völlig gegen den Strich. Irgendwie irritierte sie sein mangelndes Interesse mehr als alles andere Mißgeschick.
Sie widmete sich wieder ihrem Spiegelbild und nahm die Nadeln aus dem Haar. Dallas Beaudine sollte ihr gefälligst gestohlen bleiben. Bald würden sie wieder in der Zivilisation landen. Dann würde sie ein Taxi zum Flughafen in Gulfport nehmen und mit der nächsten Maschine nach London fliegen. Siedendheiß fielen ihr ihre drückenden finanziellen Schwierigkeiten wieder ein. Sie würde einfach Nicholas anrufen, er sollte ihr telegrafisch das Geld für den Flug schicken.
Sie spürte ein Kratzen im Hals, mußte husten. »Würden Sie die Fenster hochdrehen? Der Staub ist ja eine Plage. Und ich brauche unbedingt etwas zu trinken.« Sie erspähte eine kleine Kühlbox aus Styropor im Kofferraum. »Gehe ich recht in der Annahme, daß Sie da noch eine Flasche Perrier drin haben?«
Der Rest war Schweigen.
Endlich antwortete Dallie: »Tja, Madam, ist leider alles ausverkauft.«
8
Dallie gab durchaus zu, daß er Frauen nicht immer fair behandelte. Zum Teil lag es an ihm selbst, zum Teil aber auch an den Frauen. Ihm gefielen häusliche Frauen, solche, mit denen man sich gut amüsieren konnte, und Frauen, denen es dreckig ging. Er trank gern mit Frauen, besonders mit dem Typ, der ganz ungeniert Zoten reißen konnte. Ihm imponierten Frauen, die ihm keine Szene machten, wenn er die Zeit auf dem Golfplatz verbrachte, statt sie in Restaurants zu führen. Mit anderen Worten: Er mochte kumpelhafte Frauen, die sich wie Männer benahmen. Aber schön mußten sie trotzdem sein. Nicht schön im Sinn der Covergirls, die waren ihm zu aufgetakelt und manchmal auch zu knabenhaft und mager, was ihm angst machte. Nein, sexy mußten sie sein. Busen, breite Hüften, lachende Augen, erstklassige Zähne, weit geöffnete Lippen … Ihm gefielen Frauen, die er lieben und verlassen konnte. So war er nun mal, gemein zu allen Frauen, die ihm etwas bedeuteten.
Doch Francesca Day sollte die Ausnahme von der Regel sein. Ihre bloße Anwesenheit weckte die gemeine Ader in ihm.
»Ist da ’ne Tankstelle?« fragte Skeet. Er hatte schon lange nicht mehr so fröhlich geklungen.
Francesca sah stur geradeaus und sandte insgeheim ein Dankgebet zum Himmel. Dallie hielt vor einem völlig heruntergekommenen Schuppen. Francesca glaubte, eine Ewigkeit im Wagen verbracht zu haben. Sie kam schier um vor Hunger und Durst, und zur Toilette mußte sie auch.
»Endstation«, verkündete Dallie und stellte den Motor ab. »Da drin finden Sie bestimmt ein Telefon. Jetzt können Sie Ihre Freunde anrufen.«
»Ich rufe keine Freunde an«, entgegnete Francesca. Sie zog ein Kalbsledertäschchen aus dem Kosmetikkoffer. »Ich bestelle ein Taxi und fahre zum Flughafen in Gulfport.«
Vom Rücksitz ertönte lautes Stöhnen. Dallie fläzte sich auf seinem Sitz und schob sich den Hut tief ins Gesicht.
»Was ist denn los?« erkundigte sie sich.
»Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll«, knurrte Dallie.
»Sag nichts, Dallie. Laß sie
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