Komm zurueck nach Italien
sich wieder umdrehte, sah sie, dass die Szene bei Vito, Luisa und Marietta die verschiedensten Empfindungen ausgelöst hatte. Vito war ärgerlich, Luisa betroffen, und Marietta schien äußerst zufrieden mit sich und der Welt. Dazu hat sie auch allen Grund, dachte Catherine, schließlich ist es ihr erfolgreich gelungen, Mutter, Sohn, Schwiegertochter und Enkel innerhalb weniger Minuten gegeneinander auszuspielen.
„Was für einen schwierigen Sohn du hast, Catherine.” Marietta lächelte und schüttelte den Kopf.
„Und ich scheine ein ausgesprochenes Talent dafür zu haben, seine schlimmsten Eigenschaften zum Vorschein zu bringen. Es ist wohl das Beste, wenn ich ihm aus dem Weg gehe, solange ich hier bin.”
Solange ich hier bin? Catherine runzelte die Stirn und blickte Vito fragend an. Der schien jedoch ebenso überrascht wie sie.
„Als Marietta heute Morgen aus den Staaten zurückkehrte, musste sie feststellen, dass ihr Apartment unter Wasser stand. Während ihrer Abwesenheit ist ein Rohr gebrochen und hat die gesamte Einrichtung ruiniert”, erklärte Luisa eifrig. „Da habe ich ihr natürlich angeboten, dass sie bei uns wohnen kann, bis die Handwerker fertig sind.”
Natürlich, dachte Catherine bitter, damit wäre ja alles wieder beim Alten.
„Ich habe mich in den Räumen neben Vitos einquartiert”, erklärte Marietta und lächelte.
„Nein!” Was Catherine nur dachte, sprach Vito laut und deutlich aus. Wahrscheinlich erinnerte er sich genau wie sie an die Diskussion, die sie vor ein paar Tagen geführt und in der sie sich darüber gestritten hatten, in welchem Zimmer Marietta bei ihren Besuchen vor drei Jahren gewohnt hatte.
Anscheinend verstand es Marietta wirklich meisterlich, Menschen, die sie nicht mochte, als Lügner hinzustellen.
„Wer immer dir die Zimmer gegeben hat, hat einen Fehler ge macht, Marietta”, fuhr Vito fort.
„Wenn du schon unbedingt hier bleiben musst, dann wohne bitte im Flügel meiner Mutter.
Catherine und ich brauchen unsere Privatsphäre.”
„Natürlich.” Marietta gab sofort nach. „Ich ziehe auf der Stelle um. Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass Luisa und ich nicht daran gedacht haben, wie … wie kurz es erst her ist, dass Catherine und du euch wieder vertragt.”
Ein geschickter Schachzug, dachte Catherine und musste Marietta widerwillig bewundern.
Luisas betretenem Gesicht nach zu urteilen, war sie, die Gastgeberin, nämlich gar nicht erst gefragt worden.
Und Vito schien über alle verärgert zu sein, nur nicht über Marietta. Auf Santo war er wütend, weil er gegen die väterliche Autorität opponiert hatte, ihr, Catherine, konnte er nicht verzeihen, dass sie sich eingemischt hatte, und seiner Mutter verübelte er, dass sie Marietta die falschen Räume zugewiesen hatte.
Marietta war eine beneidenswert geschickte Taktikerin. Mühelos schnitt sie jetzt ausschließlich geschäftliche Themen an, so dass Vitos ganze Aufmerksamkeit allein ihr galt. Catherine” zog sich daraufhin wortlos zurück und ging in Santos Zimmer.
Santo saß neben einer Kiste auf dem Boden und wühlte lustlos in seinen Bauklötzen. Catherine lächelte liebevoll und legte ihm den Arm um die Schultern, um ihn die hässliche Szene mit Marietta möglichst schnell vergessen zu lassen. Dann half sie ihm, aufzuräumen, sich zu waschen und umzuziehen, setzte sich auf die Bettkante und las ihm einige seiner Lieblings-Gute -
nachtgeschichten vor. Erst als sie sah, dass ihm die Augen zufie len, stand sie auf, küsste ihn auf die Stirn und wollte gehen.
„Ich mag Marietta nicht”, sagte er, plötzlich wieder hellwach. „Sie ist ein Spielverderber. Magst du sie, Mum?”
Catherine biss sich auf die Lippe. Sollte sie lügen oder bei der Wahrheit bleiben? Sie atmete einmal tief durch und sagte dann: „Nein, Santo, mir geht es wie dir. Aber nonna mag sie, und deshalb müssen wir nett zu ihr sein. Verstehst du das?”
„Eigentlich schon. Und sagst du Papa bitte, dass ich mich dafür entschuldige, ihn so angeschrieen zu haben? Ob er mich jetzt überhaupt noch mag?”
„Da können wir gleich selbst drüber reden”, ließ sich Vito von der Tür her vernehmen.
Catherine und Santo drehten sich zu ihm um. Er lehnte so lässig an der Wand, als hätte er schon eine ganze Weile dort gestanden. Wahrscheinlich hatte er also ihre Unterhaltung mit angehört.
Bestimmt ist er nicht erbaut von dem, was er mit anhören musste, dachte Catherine, aber Santo und ich sind von seinem Verhalten auch
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