Komm zurueck nach Italien
nicht gerade begeistert.
„Wir müssen unbedingt miteinander sprechen”, sagte er leise, als er an ihr vorbeiging.
„Ganz meine Meinung”, gab sie ebenso leise, aber äußerst scharf zurück. Da war er wieder, der aggressive Ton, der so leicht zwischen ihnen aufkam. Die Harmonie, die sie eben im Bett noch so intensiv empfunden hatten, war durch Mariettas Ränke innerhalb kürzester Zeit wieder zerstört worden.
Als sie sich zum Abendessen umziehen wollten, trafen Vito und Catherine sich im Schlafzimmer.
Catherine war schon etwas eher da gewesen und hatte auf Vito gewartet.
„Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?” herrschte er sie an, kaum dass er die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Wie konntest du mir nur so in die Parade fahren und meine Autorität Santo gegenüber derart untergraben?”
„Und was hast du dir dabei gedacht, ihn vor aller Augen zu einer Aussage zu zwingen, die er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren konnte?”
„Er war ungezogen!”
„Er war hilflos und verzweifelt! Kannst du dir denn nicht vorstellen, wie ausgeliefert sich ein Kind fühlen muss, wenn ihm ein Erwachsener das Wort im Mund verdreht?”
„Hast du schon einmal daran gedacht, dass er der Übeltäter sein könnte? Marietta war so bemüht, sich nett mit ihm zu unterhalten, und er …”
Catherine konnte es nicht ertragen. Sie ließ Vito einfach stehen und ging auf den Balkon. Nach dem klimatisierten Schlafzimmer empfand sie die Luft draußen als angenehm warm und weich und die Stille als wohltuend. Catherine stützte die Arme auf das Geländer und atmete tief durch, um mit ihrer Wut und inneren Unzufriedenheit fertig zu werden.
Wenn Marietta für Vito der wichtigste Mensch war, warum hatte er dann Santo nach Neapel geholt? Catherine hörte, dass Vito ihr gefolgt war und sich neben sie stellte. Bestimmt nicht, um ihr ein Friedensangebot zu machen, das wusste sie, ohne ihn anzusehen.
„Merkst du eigentlich nicht, wie verletzend du manchmal bist?” fragte er. „Es ist mehr als nur unhöflich, einfach das Zimmer zu verlassen, wenn ich mit dir rede.”
„Santo ist unhöflich, und ich bin unhöflich. Es muss für dich ja die reinste Hölle sein, mit uns zusammen in einem Haus zu leben”, spottete sie.
Er lachte leise. Dass er seinen Sinn für Humor wiedergefunden hatte, besänftigte Catherine, und so standen sie eine Weile schweigend nebeneinander und blickten in die Nacht. Die Lichter Neapels glitzerten in der Dunkelheit, und der Mond spiegelte sich silbern im Meer. Der Anblick war traumhaft schön und die Atmosphäre wie geschaffen für die Liebe.
„Hast du Santo eine Standpauke gehalten?” fragte Catherine schließlich.
„Natürlich nicht. Ich habe mich bei ihm dafür entschuldigt, dass ich mich so unbeherrscht benommen habe. Ich bin kein Dummkopf, Catherine”, setzte er leise hinzu. „Ich weiß, dass ich mich vorhin im Wohnzimmer um keinen Deut besser als mein Sohn benommen habe.”
Na, das ist doch etwas, dachte sie und fragte: „Ihr habt euch also wieder versöhnt?”
„Ja”, bestätigte er, schien jedoch nicht so recht zufrieden da mit, denn er runzelte die Stirn.
„Marietta hat Recht”, sagte er mehr wie zu sich selbst. „Santo ist wirklich aufsässig gewor den.”
„Marietta kann ihre Meinung über meinen Sohn für sich behalten”, erwiderte Catherine scharf.
„Und da wir gerade beim Thema sind, möchte ich empfehlen, dass sich Marietta ein Hotel sucht.”
„Catherine, bitte, fang nicht schon wieder damit an”, erwiderte er müde. „Du weißt ganz genau, dass ich ihr das Haus nicht verbieten kann.”
„Entweder sie geht, oder Santo und ich gehen. Und um eins klarzustellen: du hast mich, was Marietta betrifft, angelogen.”
„So?” Er seufzte.
„Du hast mich glauben lassen, dass du sie nach unserer Scheidung heiraten würdest. Aber eine Ehe stand nie zur Debatte, stimmt’s?”
„Ah!” Vito verzog spöttisch das Gesicht. „Und wie bist du zu dieser Einsicht gelangt?”
„Marietta selbst hat mir dazu verhelfen. Sie musste es Santo gegenüber zugegeben, um ihre Spuren zu verwischen.”
„Marietta war lediglich bemüht, ein Missverständnis aufzuklären, das zwischen zwei Menschen mit verschiedener Muttersprache nur allzu natürlich ist!”
Catherine zuckte die Schultern. „Das mag sein, wie es will. Auf alle Fälle ist es eine unbestreitbare Tatsache, dass Santo sich völlig unnötig geängstigt hat und du mich unter einem falschen Vorwand nach Italien
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