Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin
was sie für das tägliche Brot brauchten. Und genau zu diesem Zeitpunkt hatte man ihnen einen Vertrag mit den Mächtigen aus dem Osten angeboten.
Sie bekamen Angebote, denen man einfach nicht widerstehen konnte, und sie leisteten erstklassige Arbeit. Bildlich gesprochen erhob sie die neue Tätigkeit weit über die anderen, weit über Rigas normale schmutzige Kleinkriminalität.
Sie stiegen in die obere Liga auf, und nie gab es Anlass zur Unzufriedenheit. Gleichzeitig bot sich ihnen jetzt zum ersten Mal die Gelegenheit, etwas für die Zukunft beiseite zu legen. Vielleicht sogar für legalere Geschäfte als Voraussetzung für einen sorgenfreien Lebensabend? Schließlich lagen noch einige Jahre vor ihnen, und es galt, nichts anbrennen zu lassen.
Aber seit dieser Jugoslawe zu ihnen gestoßen war, hatte Adrian sich verändert.
Er hatte sich sofort von Stojáns makabren Fantasien anstecken lassen und dessen aufgesetzten Machostil vorgezogen und ahnungslos sogar sein dunkles Begehren bejaht.
Bernard hatte sich eingestehen müssen, dass er als Adrians Vorbild vollkommen entmachtet war. Ein kleiner Ganove aus dem schäbigen kleinen Dorf Drojic im Südwesten von Jugoslawien, der vollkommen verrückt nach Macht war, hatte ihn besiegt. Und seine ganzen gediegenen Fachkenntnisse waren lächerlich gemacht worden. Von einem … perversen Verrückten!
Empfand er vielleicht eine heimliche Verbitterung?
Ohnmacht und Rachegelüste?
Natürlich!
Aber am meisten Sorge. Sorge um seinen ehemaligen Freund, der früher so zuverlässig und genau gearbeitet hatte. Alles, womit Stoján angab und was er dem Jungen einredete, hatte eine ungesunde, benebelnde Wirkung, die sein Urteilsvermögen herabsetzte. Adrian war nachlässig geworden.
Und Nachlässigkeit hatte in ihrer Welt einen hohen Preis.
Einen zu hohen Preis.
Außerdem waren sie ein Team. Eine Mannschaft, in der die Aufgaben jedes Einzelnen miteinander verwoben waren und bei der es als einzig denkbares Resultat nur Schwarz oder Weiß, Sieg oder Niederlage gab.
In ihrer Branche war es schwer, noch einmal von vorne anzufangen. Sie konnten kaum sagen: »Entschuldigen Sie, wir haben hier einen kleinen Fehler begangen – können wir diesen Mord noch einmal wiederholen? Danke!« Nein, was einer von ihnen versiebte, warf unweigerlich seinen Schatten auch auf die anderen.
Deswegen hatte Bernard beschlossen, sich um diese Sache zu kümmern und den Fehler, den die anderen so idiotisch gemacht hatten, auszubügeln. Obwohl damit eine offensichtliche Gefahr verbunden war, blieb ihm nicht viel anderes übrig.
Schmerzhaft war er sich bei diesem Entschluss bewusst, das er damit gegen den heiligen Berufscodex verstieß. Aus leicht nachvollziehbaren Gründen zeigte man sich nie – aber auch wirklich nie – wieder am Tatort!
Aber trotz des unerhörten Risikos war sein Einsatz glücklicherweise gelungen. Und was Alexej Igorin nicht wusste, das konnte ihm auch nichts ausmachen, nicht wahr?
Triumphierend traf er seine Kumpanen an der Raststätte Skånerasten an der E 6 in nördlicher Richtung auf den Hügeln von Glumlöv. Adrians erleichterter Gesichtsausdruck, als er auftauchte, freute ihn, und es ärgerte ihn gleichzeitig, dass die anderen offenbar nichts dazugelernt hatten.
Begriffen sie nicht, wie entscheidend es war, sich anzupassen, nicht als Fremder erkennbar zu sein? Das war viel wichtiger als alles andere und viel wichtiger als seinen Spaß zu haben! Er hatte ihnen gesagt, dass sie bei Kaffee und Hamburger auf ihn warten und sich unauffällig verhalten sollten. Dann hätten sie ausgesehen wie ganz normale Lastwagenfahrer, die eine Pause machten. Die saßen im Restaurant, schaufelten enorme Portionen in sich hinein und überflogen die riesigen Schlagzeilen der Abendzeitungen.
Genauso unauffällig wie die alten Leute hinten in der Nichtraucherabteilung. Fast feierlich saßen sie da nach der angenehmen kleinen Autofahrt durch die schonische Frühlingslandschaft. Die kurze Strecke von Teckomatorp zu diesem wichtigen Aussichtspunkt mit dem Steinhaufen aus der Bronzezeit in der wogenden Hügellandschaft stellte für Leute, die das goldene Rentenalter erreicht hatten, ein ziemliches Abenteuer dar.
Die beiden ergrauten Paare genossen ihren rabenschwarzen Kaffee und kauten zufrieden an trockenen Kuchenstücken mit Sahne aus der Dose. Das war wirklich alles ganz spannend, und es dürstete sie förmlich nach weiteren Erlebnissen an diesem fantastischen Ausflugstag.
Deswegen sahen sie sich
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