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Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Titel: Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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Autowaschanlage und den Servicebereich auf das Wäldchen zu. Sogar in der Toilette waren sie gewesen.
    Vielleicht hatte ihr gerade dieses merkwürdige Verhalten Angst gemacht, dass sie sie ausrauben würden. Wer hätte ihr dort draußen zwischen den Bauernhöfen schon helfen können? Wer hätte sie schon gefunden, wenn sie sie in dem winzigen Anbau, der hinter der Tankstelle als Wohnung diente, vergewaltigt hätten? Wer hätte ihr in dem kleinen, gottverlassenen småländischen Ramseryd schon helfen können? Niemand!
    Im Scherz pflegte sie immer zu sagen, dass ihre Tankstelle zumindest die umweltfreundlichste und am schönsten gelegene des Ortes sei.
    Umweltfreundlich, weil sie keine großen Zapfsäulen installiert hatte und somit auch keinen großen Umsatz. Der verdarb mehr als er nützte, davon war sie immer überzeugt gewesen, und dafür mussten schließlich letzten Endes die Kunden bezahlen.
    Die Tankstelle lag idyllisch in einer Waldlichtung an der Landstraße, direkt an dem vielfältigen Mischwald, der sich kilometerweit den Hügel hinauf erstreckte.
    Aber das hatte auch den Nachteil, dass es viel zu weit war, um Hilfe zu holen, falls etwas passieren sollte. Und das genau befürchtete sie jetzt.
    Elin hatte in dem kleinen Ort in Småland wirklich kein Leben im Überfluss gelebt. Hier spielte es keine Rolle, ob die Berliner Mauer fiel, ob Bosnien brannte oder ob die USA Kuba angriffen. Denn das hatte hier auf dem Land nicht die geringsten Auswirkungen.
    Aber wenn Olle mit der Wurstbude weiter unten im Ort sich das Bein brach, war das sofort in aller Munde, denn das bedeutete, dass die Bockwurstversorgung von Ramseryd lahm gelegt war.
    Wie gesagt war an ihrem Leben nichts besonders, aber sie hatte es sich doch auf eine außergewöhnliche Weise eingerichtet. In der Schule war sie sehr gut gewesen, aber dann hatte sie die Tankstelle von ihrem Vater übernommen. Von Kindesbeinen an lernte sie alles über Autos und Motoren und es blieb ihr nichts anderes übrig, als in seine Fußstapfen zu treten, fand sie zumindest. Ehrlich gesagt schwebte es ihr auch nie vor, sich mit etwas anderem als mit Autos und Motoren zu beschäftigen.
    Etwa mit Jungen.
    An sich war da einer gewesen, nein, jetzt war sie dumm! Mit Kent hatte sie nie was gehabt.
    Kent, der so … so unglaublich gut aussehende Kent!
    Kent, der sich ganz unvermutet in der elften Klasse um sie bemüht hatte. Während die Schönheiten unter ihren Mitschülerinnen finster zusehen mussten, wie er sich ihr in den Pausen aufdrängte. Er wollte über Politik, Mathematik, Religion und Philosophie sprechen. Ja, über all das, worauf sie in der Schule jetzt im letzten Augenblick noch ansatzweise zu sprechen kamen und was die anderen für abscheulich langweilig hielten.
    All das interessierte plötzlich diesen Beau der Klasse, und er behauptete, er würde sich danach sehnen, ihre Ansichten zu hören.
    Aber sie hatte sich entschlossen, ihm kein Wort zu glauben.
    Sie war sich sicher, dass er irgendeine lächerliche Wette abgeschlossen hatte, dass es ihm gelingen würde, sie noch vor der Abschlussfeier flachzulegen.
    Auf Schönlinge konnte man sich nicht verlassen.
    Also hielt sie ihn auf Abstand, obwohl sie sich nichts mehr wünschte, als ihm nahe zu sein, richtig nahe. Aber sie hatte den Verdacht, dass das fürchterlich wehtun würde. Das würde vermutlich weitaus mehr wehtun, als sie ertragen konnte, wenn es sich herausstellen sollte, dass das Ganze nur ein großer Witz war.
    Denn wer hätte glauben können, dass Kent, der göttliche Kent, sich im Ernst in sie, die Läusefia, verlieben würde?
    Sie wusste sehr wohl, wie die anderen sie hinter ihrem Rücken nannten. Aber sie kümmerte sich nicht um diese strohdummen Zuckerpüppchen! Vermutlich hatten sie Kent dazu angestiftet.
    Es war wirklich vollkommen abwegig! Er hätte jede von ihnen haben können, also würde er doch nicht gerade sie wählen?
    Sie war höflich und kühl geblieben, und er war nie zudringlich geworden. Er bat darum, sie auf den Abschlussball begleiten zu dürfen, aber sie ging gar nicht hin. Anschließend waren ihr alle Männer gleichgültig.
    Jetzt war es jedenfalls zu spät, dachte sie manchmal erleichtert. Inzwischen war sie über fünfzig, ein etwas heruntergekommenes Original, das keinerlei Wert auf dem Heiratsmarkt besaß.
    Falls sie nicht jemand wegen ihres Geldes heiraten würde!
    Alle glaubten nämlich, dass die alte Elin Geld in ihrer Matratze versteckt hatte. So eine alte Jungfer hatte in all

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