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Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Titel: Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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Aus dieser Zwickmühle fand niemand heraus.
    Die Gewalt fraß sich unterdessen durch alle Gesellschaftsschichten, während sich die Politiker und Polizeichefs an den Konferenztischen die Haare rauften und hofften, dass es sich nur um ein vorübergehendes Problem handeln würde.
    Aber Hill gehörte zu denen, die glaubten, dass das nicht der Fall war. Die Gewalt würde nicht mehr verschwinden. Im Lauf der Zeit hatte sie sich etwas verändert, aber sie unterschied sich in ihrer Substanz nicht von der, mit der sie es immer zu tun gehabt hatten.
    Er hatte die Manifestationen der Gewalt häufiger studieren können, als ihm lieb sein konnte, und wusste um ihre Vielschichtigkeit. Er wusste, dass ein geschickter Anwalt aus Schwarz Weiß machen konnte. Es war so unerhört einfach, einen reumütigen Teenager mit Tränen in den Augen der Presse vorzustellen und sich über die Brutalität der Polizei zu verbreiten, obwohl der Teenager ein Raser auf Speed und außerdem betrunken gewesen war.
    Da war es ebenso leicht zu sagen, er sei in der Zelle ausgerutscht und hätte sich die Nase am Gitter blutig geschlagen. Denn bei der Polizei arbeiteten keine Engel, sondern Menschen. Und Menschen werden schon mal gewalttätig, wenn man ihnen ins Gesicht spuckt und sie zwischen die Beine tritt.
    Gewalt wird aus Schmerz geboren und spricht die lauteste Sprache, die die Welt kennt.
    Die Gewalt der Polizei wird durch die Toleranzschwelle der Gesellschaft definiert – »so weit und nicht weiter«. Und die der Verbrecher?
    Es wurden also Wachmänner gebraucht, denn es war vollkommen ausgeschlossen, dass die Polizei die Sicherheit aller garantieren konnte. Und so wurde die Arbeit der Polizei von Leuten gemacht, die nicht die Ausbildung und die Erfahrung hatten, die aller gesellschaftlichen Konfliktbereinigung zu Grunde liegen sollte.
    Deswegen war auch er gerade im allzu grobmaschigen Netz des Wachmanns hängen geblieben, und um die Wahrheit zu sagen, war er darüber außerordentlich verärgert.
    Ein Polizeibeamter durfte ihn nicht auch nur zweimal anschauen, ohne dass ein Anfangsverdacht bestand. Aber der Wachmann hatte nicht gezögert, ihre private Unterhaltung zu unterbrechen, auf Grund … was man sich im Institut auch immer eingebildet haben mochte.
    Aber was wäre gewesen, wenn von Hill wirklich eine Gefährdung der Öffentlichkeit ausgegangen wäre? Wenn er wirklich ein gewaltbereiter Eindringling gewesen wäre?
    Dann wären vielleicht weder der Wächter noch Corell noch am Leben oder lägen zumindest mit Schädelverletzungen, inneren Blutungen und Knochenbrüchen auf der Intensivstation.
    Hill öffnete das Seitenfenster, denn er brauchte frische Luft. Es war warm draußen, aber ihm stand trotzdem der kalte Schweiß auf der Stirn. Seine Überlegungen waren beunruhigend und deprimierend und liefen immer weiter im Kreis, als wollten sie ihn bedrängen, bis er nach Hause gekommen war.
    Mehr Geld schien ebenfalls keine vernünftige Lösung zu sein. Insbesondere in Anbetracht der Verteilung, die sie in den letzten fahren erlebt hatten: 90% blieben in der Verwaltung hängen, obwohl der Bedarf im Streifendienst ständig um 25% zunahm.
    Nein, die Situation war unhaltbar, aber trotzdem liebte er seinen Beruf. Er wollte zumindest tun, was er tun konnte und so deutliche Grenzen wie möglich setzen.
    Was ihm fehlte war Zeit! Bei den Tankstellenmorden wurde die Spur bereits kalt.
    »Die ersten vierundzwanzig Stunden sind entscheidend«, dachte er deprimiert und sauste an einem polnischen Sattelschlepper vorbei, der sich überladen eine Steigung hinaufkämpfte. »Die Fährte war ohnehin von Anfang an nicht allzu heiß, und jetzt wird sie mit jeder Stunde kälter.«
    Sie hätten mindestens zu fünft rund um die Uhr an dieser Sache arbeiten müssen, aber dazu fehlte einfach das Geld.
    Er verlangsamte das Tempo bis etwas über die erlaubten 70 km/h und passierte den Kreisverkehr mit dem absonderlichen Kunstwerk am Ortseingang von Helsingborg.
    »Worin besteht eigentlich die Aufgabe der Gesellschaft«, fragte er sich, als er mit Hilfe der grünen Welle unbehindert nach Hause fuhr, »hübsche Kreisverkehre zu bauen oder auf der Straße für Ordnung zu sorgen?«

6
    Eine weitere Hinrichtung hatte in der Nacht auf Dienstag stattgefunden, aber dieses Mal in Borås.
    Zuerst waren die Ähnlichkeiten niemandem aufgefallen, obwohl sie so offensichtlich waren.
    Hätte nicht einer der Beamten in Borås einen Schwager bei der Polizei in Landskrona gehabt, dann wären

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