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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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schwieriger erweisen würde, als sie es sich mehr oder weniger im Halbschlaf ausgedacht hatten.
    Alles sah bestechend klar aus: Frau Nilsmed hatte die Geliebte ihres Mannes aus dem Weg geschafft und dann offenbar beschlossen, dass er ihr genauso gut folgen könnte, woraufhin sie auch ihn unverzüglich in die ewigen Jagdgründe verbannt hatte. Das Motiv für Mord Nummer eins: Eifersucht, die nur schwer von verletztem Stolz zu unterscheiden ist. Das Motiv für Mord Nummer zwei: ein unversöhnlicher Rachedurst, der aus einer zerrütteten Ehe resultiert.
    Und damit würde man einen Punkt unter dieses höchst unerfreuliche Ehedrama setzen können.
    Oder?
    Jetzt brauchten sie nur noch die Ergebnisse aus dem Labor abzuwarten und die Daumen zu drücken, dass diese ihre Hypothesen bestätigen würden. Daraufhin könnten sie, ohne rechtswidrige Übergriffe und ohne dem Polizeichef auf die Füße zu treten, Frau Nilsmed für immer Einhalt gebieten.
    So oder ähnlich – fröhliche Weihnachten!
    Oder?
    Hill war sich auf einmal nicht mehr so sicher. Es verhielt sich doch so – laut Bäcker –, dass ein richtig tüchtiger Spürhund sich von seiner Nase leiten ließ? Und er hatte so ein rätselhaftes Gefühl, dass sie noch nicht am Ende ihrer Ermittlungen angelangt waren.
    Vielleicht sollte er auch versuchen, ein letztes, vervollständigendes Gespräch mit dem Rentner aus Råå zu führen, dessen heimliche Leidenschaft Anne Smitt galt? Obgleich er von sich aus mit seinem Bekenntnis zur Polizei gegangen war, schätzte Hill seine innere Gefühlslage so konfliktbeladen und konfus ein, dass ebenso gut er derjenige gewesen sein könnte …
    Hill war an die Kreuzung von Kielergatan und Rååvägen gekommen. Rechts von ihm lag der Friedhof von Råå, und direkt vor sich konnte er das immer stärkere Blautöne annehmende Wasser des Öresund erblicken. Heute war es nicht hellblau oder flaschengrün, wie er es am schönsten fand, sondern dunkelgrau bis blau und mit einer aufgewühlten, von Strömungen durchzogenen Oberfläche, die sich drohend kräuselte und ein bevorstehendes Unwetter ankündigte.
    Er schüttelte sich und bog schnell um die Ecke nach Süden in den Rååvägen, die eigentliche Haupteinkaufsstraße des Ortes, in der es nun angesichts der Vorbereitungen für den großen Weihnachtsmarkt am kommenden Sonntag nur so brodelte. ICA, Konsum und die Apotheke sorgten gleichermaßen zusammen mit Föreningssparbanken und der örtlichen Post für ein reges vorweihnachtliches Treiben. Zwischen ihnen drängten sich malerische kleine Boutiquen und mondäne Bekleidungsläden zusammen mit Pizzerien und Bäckereien.
    Fischereiausrüstungs- und sonstige Kramläden schienen eher weniger mit seinem Fall in Verbindung zu stehen, vermutete Hill, als er an den verschiedenen Geschäften im Stil der Jahrhundertwende entlangging und sich von der Wärme und dem Licht in ihren Schaufenstern angezogen fühlte. Auch wenn seine neuerliche persönliche Fahndungsstrategie praktisch »alles und nichts« erlaubte, setzte er seinen Weg sicherheitshalber fort und versuchte stattdessen, so viele Informationen wie möglich so schnell wie möglich in seinem Gehirn abzuspeichern.
    Er kam an die Ecke, an der Pingvin Press AB lag.
    Eine Druckerei!
    Anne Smitt war ja Übersetzerin gewesen und hatte sich offenbar sowohl um das Layout als auch um das Druckverfahren für die Instruktionshefte von Nilsmed gekümmert. Vielleicht war es zu weit hergeholt – und dennoch die beste Verbindung, die ihm bisher eingefallen war.
    Außerdem konnten seine steif gefrorenen Zehen ein bisschen Wärme vertragen, und so stieg er die kleine Steintreppe hoch und öffnete mit einem resoluten Griff die schwere Holztür.
    Er war der Polizist, der aus der Kälte kam.
    Im Laden roch es nach Druckerschwärze, und irgendwo in den hinteren Räumen hörte er eine Maschine in einem gleichmäßigen, einschläfernden Rhythmus hämmern. Eine Druckerpresse? Oder vielleicht ein Hefter, der unzuverlässig lose Blätter in eine zusammenhängende, verständliche Schrift verwandelte.
    Hill wünschte sich, dass es so einfach wäre. Alle losen Enden des Falles zusammenzuheften, ein klares Bild zu erhalten und das Ganze als fertig betrachten zu können.
    »Ja? Womit kann ich helfen?«
    Der Mann hinter dem Tresen war so unvermutet aus einem kleinen Nebenraum aufgetaucht, dass Hill sich in seinen Überlegungen überrumpelt fühlte.
    »Oh! Ja, also, mein Name ist Hill. Kriminalkommissar Joakim Hill«,

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