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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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Runsten, dass er kaum einen klaren Gedanken fassen konnte, und erst recht keinen, der mit seinem aktuellen Fall zusammenhing.
    Wie sollten sie überhaupt weiterkommen, wo er ihnen definitiv einen Riegel vorgeschoben und das Ganze noch mit einer Schraubzwinge gesichert hatte?
    Nach der ausgegebenen Dienstanweisung durften sie eigentlich nicht einmal mehr bei ihr anrufen – vorausgesetzt, sie entschieden sich nicht dafür, die Herausforderung anzunehmen und ihrerseits das Feuer zu eröffnen, also im Klartext, sich bei der Staatsanwaltschaft über ihn zu beschweren. In einer prekären Situation wie dieser würden sie allerdings nicht allzu große Aussicht auf Erfolg haben, besonders dann nicht, wenn sie den Zeitfaktor berücksichtigten. Ganz abgesehen davon, dass ihn und seinen Kollegen eine derartige Maßnahme in der künftigen Zusammenarbeit mit der Polizeileitung teuer zu stehen kommen würde.
    Er hatte so richtig Lust, auf alles zu scheißen, sich einfach krankzumelden und tanzen zu gehen.
    Tanzen?
    Bäcker wollte doch gestern tanzen gehen, fiel es ihm ein. Und plötzlich wurde ihm klar, dass kein Harry Runsten der Welt ihn daran hindern können würde, unter Anwendung von Bäckers ausgeklügelter Methode seine Ermittlungen fortzusetzen. Ihm würde zwar von nun an die formale Grundlage für ein Gespräch mit Berit Nilsmed entzogen sein, doch es sprach noch lange nichts dagegen, ein bisschen Lex Bäcker in die Praxis umzusetzen, und zwar am Ausgangspunkt in Råå!
    Diese Strategie hatte sich so wunderbar einfach angehört: sozusagen alles und nichts auf einmal auf sich wirken zu lassen. Sie erschien Hill so kinderleicht und voraussetzungslos, dass er sich keine besonderen Probleme bei der praktischen Umsetzung vorstellen konnte.
    »Das ist das Gesetz, welches besagt«, hatte Bäcker erläutert, »dass sich Beweise und Indizien wie Ringe auf dem Wasser ausbreiten. In einer Art Witterungsradius, könnte man sagen. Bewegen Sie sich also immer vom Ort des Verbrechens aus in einem größer werdenden Umkreis. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen – achten Sie auf die unmittelbare Umgebung und nehmen Sie die Schwingungen, die Personen und ihre Aussagen hinterlassen, wahr. Und vor allem, lassen Sie sich von Ihrem Spürsinn leiten.«
     
    Hill machte sich also auf den Weg und nahm Witterung am Ort des Verbrechens auf, genauer gesagt, an exakt dem Punkt, an dem Anne Smitts Auto – oder vielleicht sollte man eher sagen, Leif Nilsmeds – am Montagabend geparkt war.
    Er vergrub die Hände in den Taschen, starrte einen Moment lang auf die gefrorenen Reifenspuren, die dank des nur zaghaften Schneefalls jetzt noch deutlich auf dem Boden zu erkennen waren, hob dann den Blick wieder und ließ die Stimmung auf sich wirken.
    Es war unglaublich ruhig hier. Eine abgeschirmte kleine Welt, weit weg vom Lärm und der Hektik der Stadt. Hier würde es im Frühling in den kleinen Vorgärten der Reihenhäuser herrlich bunt blühen. Alles würde wie unberührt im Sonnenschein erstrahlen, als wäre nichts geschehen.
    So müsste Catharinas und sein Kind aufwachsen können, kam ihm in den Sinn. In einer scheinbaren Idylle, mitten in der zunehmend harten Wirklichkeit, von der sie umgeben waren.
    Die kalte frische Luft reinigte seine Gedanken, und er bemühte sich, die Eindrücke der Umgebung in sich aufzunehmen, als er schließlich seine Wanderung durch das immer weihnachtlicher wirkende alte Fischerdorf Råå begann.
    Dieser einzigartige Ort mit der eigenartig altmodischen dänischen Gemütlichkeit, nach der sich gerade in der Weihnachtszeit so viele sehnten und die jedes Jahr erneut einen guten Grund bot, den Trubel möglichst früh zu starten.
    Hill selbst befand sich in diesem Moment auch im Strudel seiner Gefühle. Da war einerseits dieser positive Stress, der ihn beflügelte, weil er vor einer entscheidenden Wendung in seinem Leben stand. Nichts würde – im Guten wie im Schlechten – so bleiben, wie es war, und irgendwie gefiel ihm der Gedanke.
    Und andererseits lauerte der nagende, negative Stress: die Vorahnung, oder besser gesagt das intuitive Wissen darum, dass die Welle der Zyanidmorde möglicherweise noch nicht abgeklungen war.
    Gårdeman und er hatten die Faktenlage und die daraus resultierenden Möglichkeiten wahrscheinlich viel zu früh am Morgen diskutiert, als sie beide noch nicht so richtig fit gewesen waren, den Schlaf noch in den Augenwinkeln. Hill wurde das unangenehme Gefühl nicht los, dass sich das Ganze als viel

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